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Anzeige von 8566 - 8570 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
8566 1821 1 11 Schlechtes Wetter. Im Burgtheater „Quälgeister“, im Kärntnertor-Theater „Barbier von Sevilla“, im Theater an der Wien „Kirchtag in Petersdorf“. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay, endlich schickt er sich zur Abreise. Der Fürst speist da. Dräxler und Girardoni speisten mit uns; er ist in großer Geldverlegenheit; ich versprach ihm 600 fl. zu leihen und sprach mit Haim und Mayer. Dem Haim und Huber gab ich jedem 60 fl. Neujahr, dem Weiß und Jakobi jedem 15 fl. Nach Mittag zu Steinle wegen Ballbilletts. Sprach Lehner, ins Kärntnertor-Theater und um 8 h ins Bett. Band 09 (IX.), Seite 159r
8567 1821 1 12 Alle Tage Regen und Nebel. Im Burgtheater „Vaterhaus“, im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Zauberschlaf“, Im Kärntnertor-Theater „Italienerin in Algier“. mit Mad. Schütz. Den Vormittag beim Grafen, Mericzay bereitete sich zur Abreise vor, blieb aber. Beim jungen Fuchs (?), zu Lehner, der Hruschka, fand Gesellschaft, die Koch Jette; sie gab mir ihr Porträt und jenes der Stich als Maria Stuart. Mit Therese wegen der F[anny ?] einen kleinen Zwist. Schießl und Elsler speisten mit uns. Bei Wohlfarth große Konferenz wegen meiner 9000 fl; ich lasse ihnen selbe auf 4 Jahre; sie lag im Bette. Im Regen ins Theater an der Wien. Die Oper unterhielt uns als Faschingsstück, doch war es leer; fand Römer, Michel, sprach Froon wegen Hasenhut. Band 09 (IX.), Seite 159v
8568 1821 1 13 Sehr kotig, öfters Regengüsse. Im Burgtheater „Elise Valberg“, die Pfeiffer als Fürstin; im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“ mit der Rosner, im Theater an der Wien „Die Schauspieler“. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay. Therese endete heute ihre biographische Skizze, welche ich etwas korrigierte. Müller, Stessel, Dräxler speisten mit uns. Nach Mittag sprach ich Lehner, in Gesellschaft mit Hruschka, ging ins Burgtheater, dann ich in beide Theater. Rosner sang sehr schön und musste seine Arie wiederholen. Die Pfeiffer gefiel und wurde gerufen, sieht der Lembert ähnlich; ihr Organ ist tief. Bei Wohlfarth große Gesellschaft. Therese hatte großes Spiel bei Moser. Kridls 59. Geburtstag. Band 09 (IX.), Seite 159v
8569 1821 1 14 Trüb, Nebel. Im Burgtheater „Mohrin“ mit der Pfeiffer, im Kärntnertor-Theater „Elster“; im Theater an der Wien „General Schlenzheim“. Gestern reiste Mericzay ab; den Vormittag beim Grafen, dann großes Stempeln der Ballbilletts. Mittags bei Wohlfarth mit dem alten Nesinger, Koch, Axt, Streitfort. Bei Therese war Dräxler, abends war sie bei Reich. Nach Mittag sprach ich Ball, dann in beide Theater, blieb in der Burg. Die Pfeiffer gefiel, besonders in der Szene, wo sie das Pult zerbricht; wurde zweimal gerufen. Ich fand Assen mit der Reich. Heute war Carl Kridl da. Band 09 (IX.), Seite 159v
8570 1821 1 15 Anhaltend die ganze Nacht Regen. Im Burgtheater „Schuld“, die Pfeiffer als Elvire; im Kärntnertor-Theater „Gutsherr“ und „Aline“, im Theater an der Wien „Schlenzheim“. Den Vormittag beim Grafen, Verteilung der Ballkarten. Wohlfarth kam mit der Hiobspost, dass Kridl seit gestern früh vermisst werde. Ich ging in die Apotheke, allgemeine Bestürzung, sie meldeten es schon dem Hofrat Vesque. Schrecklicher Schlag. ! Ich begegnete dem Sieber und sagte es ihm. Dem Martini sagte ich „Vielleicht liegt er vom Schlag getroffen in seinem Zimmer ?“ Ich bin ganz untröstlich. Lange, Schießl und Jungmann speisten da, trauerten wegen Kridl. Nach Mittag kam die Reimann; zu Mansfeld wegen Visitebillett, dann wieder in die Apotheke, brachte Martini und Zanini jedem ein Gilet aus Wollsamt und ein Musselintuch, 20 fl. Um 6 h ließen Vesque und Glandinger in Gegenwart des Fouriers Collet und der Beamten Kridls Zimmer öffnen. Man fand mehrere versiegelte Briefe und Pakete, eines an Vesque, mich, Kammerdiener Müller, Portenschlag, Rosa. Vesque las, dass er Seine Majestät als Vater bitte, einem Unglücklichen zu verzeihen, der die Schande eines Kassadefekts nicht überleben kann; der die Apotheke im elendesten Zustande übernommen und im besten verlässt. Er bittet, man möge dem braven, kranken Buchhalter Trtina Zeit zur Rechnung lassen, er wird alles in Ordnung bringen. Die abscheuliche Behandlung des Glandinger bestimmten ihn zu dem verzweifelten Schritt. Am Samstag sprach ich den geliebten Freund noch im Kärntnertor-Theater. Er war ganz verstört, war abends bei Hoffmann bis ½ 1 Uhr, gab dem Rosner Lehren, dass er sich an die Hoffmann und mich halten solle, weinte und forderte sie auf, mit ihm die Nacht durch Mariage zu spielen. Niemand sah ihn am Sonntag ausgehen. Ich sprach mit Collet, Portenschlag, Ruthner, Eberl. Carl kam in Verzweiflung zu mir und sagte, sein Onkel habe 17.000 fl. ausstehend. Wie leichtsinnig gut er war ! Der Wohlfarth und Reimann gab ich die Loge im Burgtheater und suchte Sieber und Wohlfarth in beiden Theatern. Es ist ein entsetzlicher Schlag ! Band 09 (IX.), Seite 159v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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