Ein kalter, nebliger Tag, nach Mittag heiterte es sich aus und wurde ein schöner Tag. Im Burgtheater „Gastrecht“, im Kärntnertor-Theater „Bergsturz“, im Theater an der Wien „Befreiung von Moskau“. Den Morgen mit Fiala und Sartory beschäftigt, schloss meine Rechnung, dann jene mit dem Maurer, schrieb an den Grafen. Um 11 h ging ich erst aus, machte die Tour zur Vladár, Kaiserstraße, Gumpendorfer Linie, Bastei, ins Cavrianische Haus, wo meine Viktualienfuhr ankam und ich vollauf zu tun hatte. Ich aß heute sehr schnell, schrieb nach Tische an den Grafen und fuhr mit Therese in den Hundsthurmer, dann in den Währinger Kirchhof, sah den Grabstein der Roose nach, den ich gut gehalten fand. In Währing fanden wir sehr schöne Grabmäler, von Hilluschek, Pürker (?), Kraus. Dann ging ich Kaffee trinken zum Aquila, ins Theater an der Wien und Kärntnertor-Theater, zuletzt in Compagnie um etwas zu soupieren.
Band 07 (VII.), Seite 165r
5937
1813
11
2
Allerseelen. Im Burgtheater „Heinrich von Hohenstaufen“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere di Siviglia“, im Theater an der Wien „Blaubart“, Korntheuer als Marie. Früh um 6 h fing ich zu arbeiten an, war später bei Svetics, im alten und neuen Quartier, bei Rumpelmayer, dem ich Fasanen, Hasen und Wein brachte Mit Fiala, Dolleschel und Sartory hatte ich wegen Tableaux zu tun. Zu Aquila, um ½ 2 h schickte ich den Johann weg. Nina und Elsler waren unsere Gäste. Nach Mittag brachte ich dem Lehmann (?) 3 Eimer Nessmüllner. Ging zum Kridl, Offenheimer, kaufte Landkarten, dann zum Schenk. Therese sang mit Mühlhofer und Peck, die wirklich ein armes Mädchen ist Bei S[chenk ?] war ich meistens allein bis 9 h, spät kam die Julie vom Kirchhof.
Band 07 (VII.), Seite 165r
5938
1813
11
3
Trüb, neblig. Im Burgtheater „Nicht mehr als 6 Schüsseln“, im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“ mit Ehlers“, im Theater an der Wien „Pumpernickel“, Korntheuer Barthel. Früh arbeitete ich zu Haus, dann in die Bureaux zum Rumpelmayer und Lehmann, zum Kridl. Mittags allein, Jean und Stifft tranken Kaffee. Ich machte vor Tisch einen Gang zur Polizei auf’s Neubau, Piringer Oberkommissar. Nach Tisch fuhr ich in die Porzellanfabrik, zum Ökonomiedepot in die Währingergasse, holte dort 31 Pelze (?). Besuchte meinen Bruder auf dem Markt, schrieb an den Grafen. Ging wegen Jean ins Theater an der Wien, Korntheuer übertrieb; dann ins Bierhaus, Therese brachte Schenk die Tassen für die Kathon und blieb den Nachmittag.
Band 07 (VII.), Seite 165r
5939
1813
11
4
Regen. Im Burgtheater „Toni“, „Verräter“, im Kärntnertor-Theater „Bajaderen“, im Theater an der Wien „Befreiung von Moskau“. Früh arbeitete ich zu Haus, ins neue Quartier, besuchte Kárner (?), welcher überfahren wurde. Mittags speiste Kridl bei uns. In der Theaterkasse erhob ich die Gagen. Nach Mittag sang Therese mit Peck und Mühlhofer, Stifft, Jean und Jungmann tranken mit uns Kaffee. Ich arbeitete an Rechnungen, schrieb an den Grafen. Therese bekam Besuch von Giftschütz wegen einer Altistin zur Aufführung des „Messias“, welchen sie Sonntag aufführen. Abends ging ich wegen Porzellan zu Schenk, dann ins Burgtheater, später in Compagnie um etwas zu speisen. Bei Therese war die Agnes.
Band 07 (VII.), Seite 165r
5940
1813
11
5
Kalt, trübe. Im Burgtheater „Heinrich von Hohenstaufen“, im Kärntnertor-Theater „l rivale di se stesso“, im Theater an der Wien „Lustiger Schuster“, die Korntheuer als Rosine. Im Leopoldstädter Theater „Soliman“ von Süssmayer, Dekor von Neefe. Früh arbeitete ich zu Haus, zum Svetics, mit Schenk Spiegel austauschen für Kathon, dann zu Aquila. Therese mit der Mühlhofer und Peck zur Probe von „Timotheus“, konnte nicht bleiben, musste sich legen. Mühlhofer und Neefe speisten mit mir, nach Tisch Stifft und Jean. Mit Bschaidner hatte ich Konferenz wegen London und der beweglichen Brücke. Schrieb an den Grafen und ging Neefe zu Gefallen ins Leopoldstädter Theater, wo ich mich mit Müller von Triest unterhalten und Nitschner wegen Trennung von seinen Eltern derb die Wahrheit gesagt, an der Oper selbst aber mich sehr gelangweilt habe. Therese fand ich besser, wir aßen zusammen Fisch.
Band 07 (VII.), Seite 165r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).