Heiter. Im Burgtheater „Besuch“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Befreiung von Moskau“. Früh arbeitete ich zu Hause, zu Radl auf den Fischmarkt wegen Birkmayer. Zu Offenheimer, Joël, auf die Börse; Kurs 218 fl., Dukaten 8 fl. Dann suchte ich Compagnie zum Speisen. Therese speiste bei der Moser, der Seppel führte sie nach Mittag spazieren. Ich arbeitete zu Hause, schrieb an den Grafen wegen Weinverkauf, Außchank und mehr anderen Gegenständen. Abends suchte [ich] Jean, zu Schenk, begleiteten Bettl, dann er mich ins Theater an der Wien.Tranken bei Noll (?) Ausbruch, sprachen recht fidel, waren vergnügt. Er lud Therese und mich zu Kathons Hochzeit. Dann ging ich nach Haus, er zur Kohlpringer (?).
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Neblig. Im Burgtheater „Bayard“, im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien Einnahme für die verwundeten Krieger; Ferd[inand] Pálffy benützt die Siegesnachricht; Parterre 2 fl., 2. Galerie 1 fl. Vor Anfang „Gott erhalte Franz etc.“, neuer Schlusschor, im Ganzen 2 neue Chöre, Grüner (?) ritt in Generalsstabsuniform mit 8 Postillions ein. Früh kam Stifft mit Brief vom Vater aus Zeitz, worin die Schlacht vom 16. bis 18. Beschrieben wird. Der Sieg aus Borna den 19. mittags, der Kaiser war in Pegau. Welche Freude ! Die arme Therese lag an Kopfschmerzen, man brachte ihr einen Singpart zu „Timotheus“ für Mühlhofer. Ich kopierte den Brief für den Grafen, schickte Estaffette. Schenk persuadierte mich zu ihr zu gehen, wir fanden die Braut, welche sich wirklich linkisch benahm und ging. Ich lud Nitschner zum Speisen, kam nicht. Therese ist etwas besser. Nach Tisch kam zum ersten Mal nach ihrer Rückkunft Fanny mit Schenk. Therese ließ Kaffee machen und zeigte ihre Angebinde. Ullmann, Jungmann, Fiala kamen, alles war siegestrunken, dann erschien das Extrablatt, mit welchem ich gleich eine Estaffette schickte. Stifft und Jean tranken mit mir Kaffee. Abends begleitete ich Schenk ins Theater an der Wien, fand selbes herrlich erleuchtet, das Bild des Kaisers mit einem Lorbeerkranz geziert. Mit höchstem Enthusiasmus wurde die Kaiserin mit Familie empfangen und jede Anspielung beklatscht. Die Kaiserin gab 2000 fl., die Einnahme betrug [ … ?, Betrag fehlt]. Dann mit Schenk zu Kohlpringer (?), wo es bis 1 h toll herging. Mit Gesundheiten trinken wurden alle Gläser zerschlagen. Dann erst mussten wir zu Scholz, wo die Schebesta (?) Kaffee machte; Schenk und ich entwischten aber noch vorher.
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Heiter. Im Burgtheater „Bestürmung von Smolensk“, im Kärntnertor-Theater „Uniform“, im Theater an der Wien „Deutscher Sinn“, „Gebesserter Lorenz“. Mit Jean ging ich den ganzen Vormittag herum, ich war sehr müde. Nach Tische mit Therese zum Jungmann, Jean kam hin, wir schmatzten (?) fürchterlich. Um 3 h nach Mittag ritt FML Neipperg (?) als Kurier in grauer Husarenuniform ein, von 10 Postoffizieren, 48 Postillions, von Bürgerkavallerie, Kürassieren und Ulanen begleitet; Wir sahen mit Hofrat Beindl (?) und Familie den Kurier in der Strauchgasse und in der Burg. Er ritt ohne Trophäen ein, die Bürger machten Spalier; dies gab große Konfusion. Abends erschien ein Extrablatt mit der Gefangennahme von Bertrand, Reynier und Lauriston. Poniatowsky ertrank in der Elster. 250 Kanonen – später erschien ein Kurier, dass schon 400 – wurden gesammelt. Ich arbeitete bis 8 h, schrieb an den Grafen. Dann ins Theater an der Wien, suchte Scholz, mit ihm zum Kohlpringer (?), sahen schon Schenk mit Anhang, Gimnich, Kronenfels, dann kamen Gewey, Fritz Demmer, Forti (?), Schebesta, Eulenstein, Neidhart (?) von Wieselburg, Rosmann (?), Schlegel (?), Bauer. Wer ein gut arrangiertes Souper suchte, der fand sein Feld, ich fand es nur in der Gesellschaft und sehnte mich nach Hause, um 1 h mit den Schenkischen. Ich bin auf des Schmidt Rechnung begierig; die Person zahlte 20 fl., sehr viel.
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Nebelreissen, vermehrt Regen, trüb, kalt. Im Burgtheater „So muss man Füchse fangen“, im Theater an der Wien „Die Befreiung Moskaus“. Te Deum, die Bürger paradierten auf allen Plätzen, sehr zahlreich war die Kavallerie. Wir – Jean und ich – gingen den ganzen Tag herum, dann ich zum Jacomuzzi (?) vergebens, war beim Kanonieren, sah bei Dermer den Rückzug. Mittags allein. Den ganzen Nachmittag arbeitete ich im Haus, Jean und Stifft kamen. Therese gab Lektionen der Mühlhofer zu den Chören in „Timotheus“. Nach 6 h ging ich mit Therese die Beleuchtung der Stadt zu sehen, Nina mit Hegnauer und Neefe gingen mit, 2 Stunden schlichen wir herum. Moreau arrangierte die Illumination. Bei Dubsky war der Kaiser in der Rundeln (?) am Eck der Wallnerstraße ausgestellt, noch das Beste. Groß war das Gedränge auf den Straßen. Dann ging ich allein ins Burgtheater, leer. Fand Compagnie, bei Taroni soupieren.
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Kalter Wind. Im Burgtheater „Elise Valberg“, im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, Korntheuer geb[orene] Unzelmann als Emmeline. Den Vormittag beschäftigt, um 11 h im Neudegg. Elsler war unser Gast. Nach Mittag zur Rumpel[mayer ?], schrieb an den Grafen. Jean und Stifft tranken Kaffee, ersterer sagte, dass es ausgemacht sei, dass er mit Dietrich zur Armee reise. Sein Verlust ist mir schmerzlich. Abends wegen kranker Toni, fand Vladár, Garten (?), kam später in Compagnie, dann nach Haus. Therese sang mit Mühlhofer 2 Stunden.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).