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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
8396 1820 7 25 Heiter, öfters Regen, beinahe immer kalter Wind. Im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“, im Theater an der Wien „Falsche Primadonna“. Früh zum Grafen, mit Graf Franz Zichy, dem Fabrikanten Böhm und Kaan zu tun. Schrieb Therese und Felber, schickte der Fux ein blaues ostindisches Tüchel, 10 fl. Girardoni speiste mit mir. Nach Mittag wegen Wolle zur St. Marxer Linie. Schrieb dem Kridl einen langen Brief, worin ich selben ganz charakterisierte und seine Beleidigung über das Ausbleiben von Mittwoch [am 19.] detaillierte. Später in den Garten, die Ennöcklischen mit der Kaiser (?), Wohlfarth, Axt, Fink. Die Damengesellschaft spielte im Salettl, die Männer im Zimmer. Die Fux und Dini nähten die Fahne vom Steigbaum. August bediente mit Gefrorenem und Torte. Um ½ 10 h in die Stadt, ich ins Kärntnertor-Theater, da wurde mir ein Schnupftuch aus Perkal gestohlen. Band 09 (IX.), Seite 131v
8397 1820 7 26 Anna. Veränderlich, kalter rauer Wind, wie im November. Im Kärntnertor-Theater „Ostade“, „Aline“; im Theater an der Wien Drahttänzer Bevilacqua, und „Oberon“. Den Vormittag beim Grafen, Disposition wegen Wolle. Bei Lehner (?), der Stullmüller. Kridl speiste mit mir. Therese schrieb ich 2 Mal durch Wohlfarth, welche nach Mittag hinausfuhren und Dini mitnahmen. Ich besuchte die kranke Jeanettl, ging über die Bastei, kam mit Schelly, Vorsteher der reformierten Kirche zusammen. Zu Lehner (?), ins Kärntnertor-Theater; Kaiser, Kaiserin und Louise waren da, wurden mit Klatschen empfangen. Ins Bierhaus. Band 09 (IX.), Seite 131v
8398 1820 7 27 Wie gestern, abwechselnd Regen. Im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, Mad. Becker, 1. Sängerin von Prag, als Königin der Nacht. Im Theater an der Wien Einnahme des Krüger „Überall zu spät oder die Reise zur Hochzeit“, Lustspiel in 3 Akten aus dem Französischen. Den Vormittag beim Grafen, mit dem Fabrikanten Böhm zu tun. Der Graf liegt mit Gliederschmerzen, die Stullmüller besuchte ihn, fatal ! Dräxler speiste mit mir, nach Mittag zum Grafen, Lehner (?). In Gesellschaft in den Garten, wegen dem Schenk seinen Knaben und Mellini, fand die Fux mit Kathi. Kalter Abend, blieben doch wir bis gegen 10 h. Band 09 (IX.), Seite 132r
8399 1820 7 28 Wie gestern; abends starke Regengüsse; schlechter Sommer ! Im Kärntnertor-Theater „Feodora“, „Alfred“, im Theater an der Wien das Gestrige. Der Graf bessert sich, den ganzen Vormittag bei ihm. Schrieb an Therese und schloss ihr Streitforts Brief bei, in dem er wegen seiner Unart am 6. um Vergebung bittet. Andres wurde bei Well angenommen und hilft bei Jahn aus. Mittags ganz allein, besuchte den kranken Kárner, sah die Zimmer der Fürstin. Nach Mittag beim Grafen, Lehner (?), kam erst um 7 h vom Grafen weg. Ins Kärntnertor-Theater, fand Reimann, Steinl, Treitschke, im 4. Stock Felber, bediente sie alle mit Gefrorenem. Band 09 (IX.), Seite 132r
8400 1820 7 29 Veränderlich. Im Kärntnertor-Theater „Tancred“; im Theater an der Wien das Gestrige, es gefällt. Die Laucher erkrankte in Döbling, also kann die „Elster“ nicht sein. Den Vormittag beim Grafen, mit Kaan zu tun. Kárner und Dräxler speisten mit mir allein, nach Mittag fuhr die Reimann nach Baden; ich schrieb Theresen und schickte ihr Parasol. Nach Mittags zum Grafen, zur Vladár, ins Kärntnertor-Theater. Um 6 h abends schoss sich in der Stephanskirche ein junger Mensch von einigen 20 Jahren mit einer Pistole in die linke Seite. Er scheint ein Preusse und Schneider zu sein, man fand eine preussische Militär-Medaille. Er fiel zwar vom Betstuhle in der Nähe der Uhr, der Chirurg fand aber nur einen schwarzen Fleck mit einigen Blutstropfen. Er verschwieg seinen Namen und wurde ins Spital gebracht. Man besorgte Entweihung der Kirche. Band 09 (IX.), Seite 132v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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