Trüb, tiefer Kot. Im Burgtheater „Mädchen von Marienburg“, im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien „Fehlgeschossen“ und „Deutscher Sinn“. Früh kam Stifft, dann beim Fürsten aufschreiben. Zu Stessel, Rumpelmayer, dann zu Kreibich wegen Moskau, der mich auf morgen beschied. Mittags speisten Jungmann, Schießl und Marie bei uns. Bschaidner kam nach Tische, große optische Konferenz, Neefe kam auch dazu. Der Graf kam an, ich wurde weggerufen und blieb bei ihm bis 7 h. Dann zu Hoffmann, sahen ins Kärntnertor-Theater, nachher in Compagnie etwas essen.
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Trüb. [Im Burgtheater] „Vasmer, Bürgermeister in Bremen“, im Theater an der Wien „Lustiger Schuster“. Dem Kassier Huber schickte ich Spitz-Tabak und Zwieback, dann zum Joël, Cappi, ins Neudegg, mit Schießl zum Kreibich, holten den Brand von Moskau. Mittags war Elsler da. Nach Mittag musste ich wegen Zinnicq herumfahren. Tranken Kaffee aus der neuen Flaschenmaschine. Dann mit Leithner, endlich ins Burgtheater, traf Compagnie und unterhielt mich. Krüger als Vasmer gefiel nicht. Bei Therese war Neefe.
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Maria Empfängnis. Dichter Nebel, in der Nacht Regen; sehr ungesundes Wetter; nach Mittag wurde es heiter. Im Burgtheater „Heinrich von Hohenstaufen“, im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, im Theater an der Wien „Kaspar der Thorringer“. Sehr früh zum Grafen, vollauf zu tun, lud Rumpelmayer für morgen zum Speisen, Therese den Kárner. Ich war im Neudegg, auf der Bastei, suchte Compagnie zum Speisen. Nach Mittag in C[ompagnie ?] bei Bach „Gefecht der Kosaken“, mit Leithner durch den Prater an die Donau. Im Kärntnertor-Theater langweilte ich mich trotz Compagnie, dann ins Bett. Kárner war bei Therese. Bschaidner brachte mir heute London mit Brücke.
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Trüb, den ganzen Tag dichter Nebel, und abwechselnd Regen. Im Burgtheater „Silberne Hochzeit“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere di Siviglia“, im Theater an der Wien „Jungfrau von Orleans“. Früh zum Grafen, war sehr beschäftigt, zum Kaan wegen 500 #, expedierte einen Wagen. War wegen Moskau bei Schießl, mit Huber probierte ich Figuren nach Capellettis Mechanismus. Dann ging ich zum Speisen, Diner beim Grafen mit Kárner und Rumpelmayer; wir unterhielten uns gut. Nachher zum Neudegg, erwischte (?) auf dem Weg. Wegen Schenks Billett zur Parforce-Jagd, zum Radossevich, Porzellanfabrik, Wieden. Stieg dann bei Schenk ab, wo ich den Abend passierte.
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Schlechtes Wetter, man sieht am hellen Tage nichts. Im Burgtheater „Ring“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, Sydow deklamiert. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Alamon, Fürst von Catanea“, Oper in 3 Akten, Musik von Nicolo, übersetzt von S[eyfried]. Früh zum Grafen. Richart schickte verschiedenes von Assen. In die Porzellanfabrik, ich besorgte eine Schale. Neefe war unser Gast. Zum Radl, Schenk, auf die Wieden, dann ins Theater an der Wien; voll, doch nicht gedrängt. Der 1. Akt ist das Beste; Wild sang sehr schön, die Buchwieser mittelmäßig. Das Ballett im 3. Akt ist ohne Wert, die Treitschke tanzte gar nicht. Ich schlief etwas, verließ die Schenkischen und ging mit Kárner in Schnee und Regen nach Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).