Veränderlich. Im Kärntnertor-Theater „Wechselbrief“. „Fest in Kisbér“, im Theater an der Wien, zum 1. Mal „Die falsche Primadonna in Krähwinkel“; Keller von Breslau, Krüger als Rummelpuff (?); wie setzt er sich herab ! Sitze dem Reimann, Billett dem Lehner (?). Um 7 h zum Grafen, Mericzays Abreise, Richart, Dräxler, Pepi speisten da. Meinem Bruder schrieb ich einen langen Brief. Nach Mittag zu Hause, in Gesellschaft, ins Theater an der Wien, gedrängt voll. Keller missfiel im Spiel, sah aber gut aus als Primadonna und gefiel sehr im Falsett. Krüger fiel total durch, so wie das Ganze. Schwarzböck gefiel als Schulmeister bei den Violinvariationen. Am Schlusse erschienen Keller und Krüger. Heute war es zum Vollsten.
Band 09 (IX.), Seite 129r
8382
1820
7
11
Trüb. Im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“, im Theater an der Wien das Gestrige. Den Vormittag beim Grafen, welcher abreiste. Sprach die Reimann, Lehner, um 12 h in den Garten. Wir speisten im Garten, Peter, sie, Schwarzer, Reimann, sie, Wohlfarth, sie, August, Tony, Moser, Kridl, Axt, Dini, Pepi, 15 Personen. Öfters Regen, doch hielten wir ritterlich aus und blieben unter dem Zelt. Mittags zerriss der Sturm die Fahne. Die Wohlfarth war sehr pikant, ich ließ alles fallen und unterhielt mich mit den anderen. Bis nach 6 h wurde gespielt, bis auf die Reimannischen und Dessauer ging alles. Später kamen Voigtländer, die Baumannischen und Dräxler und blieben bis 10 h, um auf dem Schneeberg das Blinkfeuer für die Triangulierung zu sehen. Ich blieb trotz des kalten Windes bis ½ 11 h, sah aber nichts.
Band 09 (IX.), Seite 129v
8383
1820
7
12
Veränderlich, öfters Regen, doch nicht so kalt. Im Kärntnertor-Theater „Feodora“, „Alfred“, die Loge den Peters, im Theater an der Wien „Primadonna“, gefällt nicht, die gestrige Einnahme 1600 fl., heute 1200. Um 6 h gingen wir schon in den Garten heraus, frühstückten in der Hütte mit Dini und Reinl. Der Pepi geht als Aushilfe in die Apotheke nach Mariahilf. Um 9 h in die Stadt, besorgte meine Geschäfte, Dräxler speiste mit uns. Nach Mittag brachten wir dem Feuerwerker Müller 6 Bouteillen Ofner, dann in den Garten. Dräxler kam mit 2 Freunden, Ferdinand Huber mit Tuscher und Frau, die Wohlfarths und Klopfischen, spät erst Ortner, Högler und Reinl. Mit diesen verabredete ich die Erbauung eines Salons auf dem Gesellschaftsplatz. Ortners Überschlag stieg über 3000 fl. Nach 9 h mit Högler auf die Galerie, sahen das auf dem Schneeberg angezündete Blinkfeuer alle 7 bis 8 Minuten und blieben bis ½ 11 h. Der Abend war schön; wir schliefen draußen.
Band 09 (IX.), Seite 129v
8384
1820
7
13
Veränderlich, Nebel, öfters Regen. Im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“, gefällt immer mehr, im Theater an der Wien „Abgebranntes Haus“, „Oberon“. Um 5 h war ich schon im Garten und ließ das Rinnsal unter der Brücke pflastern. Högler, Reinl und Dini frühstückten mit uns Nach 8 h in die Stadt, ins gräfliche Haus, zum Kridl. Auf der Bastei fand ich Gesellschaft mit Toni. Schrieb an den Grafen, speisten im Apollo-Garten mit Wohlfarth, Kridl, Vladárs Gesellschaft In Gesellschaft nach Pötzleinsdorf, bestimmten, ins Theater an der Wien zu gehen. Die Wohlfarths und Tony kamen auch. Therese war zu Hause.
Band 09 (IX.), Seite 129v
8385
1820
7
14
Warm, heiter. Im Kärntnertor-Theater „Zwillingsbrüder“, „Achilles“, im Theater an der Wien „Verschwörung auf Kamtschatka“, Krüger als Hetman, Anschütz Benjowsky, sie Afanasia. Früh arbeitete ich zu Hause, später zu Denickel. Mittags zu Hause, Schießl und Richart speisten mit uns. Therese packte und bekam von Adaile einen schönen weißen Hut, von der Etzelt eine Haube und Manschetten. Nach Mittag fuhren wir in den Garten, ich stieg beim Theater ab. Die Stegmayer mit Ferdinand, die Reimannischen, Wohlfarth, sie, Tony, Axt und Fink, Etzelt, Fux, Franchetti, Dräxler waren bis gegen 9 h da. Therese nahm Abschied, von Gumpendorf kamen 2 Eimer Bier, 23 fl..
Band 09 (IX.), Seite 130r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).