Trüb, veränderlich. Im Burgtheater „Don Gutierri“, mit Anschütz, im Kärntnertor-Theater „Zauberföte“, Bergmann als Tamino, im Theater an der Wien das Gestrige, gefiel wenig. Feuerwerk, „Ausbruch des Vesuvs“. Um 12 h fuhr der Graf mit Stullmüller nach Dornbach. Ich zu Lehner (?), speiste in Gesellschaft bei Wohlfarth. Spielte mit Dräxler Billard, in den Prater, das Feuerwerk wurde wegen öfterem Regen zum 2. Male abgesagt. Dann ins Leopoldstädter Theater „Buschmenschen in Krähwinkel“, dann „Zaubertempel“, Pantomime von Rainoldi. Sehr heiß, mich quält schon wieder Schnupfen. Therese war mit den Reichischen und Pepi im Garten.
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Veränderlich; trauriger Sommer ! Im Burgtheater „Schal“, „Geteiltes Herz“, „Das war ich“; im 1. und letzten spielt die Anschütz. Im Kärntnertor-Theater „Tausch“, „Aline“, im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag beim Grafen, Mauthner, Lehner (?). Begräbnis der Schwiegermutter des Joseph Reich, Franziska Ritmüller, 83 Jahre, Großhändlerswitwe aus Triest. Pepi, Stessel, Richart und Dräxler speisten bei uns. Nach Mittag bei Lehner (?) und in den Garten. Im steten Regen kam ich in den Garten, im Kot kam ich herein. Der Graf schickte mir ein Billett gleich nach Ács zu schreiben, das ließ die Sepherl liegen; im Kärntnertor-Theater hatte ich Verdruss mit dem Grafen, eilte nach Hause, expedierte einen Boten nach Schwechat und blieb den Abend zu Hause. Therese blieb mit den Reichischen im Garten und kam erst spät herein.
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Fatales Wetter, nach Mittags und abends heiter. Im Burgtheater „Tagesbefehl“, „Neugierige Ehefrau“, im Kärntnertor-Theater „Dorfsängerinnen“, Franz Rosner tritt zum 1. Male auf. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Die Schauspieler“, Lustspiel in 5 Akten aus dem Französischen, von Vogel. Früh zum Grafen, vollauf zu tun. Entscheidung wegen Entlassung des Martin, die Redlich Nanett bezieht das Zimmer, Janele (?) wird Tafeldecker. Gegen 1 h reiste der Graf nach Preßburg ab. Richart speiste mit uns. Nach Mittag zu Lehner (?). in Jungmanns Gesellschaft eine Stunde im Garten, Andres zieht Kranichberger und Horner Bier ab. In Gesellschaft ins Kärntnertor-Theater. Rosner singt eine neue Arie im 2. Akt.
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Heiter. Im Burgtheater „Iphigenie auf Tauris“, Anschütz zum letztenmal als Pylades. Im Kärntnertor-Theater „Neuer Gutsherr“, „Figaro“, im Theater an der Wien „Die Schauspieler“. Früh zu Hause, mit Seitz zu Rosenzweig und in die Porzellanfabrik. Kridl mit Lang von Parma, Seitz, Gottdank, Dirzka, Rosner, welcher gestern sehr gefiel, Pisling, Dräxler, Andres speisten mit uns. Dem Grafen schrieb ich nach Preßburg. Nach Mittag fuhren wir in den Garten; Dirzka, Rosner, Wohlfahrt, Seitz, Axt, Kridl, alle kamen hinaus; bis 10 h waren wir sehr lustig. Wir schliefen im Garten.
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Peter und Paul. Sehr windig, der Wind blies kalt und feucht. Im Burgtheater „Familie Rosenstein“, „Zerstreute“, im Kärntnertor-Theater „Rotkäppchen“, [Billet ?] dem Reinl. Im Theater an der Wien „Freund in der Not“, „Oberon“. Zum 3. Mal ist das Feuerwerk „Der Vesuv“ angeschlagen. Den Morgen im Garten, Reinl und Pepi frühstückten mit uns in der Hütte, sehr windig. Therese schickte zu Peter Fux, zum Namenstag gratulieren. Ich aß mit Therese heraussen. Am Nachmittag kam unser Nachbar, der Chirurg, Lissl mit Frau, die Reimann mit Fieglmüller, Dräxler, August, Maurer, der junge Felber mit Mayer, Traubenberg mit ihr und Bruder. Wohlfarth holte mich in Gesellschaft zum Feuerwerk ab, wo ich mich langweilte. Es war ganz feuerarm, die Eruption war nur eine Rakete. Ich fuhr noch in den Garten, erst um 11 h kam ich an. Therese illuminierte den Turm und das Salettl. Heute starb der Polizeikommissar Johann Nepomuk Rangl von Rangstein in Hietzing an der Luftröhrenschwindsucht.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).