Kalt. Im Burgtheater „Deutsche Kleinstädter“, im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien „Pächter Robert“, „Hausgesinde“, Rosine die Malesdorfer (?). Früh arbeitete ich zu Haus, zu Quarin, Kridl, in die Porzellanfabrik, Jahny, dann zum Jakob Lieben (?). Die Illésházy ließ mich überall suchen, weil Therese vergaß, es mir zu sagen. Ich bekam Geld vom Grafen, schrieb ihm von einem am 20. von Hiller bei Verona erfochtenen Sieg, dann mit Leithner nach Ottakring, wo ich Kaffee trank. Im Finsteren gingen wir durch die Kaiserstraße zurück und suchte Compagnie zum soupieren.
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Heiter. Im Burgtheater zum 1. Mal „Herrmann“, Schauspiel in 5 Akten in Jamben von der Weissenthurn. im Theater an der Wien „Kluge Frau“. Früh zum Soltin (?), Rumpelmayer, Quarin, welcher sich bessert; zu Toni. Mittags war Neefe und Kárner (?) zu Besuch. Dem Hartl brachte ich Wein, schrieb an den Grafen. Abends ins Burgtheater, voll. Das Stück langweilte, machte trotz allen Anspielungen keine Wirkung. Koberwein als Herrmann hatte gar nicht die Kraft, den Helden durchzuführen, die Weissenthurn als Seherin missglückte mit ihrer Szene ganz. Am Ende wurde sie nicht einmal vorgerufen, obwohl Volk und Spektakel genug dabei ist.
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Feucht, trüb. Im Burgtheater „Herrmann“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Lustiger Schuster“. Früh kam Stifft mit Nachrichten, dass der Kaiser am 22. in Frankfurt war, dass gestern Bellegarde zum Kaiser, dann zur italien[ischen] Armee abreiste, dass sich die Schweiz an uns anschließe. Ich arbeitete vor Mittag zu Haus, schrieb dem Grafen, Czausanszky, war im Hause, Kohlmarkt, Neudegg. Mittags waren Jean und Neefe unsere Gäste. Nach 4 h zur Terzaghi, mit ihr zu Quarin, blieben bis 6 h, dann ins Burgtheater, plauderte mit DeLucca, Fiegl[müller ?] dann trank ich in Compagnie Punsch. Um 10 h lag ich. Therese ist nicht wohl, mediziniert und hat Fieber.
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Kalt, gegen Mittag fing es heftig zu schneien an, der 2. Schnee. Im Burgtheater „Sorgen ohne Not“, im Theater an der Wien „Geheimnis“, „Amor und Psyche“ von Duport. Therese liegt mit heftigen Kopfschmerzen, Oeppinger kam, ließ ihr einen Vesikator auflegen, abends ließ der Schmerz nach. Ich arbeitete, empfing schon früh eine Estafette, schrieb an den Grafen. Ging zu Rumpelmayer, Quarin, ins Neudegg, zu Radl speisen, dort waren Barits, Heyssan; ich nahm meinen Bruder mit. Nina speiste allein, sehr ungelegen. Nach 4 h kam ich nach Haus, sah meinen optischen Maschinen nach und suchte dann Compagnie, um zu soupieren.
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Schnee, kotig. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, im Kärntnertor-Theater „Prüfung“, im Kärntnertor-Theater „Lustiges Beilager“, Ignaz Schuster als Haspel. Früh in No. 373, zum Kárner, Gyurkovits, Quarin, dann mit Leithner. Mittags war Jean unser Gast, Stifft holte seine Gratulation selbst ab, für den Vater gaben wir ihm ein Billett. Nach Mittag ging ich zu Quarin auf Kaffee, dann schrieb ich dem Grafen. Therese war auf und hatte Besuch von Blaho, Neefe. Ich ging zum Schenk, dann suchte ich Compagnie um etwas zu soupieren.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).