Schnee, sehr kotig. Im Burgtheater „Herrrmann“, im Theater an der Wien „Figaro“. Früh arbeitete ich zu Haus, dann in No. 373. Besorgte für Radl manches, dann mit Leithner zur Terzaghi mit Brief und ließ Therese zum Diner bei Quarin tragen; da war Baron Haus (?) von der Königin von Neapel, Kreibich, Jablonsky, Phillebois. Babette. Nach Mittag schrieb ich an den Grafen, dann ins Josephstädter Theater „Kampf fürs Vaterland“. Heute wurde das Brot grösser, das Fleisch kostet 17 x, der Kurs ist 179 fl., Dukaten 8 fl. 24 x. Heute große Kleiderverteilung, Weber gab ich einen Gehstock, 2 Gilets, 2 Hosen, 2 Fracks; dem Bschaidner Frack, Gilet und Hosen, der Sepherl Frack. Im Theater fand ich Compagnie, der dumme Hahn (?) drang sich uns auf. Ich fuhr mit dann mit Jungmann nach Haus und soupierte im Röm[ischen] Kaiser.
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Kalt, glatt zu gehen. Am Abend fiel dichter Nebel ein. Im Burgtheater „Standesproben“, „Gefährliche Nachbarschaft“, im Kärntnertor-Theater „Uniform“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Nachtmütze des Nostradamus“, Posse von Kotzebue, dann „Amor und Psyche“ von Kotzebue [sic]. Im Josephstädter Theater zur Einnahme Gleichs „Kosaken in Leipzig“, Schauspiel in 3 Akten mit Gesang. Den Vormittag arbeitete ich zu Haus, schrieb an Mericzay und Czausanszky. Mittags allein, Stifft trank mit uns Kaffee, weil ich viel Schnecken (?) aß, welche gestern Fanny schickte und sehr gut waren. Nach Mittag kamen Jungmann und dann Hofinger, welcher erzählte, dass die Missverständnisse um die Dresdner Kapitulation ausgeglichen sind, dass die Garnison in Abteilungen an den Rhein marschiert, dort aber gleich ausgewechselt werden müssen. Chasteler ist Kommandant von Dresden. Abends ins Josephstädter Theater, suchte Compagnie, fand Reich, Schwabe. Unterhielt mich, denn es gab auch großes Spektakel. Im Hereingehen goss und schneite es außerordentlich.
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Heiter, aber tiefer Kot, auf den Straßen schwimmt es. Im Burgtheater „Geteiltes Herz“, „Verwundeter Liebhaber“, „Beide Auvergnaten“, im Kärntnertor-Theater „Griselda“, im Theater an der Wien „Don Juan“ mit Weinmüller. Im Leopoldstädter Theater „Herrmann“ von Stegmayer. Früh arbeitete ich zu Haus, dann zu Schießl, Buchbinder, Kridl und Aspelmayer. Mittags bei Quarin. Therese hatte die Krieghammer Kathi mit Elsler zu Gast, nachmittags fuhr sie zur Mühlhofer, Phillebois, zu Hoffmann wegen Bettl, zu Moser und Fier, wo sie die Kathi absetzte. Stifft erzählte, dass der Kaiser in Frankfurt noch immer Lt(?) D.(?) in No. 49 wohne, dass die Holländer alle französischen Behörden, besonders in Amsterdam und Leiden vertreiben, dass Bülow mit seinem Corps schon bis Haag und Rotterdam vorgedrungen, dass in der Vendée ein Aufstand sei. Ich speiste mit Litomirsky bei Quarin, nach Mittag zu Kreibich wegen Brand von Moskau, zum Bschaidner wegen London und dem Mechanismus der Brücke. Blieb, an die Wien und ins Kärntnertor-Theater. Elende Produktion der „Griselda“, plauderte mit Haim, dass Treitschke vom 1. dieses bei der Kasse mit 2300 fl. angewiesen, Regisseur und dem Pfersmann ad Latus sei. Dann plauderte ich in Compagnie und ging schlafen.
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Barbara. Neblig, zum Versinken kotig. Im Burgtheater „Herrmann“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, Im Theater an der Wien „Rochus Pumpernickel“. Früh arbeitete ich zu Haus und in No. 373, ließ heizen, dann zum Rumpelmayer und zur Terzaghi speisen. Vorher mit Leithner (?) bei Perger (?). Nach Mittag ging ich zu Schießl, Huber wegen Mechanismus der Figuren, schrieb an den Grafen. Abends zu Schenk, dann suchte ich Compagnie um zu soupieren. Bei Therese speiste der famose Violoncellist Dragonetti aus London, Abbé Gelinek (?) und unsere Italiener; wir aßen sehr gut. Abends wettete ich mit Therese um 10 fl. wegen der „Zauberflöte“.
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Dichter Nebel, etwas Regen. Im Burgtheater „Welche ist Braut ?“, im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, 27. Mal, Einnahme [ .. ?, Betrag fehlt], Laucher Pamina. im Theater an der Wien „Lustiges Beilager“, Schuster Haspel. Früh arbeitete ich zu Haus, mit Stifft fuhr ich wegen einem Schal zum Giller (?), Bertoli in seinem Hause und Hermann (?) auf dem Neubau No. 449. Sehr schön und fein waren die bei Bertoli, aber nichts von der feinen Art fertig. Wir nahmen also einen Teppich-Schal bei Giller um 120 fl. Einen Augenblick bei Toni, dann arbeitete ich in No. 373. Mittags allein, Therese probierte ihre Arien und ist sehr gut bei Stimme. Nach Mittag zu Haus, erwartete den Grafen und ging dann in DeBachs Circus, Karussell und Turnier. Es war wenig Compagnie, ich langweilte, unterhielt mich mit einem Lehrbuben von den Verhältnissen der Gesellschaft und ging dann Kaffee trinken. Therese hatte die Schenk und Turnau zu Besuch, welche bei ihrer Toilette blieben.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).