Trüb. Im Kärntnertor-Theater zum 1. Male die „Diebische Elster“, Oper in 2 Akten von Rossini; im Theater an der Wien „Faust“, Hruschka und Mad. Anschütz von Breslau. Also 50 Jahre lebte ich unter mancherlei Drangsalen und auch Freuden. Meine gute Therese gab mir unter herzlichen Glückwünschen 2 Beinkleider von Anguin. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay. Bei Wohlfarth sagte ich das Speisen ab und blieb mit Therese, Kridl, Jungmann, Richart, Pepi und Dräxler zu Hause. Nach Mittag zur Assen; der kotige Weg nach Hietzing, dann das Außchlagen der Pferde machte, dass ich ganz angespritzt war. Die Assen zeigte mir die Vergrösserung des Gartens an die Wien, wir plauschten auch mit Eckl, mussten Jause nehmen. Um 6 h in die Stadt, mit Wohlfarth ins Kärntnertor-Theater, Schenk und Dräxler gesellten sich zu uns. Die Ouvertüre wurde wütend applaudiert. Rosner gefiel sehr, ein Finale des 2. Akts, eine kleine Passage mit der Laucher wurde dreimal gesungen. Am Schluss erschien das ganze Personale wieder en corps, dann Rosner, Forti und Wranitzky, endlich die Laucher und Siebert. Alles verließ vergnügt das Theater. Es war zum Brechen voll und dauerte bis ½ 11 h; unerträglich war die Hitze.
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Es scheint ein schöner Tag zu werden, der Tag blieb sehr schön und ruhig. Für das Fest im Garten ließ Therese 6 Salami, 4 Schlögel, 4 Zungen, 25 Pfund Hirschwildpret, 4 Gugelhupf, 3 große Torten, Weichseltorte, 1 Torte mit meinem Turm – Überraschung vom August –, 6 Maß Gefrorenes, Obst, Käse etc. bereiten. Ich speiste in Gesellschaft von Axt bei Wohlfarth, fand die Laucherischen und Radl. nach Mittag um 4 h in den Garten, Therese war mit Etzelt schon um 2 h draußen. Nach und nach rückte die Gesellschaft an, zusammen über 200 stark. Um 7 h wurde aufgetragen, um 9 h das Feuerwerk abgebrannt, dann begannen Chöre mit Echo im Garten, auf der Brücke, dann steckte Grünner das bengalische Feuer auf den Steigbaum, dann eine Fontäne von Roller und es erschien ein Transparent von Neefe, groß und schön. Indessen wurde der Garten mit mehr als 300 Lampen erleuchtet. Dann begann eine Kantate von Kinsky, arrangiert von Dirzka, inzwischen wurde getanzt, gegessen, geschaukelt, getrunken. Um 12 h stiegen Therese und ich mit den Reimannischen in die Hütte und Galerie, um die Beleuchtung des Gartens zu sehen, ein schöner Anblick ! Ich fuhr mit August und Anhang nach Hause, Therese blieb im Garten. Die Sepherl fand ich vor dem Hause ohne Torschlüssel, musste lange warten. Dräxler beschrieb das Fest im Gartenbuch und schrieb folgende Gäste auf: Salieri mit 2 Töchtern, Kárner, Kridl, Schießl, Jungmann, Fux, sie, Emanuel, 2 Reyher (?) Gyrowetz, Kinsky, Dirzka, Gottdank, Rosner, Wohlfarth, sie, August, Tony, Luise, Maurer, Eberle und Massauer mit Anhang, Hartinger mit Braut und 2 Kollegen, Miligatt (?), Reimann mit Familie außer Theodor, Fieglmüller mit Frau, Gewey mit Resi, Rodler mit Hoffmann, Axt, Streitfort, Nikelsberg, Schenk mit Toni und Franzi, Prager mit 2 Knaben, Entenfellner, Uffenheim, Ritter, Radl, Kren, Hizinger Joseph, Ignaz, Jakob und Liesi, Klopf 3, Familie Hoffmann 6, Lang (?) von Parma, Habermayer, die Moser mit der Elise, Elsler, Peter mit Frau, die Petters (?) mit Schwester und P. Rest (?), Resch, Fanny, Praller, Römer, Traubenberg mit Bruder 3, Schwarz, Seitz 3, Kugler, Hannauer (?), Schmirer, Michel, Froon, Etzelt, Bruder, Pankenau (?), Scheiger, Dräxler, 2 Andres, 2 Laucher, Caminada 2, Heinrich, Carli, Brand, Berg, Prinz, Perschl (?), Bittner, von der Hofoper 22; Langer mit Pepi, Bruder 4, Damm mit Frau, Reinl, Walter mit 2 Söhnen und Vokckenhuber, Kritzner 2, Troppauer 3, Guilmar, Minotti, Nesinger, Kolbe (?), Neefe, Ottawa, Hörr, Schwott (?) 2, Grünner, Conrad, Lissl 3, Inspektor Mayr, bis jetzt 172 Personen, dann Müller und Sohn, Zeichner Schmidt (?).
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Ein schöner Tag, abends trüb, kalt. Im Kärntnertor-Theater „Diebische Elster“ zum 2. Mal, Sitze dem Reimann. im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“, Mlle. Mauss, Anschütz aks Graf Dunois. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay. Mit jung Stessel speiste ich bei Wohlfarth; der Zwist ist noch nicht aufgehoben, jedoch las ich ihr den Text mit Salbung. In der Gesellschaft kam ich mit ihm zusammen. Im Garten fanden wir Baumann, um 8 h in die Stadt, ins Bett.
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Trüb, kalt, windig, öfters Regen. Im Kärntnertor-Theater „Zwillingsbrüder“, „Alfred“, im Theater an der Wien „Die Schauspieler“. Den Vormittag beim Grafen, bei der Adaile, die der Therese einen Hut mit Federn macht. Zum Wohlfarth, in Gesellschaft zur Vladár. Die Moser, Dräxler, Dirzka, Wohlfarth, Richart und Andres speisten da. Jausnete im Braunen Hirschen, sprach Lehner (?), dann ins Kärntnertor-Theater. Bei Therese blieb die Moser den Abend.
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Wie gestern, öfters Regen. Im Kärntnertor-Theater „Dorfsängerinnen“, im Theater an der Wien „Räuber“, Anschütz und sie von Breslau. Den Vormittag beim Grafen mit Mericzay. Mittags bei Wohlfarth mit Dräxler, Axt. Sie war ganz unerträglich, ich sprach auch nichts. Therese speiste bei Reich. Brigitta-Kirchtag; durch Axt ließ ich Therese im Garten abholen, der Wohlfarth, Fink und ich gingen und holten die Reimannischen. Wir fanden die Etzelt mit Latzelsperger, Baron Reichelt, Elfinger (?) etc. Nach 8 h ging ich ins Kärntnertor-Theater, fand Kridl, Lehner (?); dann ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).