Heiter. Im Burgtheater zum 2. Male „Torquato Tasso“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“; die Loge dem Kleiner. Im Theater an der Wien „Johann von Paris“, mit Zimmermann, die Babette Fröhlich als Page. Früh schrieb ich dem Beber (?) und empfahl ihm den Schmidt. Dann in die Alleegasse, zu Liederscron, mit Klingmann zur Löwe, kehrten aber um, weil die Weissenthurn en visite war. Mittags speiste Schießl da, nach Mittag in die Alleegasse, auf den Gartengrund. Dann ns Leopoldstädter Theater zum 1. Mal „Raub der Europa“, Parodie in 2 Akten von Meisl, Musik von Müller, Dekors von Neefe, brav, ein paar vorzüglich, Maschinen von Krabathy. Dermer, Schießl, Joël und ich saßen zusammen; gleich anfangs wurde mir mein schönes, niedliches Zuckerstroh vom Platze gestohlen. Ich frug nach, nichts kam zum Vorschein; mir ist es sehr leid. Der [erste] Akt gefiel, der zweite langweilte sehr. An der [Wien] gefiel die Fröhlich so ziemlich. Heute nach Mittag um 6 h, gleich nach meiner, starb der Knabe Adolph Reimann an Luftröhrenentzündung, alt [Alter fehlt] Jahre.
Band 08 (VIII.), Seite 128v
7007
1816
10
6
Vor Mittag Nebelreissen, nach Mittag heiter. Fahrt nach Ebergassing; nach 6 h fuhr ich weg über Himberg. Diller war mit der Frau in Wien. Beim Verwalter fand ich den Stuckbohrerleutnant Heumayer, Direktor Schmidt von der Spinnfabrik, den Gottschlich von Schönfelds Papierfabrik, den Jäger Hausteiner und dann noch mehrere Leutnantspersonen von den Kürassieren. Ich las einen Brief von Cavriani, dass der Graf das Abweichen hat und nicht nach Ebergassing kommt. Der Verwalter Pirtner ist ein kleinlich ökonom[ischer] Mensch, mit dem ich sehr viel zu tun hatte, bis ich nach unserer Verabredung den Entwurf für den Jagdkontrakt erhielt. Ich ließ Wildpret abschießen, und er rechnete mir jedes Stück 30 x teurer an als dem Wildprethändler; wie schmutzig ! Nach Mittag mit dem Verwalter zu tun, dann mit dem Hausteiner in den Fasanengarten, mit Heumayer nach Wienerherberg, im Rückweg zur Fasanenaufzucht. Schmidt begleitete uns. Abends erhielt ich wieder einen Brief vom Grafen, dass er vielleicht morgen bis 10 h komme. Sah spielen zu, konferierte mit Pirtner wegen Grund zum kleinen Futter.
Band 08 (VIII.), Seite 128v
7008
1816
10
7
In Ebergassing, mittags in Seibersdorf. Früh Nebel, dann heiter. Früh mit dem Verwalter beschäftigt, dann in die Stuckbohrung, sah eine Haubitze bohren. Um 10 h mit dem Jäger nach Seibersdorf, von Gramatneusiedl über Reisenberg, teuflischer Weg. Der Graf erwartete uns am Schlosstor, große Konferenz. Der Graf fuhr mit dem Jäger um 12 h nach Ebergassing. Cavriani empfing mich sehr freundschaftlich, führte mich in Schloss und Garten 2 Stunden herum, dann speisten wir mit der Keglevich recht gut. Um 3 h diesen grundlosen Weg zurück, war um 7 h in Wien. Begräbnis des lieben Adolph Reimann; fand bei Therese die Bruckner und Christiana, führte sie spazieren. Ich ging ins Kärntnertor-Theater „Gemahl von ungefähr“, ritterl[iches] Divertissement. Den ReimannIschen Knaben gab Therese die Loge. Sprach Wohlfarth. Im Burgtheater „Clementine von Aubigny“, im Theater an der Wien „Vielwisser“, Löwe als Philipp. Kurs 326 fl..
Band 08 (VIII.), Seite 128v
7009
1816
10
8
Nebel, Regen dann heiter. Im Burgtheater „Schauspielerin“, dann „Proberollen“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Feodora“, „Waldmädchen.“ Den Vormittag beim Grafen, mit ihm zum Bertoli. Allein zum Rosenzweig, welcher mir sein Zuckerrohr schenkte. Auf den Gartengrund, Verdruss ohne End, nur 3 Maurer arbeiten, ein Probebogen von der Hütte ist aufgestellt. Zum Reimann, Grafen, arbeitete bis 2 h. Zum Radl speisen, Seitz, Ech, etc. Um 5 h in die Alleegasse, mass Erdäpfel. Seitz holte Therese auf den Gartengrund, wohin Kridl mit Schmid kamen. Sträubl ist mit den Zimmerleuten fleißig, fand Morawas Gesellschaft. Abends in beide Theater. Kurs 323 ½ fl..
Band 08 (VIII.), Seite 129r
7010
1816
10
9
Trüb, dann heiter. Im Burgtheater im Burgtheater „Phädra“ mit Zieglers Schülerin Mlle. Münstermann, 1. Versuch; Lange als Theseus. Im Kärntnertor-Theater „Lott[erie]los“, „Hochzeit der Thetis“, im Theater an der Wien „Faust“ Den Vormittag beim Grafen, mit welchem ich wegen Garten, Aussicht, Zahlungen einen gewaltigen Sturm hatte, mittags bei ihm mit Leykam, Bertolini (?). Nach Mittag mit Tschepp zum Bertoli, den kirschfarbenen Taffet zu übernehmen. Suchte Gesellschaft zur Zerstreuung, ging ins Kärntnertor-Theater, fand niemand, dann ins Burgtheater, sah Zieglers Schülerin, eine schöne Juno-Gestalt, deutliches Organ und bewundernswerte Unbefangenheit. Sie wurde verdient vorgerufen und erschien, von Lange geführt. Therese war auf dem Gartengrund, bekam Besuche von Seitz, Rumpelmayer, Steiner. Sträubl stellte heute die Bögen zur Hütte auf. Kurs 326 fl..
Band 08 (VIII.), Seite 129r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).