Wie gestern, nach Mittag heiter, warm. Im Kärntnertor-Theater „Richard und Zoraide“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Die seltsame Lotterie“, übers[etzt] von Castelli, und „Berggeist“. Den Vormittag beim Grafen. Heute Nacht musste Rudorfer den Katheter applizieren und am Vormittag hielten Vehring, Rudorfer und Malfatti Consilium. Mittags mit Dräxler, nach Mittag in den Garten. Wohlfarth brachte den Jaschke (?); Seitz mit Familie, Reimann, Fieglmüller, Steinle, Dessauer, Liesi, die Bandinischen, Koffler, Angelis, Galler (?), Peyer, Petrowitz, Jeanettl, Mayer; wir blieben bis 9 h, ich zum Grafen, die anderen spielten noch länger. Feierliche Krönung des Königs von England Georg VI. (sic); die Königin wurde nicht eingelassen.
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Heiter, warm; endlich scheint es Sommer zu werden. Im Kärntnertor-Theater „Milton“ und zum 2. Mal „Lodoiska“; im Theater an der Wien „Waise aus Genf“. Der Graf ist wieder besser, den Vormittag bei ihm. Mittags ins Diana-Bad, zum Radl speisen, mit Kárner, Seitz, Kridl und Wohlfarth. Nach Mittag zum Grafen, in den Garten, wohin die Spielpartie kam, später Römer, Frau, Marie und die Reimannischen. Um 9 h ins Kärntnertor-Theater, sah wieder Aigen, kränklich; sprach noch Kike.
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Wie gestern. Im Kärntnertor-Theater „Tancred“, im Theater an der Wien „Marc Antonio“, Oper in 2 Akten von Pavesi, dem Wohlfarth das Billett, Reinl die Loge. Den Vormittag beim Grafen; er kann ohne Katheter, welchen ihm der Rudorfer appliziert, nicht urinieren. Abreise der Gräfin. Der Hruschka, welche in Döbling, schickte der Graf Crème celeste; ich trug selbe samt Billett hin und warf selbe in den Garten hinein. Der Jeanettl schrieb ich ein Bittgesuch an Pálffy, ich besorge, wieder vergeblich. Mittags mit Dräxler, nach Mittag zum Grafen. Mit Therese zum Fabrikanten und in die Porzellanfabrik, dann in den Garten. Dort fanden wir die Rangstein, die Marie kam später. Gegen Abend überraschte uns die Szilinska und Gryphius (?) mit Tochter; ich führte sie herum, recht sehr gefiel ihnen der Garten. Sie jausneten und fuhren mit uns gegen 9 h weg.
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Wieder Regen, wie unangenehm ! Es regnete bis gegen 4 h, dann wurde es zwar heiter, aber sehr kotig. Im Kärntnertor-Theater „Zauberglöckchen“, im Theater an der Wien „Reise durch die Luft“. Der Fux Geburtstag. Therese speist dort; wir gaben Wein und ein blaues Kleid für 15 fl. Den Vormittag beim Grafen; das Urinieren ohne Katheter geht noch nicht. Mittags bei Wohlfarth mit Peter und Pepi Schwicha, welche sehr hübsch sich ausgewachsen und die Schwester der Bauer ist. Bis nach 6 h beim Grafen, dann ins Kärntnertor-Theater, mit Kanzler (?) ins Bierhaus. Therese speiste und spielte bei ihrer Schwester.
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Trüb, öfters Regen, [nach Mittag] heiterte es sich etwas aus. Im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Lodoiska“, im Theater an der Wien „Marc Antonio“, langweilt sehr. Den Vormittag wie gewöhnlich beim Grafen; er ist noch im Alten. Mittags besuchte ich den kranken A. Z. Wertheimer, welcher sich vor 11 Tagen die rechte Hand beim Umwerfen des Wagens quetschte. Mit Dräxler speisten wir, nach Mittag zum Grafen, in den Garten. Der Wohlfahrt mit der Schwicha Pepi, den Reimannischen, welcher fleißig auf seinem Grund hacken lässt, Feronce mit Familie und Marie waren da. Gegen 9 h ins Kärntnertor-Theater, da erzählte mir Joël, dass heute vermöge Entscheidung der Hofstelle nach Mittag um 4 h die Pachtung des Leopoldstädter Theaters dem C[arl] F[riedrich] Hensler übergeben, und der Krida-Masse-Vertreter des Huber, Manquet, abgewiesen wurde; welch sonderbare Wendung ! Abends sprach ich noch Kike, sehr unangenehme Ahnung. In der Nacht Sturm und Regen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).