Sprung zur TabelleSprung zum MenüSprung zur SucheHotkey Referenz
Anzeige von 8806 - 8810 aus 11858
Sortiere nach 
Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
8806 1821 9 7 Heiter, warm. Im Burgtheater „Vielwisser“, mit Wothe; im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien „Totenansager“, „Silberschlange“. Reimann, sie und Kridl speisten mit uns, letzterem gab ich den langen Aufsatz an den Kaiser. Löhr schickte mir für ihn 100 fl. Den Jungmann schickte ich wegen Interessen wieder zum Gyurkovics. Wir beschlossen, nach Mittag den Garten des Kaisers, Glashäuser, Affen und Papageien zu sehen. Die Wohlfarth mit Tony und Minotti gingen mit uns. So pompös die Glashäuser sind, so elend und in wirklich wüstem Zustand ist der Garten. Die Schönheit der Papageien bewunderten wir, die Affen unterhielten uns. Gegen 5 h in den Garten. Reimann brachte von Rospini eine schwarze Glaskugel, als Camera obscura, welche gleich im Parterre aufgestellt wurde und hübsche Bilder macht. Außer den Reimannischen kam niemand. Um 8 h ins Burgtheater, leer; dann, weil der Abend so schön war, mit Kike und Kridl eine Tour über die Bastei. Band 10 (X.), Seite 10r
8807 1821 9 8 Mariae Geburt. Der Morgen schon warm. Der Schießl Marie Handschuhe. Den Vormittag beim Grafen. Mittags in den Garten, mit der Wohlfarth, Tony, August, Minotti und Koch, speisten im Zelt. Windig, die Fahne musste aufgerollt bleiben. Nach Mittag kamen der Oberst Paulich, Kölbel und Fuchs, die Richart mit dem Zwicker und Tochter Marie, Rosenzweig mit Familie, Fux mit Frau und Anhang, Kettel mit Frau, Sonnleithner, Seitz und die gewöhnlichen Gäste. Alle unterhielten sich, wir blieben bis 9 h im Garten. Schöner Mondabend. Band 10 (X.), Seite 10r
8808 1821 9 9 Windig, warm, es wurde ein schöner, warmer Tag. Im Burgtheater „M[aria] Stuart“, im Kärntnertor-Theater „Zauberglöckchen“, im Theater an der Wien „Albrecht der Streitbare“. Therese fuhr mit der Sepherl früh in den Garten, ich folgte um ½ 2 h. nach. Der Graf hat etwas Fieber, am Vormittag bei ihm. Ich bat ihn wegen der Anweisung von 10 Eimern Wein, welche er selbst aussprach. Er antwortete, er könne nur 6 geben, wie empörend schmutzig ! Um 10 h wurde Hz. Albert feierlich versehen, der Pater Anton der Augustiner hörte ihn zur Beichte, der Burgpater kommunizierte ihn, die Beatrix begleitete den Zug. Ich musste den Kleiner suchen, welcher erst gegen 1 h kam. Dann in den Garten. Therese und ich speisten allein in der Hütte und taten uns gütlich. Große Gesellschaft von mehr als 70 Personen. Die Fux und Reimann kamen mit ganzen Zügen, die Parisot mit den Kindern des Brenberg (?), Reich mit Aspelmayer, Salieri, Moreau, Mühlhofer, Seitz, Axt, Braunthal, Kiss, die Bandinischen, Steinle, Kämpfler (?) mit Frau. Alles war lustig, wir blieben bis nach 8 h. Es war so angenehm. Band 10 (X.), Seite 10v
8809 1821 9 10 Heiter, warm, nach Mittag trüb, kalter Wind, ab 6 h anhaltender Regen. Im Burgtheater „Lorenz Stark“, im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Lodoiska“, im Theater an der Wien „Molinara“. Früh schrieb ich dem Jungmann, er möchte wegen der Interessen mit Seitz zum Gyurkovics, aber vergebens, er zahlt nicht. Den Vormittag beim Grafen, er ist sehr übel; bei Vladár, Pepi ist wieder krank. Alles stürmt auf mich, um mich missmutig zu machen. Schießl und Elsler speisten mit uns. Nach Mittag zum Grafen, zum Seitz, welcher mir vertraute, dass Gyurkovics den Auftrag hat, auf eine neue Art zu denken, um mich mit Ende des Monats zu entlassen, und dass er wegen der Interessen von den 10.000 fl. WW erst vom Grafen den Auftrag haben muss; wie schändlich ! Dann in den Garten; Therese fuhr mit der Trentsensky, ich ging. Nach 7 h ins Kärntnertor-Theater, heiß. Sprach später Kike. Schlaflose Nacht. Band 10 (X.), Seite 10v
8810 1821 9 11 Trüb, der Abend war düster und feucht. Im Burgtheater „Unglückliche Ehe“, im Kärntnertor-Theater „Otello“, als Desdemona Mad. Aschenbrenner-Krüger aus Darmstadt; die Loge dem Tschepp. Im Theater an der Wien „Waise aus Genf“ Den Vormittag beim Grafen, dem elenden Menschen; noch Fieber und Verschwendung für die Stullmüller. Heute ließ ich meine Weine, Liköre und Porzellan hinab in eine Kammer des Franz tragen. Kárner, Jungmann, Dräxler und Agnes speisten mit uns gutes Eingemachtes von der Köchin Konradin. Dem Kárner erzählte ich die Infamie des Grafen, worüber er sehr entrüstet, den Gyurkovics selbst sprechen will. Dieser macht eine Partie von 20 Personen nach Mödling. Nach Mittag nicht in den Garten, sondern zum Grafen, weil ich den Konto der Adaile mit 1600 fl. bezahlen musste. Niemand bekommt Geld, nicht die Interessen werden bezahlt, aber für Putz ist Geld da. Er gab mir das Geld in Gegenwart der Gräfin, wie dumm ! Ich ging allein in den Garten, fand die Pepi, später kamen die Reimannischen. Wir sahen in der Hütte das Feuerwerk „Die Zersprengung des Pulverturms 1779“; wenig Menschen werden im Prater gewesen sein. Nachher ins Kärntnertor-Theater. Die Krüger ist eine hübsche Figur und Stimme, aber hat eine gewisse Manier und ist keine Bravoursängerin. Sie gefiel wenig, wurde vorgerufen und dankte für die nachsichtsvolle Aufnahme. Band 10 (X.), Seite 10v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

Copyright © 2025 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b