Heiter. Im Burgtheater „Wald bei Hermannstadt“, im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, Mad. Becker von Prag als Prinzessin. Im Theater an der Wien „Papageien“, „Oberon“. Den Vormittag beim Grafen, speiste bei Wohlfarth in Gesellschaft von Axt, mittags nach Schönbrunn, Hietzing, Baumgarten. Als wir in den Garten kamen, fanden wir Hoffinger und hörten, dass der Kaiser um 4 h nach Mannersdorf und dann nach Ofen und Pest abreisten, um das Kavallerie-Lager zu sehen. Wir sahen die Fontänen springen, gingen durch Hietzing, über den Steg, die Wiesen und Bleiche, fanden Radl, den Anton aber weder in Baumgarten noch in Hütteldorf. Es trübte sich, ein Sturm und Regen drohte, Radl ließ die Damen nach Schönbrunn fahren; wir gingen, uns erreichte der Sturm. Als wir nach Schönbrunn kamen, fanden wir sie nicht und fuhren in Radls Kalesch in Sturm und Regen zum Wohlfarth, sie kamen in einem Fiaker nach. Der Anton war … [Satzende fehlt].
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Heiter, schön. Im Burgtheater „Vielwisser“, im Kärntnertor-Theater „Alexis“, fatal wegen Chor; „Fest in Kisbér“. Im Theater an der Wien „Cenerentola“. Früh zum Grafen, besorgte manches. Speiste bei Wohlfarth mit Axt, dann gleich in den Garten. Therese fuhr um 2 h mit ihrer Ladung hinaus. Für den Kirchtag im Garten haben wir 3 Schlögel, 15 Stück Wildpret, 4 Zungen, 4 Salami, 4 Guglhupf, 2 Torten, Gefrorenes und 6 Teller Bäckerei. Wir haben das ganze Personal des Opernchors geladen. Die Gesellschaft war Leeb mit Sohn, Moser, Carl Werner mit Magistratsrat von Linz, Eggendorf (?), Kridl mit 6 Hoffmannischen, Fußer 6, Ennöckl mit Kaiser, Zorn 5, Wohlfarth 4, Peyer, Massauer, Eberle 6, Maurer mit 3, Lissl 3, Rebhann, Knoll, Seitz 3, Vadász mit Mutter, Stessel mit Dr. Strauß, Dräxler, Andres, Klopf 3, Rohrweck 3, Krautauer, Schenk, Uffenheim[er], Redeschini, Wille, Castelli, Tschepp, Axt, Streitfort, Sohn – morgen wird er als Pionier nach Korneuburg geführt –, Reimann 6, Fieglmüller, Vihs (?), Ottawa, Fux 3, Schanz 4, Hänel 3, Geyling (?) 2, Troppauer 2, Reinl, Imhoff 3, Langer und Kolb 6, Gall, Moreau, Etzelt, Michel, Wolfmayer, Stegmayer 3, Treitschke, Frau, Dirzka mit Tochter, Kinsky, Gottdank, Forti, Rosner, Herrmann von Dresden, Reich Joseph, Trilson (?), Dunzendorf, Carl, Ball, Barth, Berg mit Elzner, Teiner und noch ca. 20, 2 Artilleristen, Ignaz und Jakob Hitzinger, Feuerwerker Lathner (?), Traubenberg 3, Hoffmann mit Leder 4, Cronberg, Lederer, Marcobrunner. Um 5 h begannen Spiele und Tanz, nach 8 h das Feuerwerk, dann wurde Gefrorenes gegeben und die Tafel zum 2. Mal gedeckt. Das bengalische Feuer auf dem Steigbaum trieb der Wind, so dass es schneller verbrennen musste. Der Garten war sparsam erleuchtet. Dann wurde gesungen, Moreau deklamierte, und der Tanz wieder bis 12 h fortgesetzt. Dem Herrmann sagte ich, wie unartig ich es fand, dass Reichard sich nicht mehr blicken ließ. Therese schlief mit Dini im Garten.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Donna Diana“ mit Mad. Brede von Stuttgart, im Kärntnertor-Theater „Semiramis“, im Theater an der Wien „Pflicht und Liebe“. Abreise des Grafen, nach 6 h ging ich zu ihm, um 9 h reiste er ab. Dann ich nach Hause, blieb bis 11 h und fuhr mit Wohlfarth in den Garten speisen. Therese lag wegen Kopfschmerzen und musste im Bette bleiben; ich mit Wohlfarth und Dini aßen im Zelte. Nach Mittag kam Ritzin, Richart und Rigatt, die Wohlfarth mit Peyer, die Reimannischen mit Dessauer. Unterhielten uns bis ½ 8 h, dann nach Hause und ins Bett. Heute nahmen wir die weiße Taube, welche die Reichard mit dem Fallschirm fallen ließ, samt dem Korb in den Garten. Der Korb hängt in der Grotte.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Lohn der Wahrheit“, im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Hochzeit der Thetis“, im Theater an der Wien „Cenerentola“. Früh zu Hause, sprach Lehner. Besorgte mehrere Aufträge, schrieb dem Grafen. Dem Feuerwerker Mayer zahlte ich 7 fl. Die Reimann, Kridl, Dirzka mit Gottdank speisten mit uns und machten viel lachen; Jeanettl kam. Nach Mittag fuhr Therese mit der Reimann einen Augenblick in den Garten, ließ Bier abziehen. Ich fuhr in Gesellschaft zu den Artilleriemanövern auf die Simmeringer Haide, sah die Feuerwerkskörper, Wachteln (?), Steine, Pulversäcke und Leuchtkugeln werfen, fuhr die illuminierte Straße dann um 8 h herein, zu Lehner, dann nach Hause.
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Trüb. Sonnenfinsternis, mittags 1 h 56 Minuten. Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, im Theater an der Wien „Abälino“ mit Mlle. Enders, Stessels Freundin, als Rosamunde. Um 8 h mit Tschepp ins Wassermagazin, dann fuhr Therese in den Garten. Ich arbeitete zu Hause, besuchte die kranke Ball. Um 12 h in den Garten. Wir bestimmten, mit Reimann und Wohlfarth im Garten zu speisen, speisten im Salettl, Koch, die Reimann, Axt, die Wohlfarth und Ennöckl kamen zum Kaffee. Wir sahen trotz der öfteren Wolken und manchmal Regen die ringförmige Sonnenfinsternis. Beim Speisen erhielt ich einen Dankbrief vom Reichard aus Salzburg, und einen Brief vom Hofrat Gürtler, dass der Herzog Albrecht am 13. in Ács übernachten wird, weswegen ich gleich dem Grafen schrieb. Wir blieben trotz der Kühle bis 7 h im Garten, dann mit Reimann und Axt ins Kärntnertor-Theater. Sprach Lehner, dann ins Bett.
Band 09 (IX.), Seite 141r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).