Trüb, Nebelreissen, später fing es zu regnen an und goss ohne Aufhören, abends wurde es heiter. Im Burgtheater „Freemann“, im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Menschenhass“, Ennöckl als Eulalie. Früh arbeitete ich zu Haus, ins Bureau zu Rumpelmayer, in beide Quartiere, schrieb dem Grafen und expedierte Bagage. Ehz. Ferdinand verlor sein Husarenregiment. Mittags allein, Stifft und Jean kamen. Auf die Hiobspost mit Vladár hinaus, der Abschied und die Trennung waren traurig; ich blieb. Nachher mit Arrigoni bei Bschaidner, sah einige optische Bilder. Meine Retour beim Mondenschein angenehm. Ging ins Burgtheater, dann in Compagnie soupieren.
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Trüb, sehr kotig. Im Burgtheater „Joh[ann] von Finnland“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien „Hausgesinde“, „Deutscher Sinn“. Früh arbeitete ich und las zu Haus, erwartete Jean und Stifft. Später ging ich herum, Kohlmarkt und Graben, auf der Bastei fanden wir wenig Menschen. Nina war unser Gast. Therese und Nina führte Seppel nach Nussdorf zu Albert, er und Mutter waren sehr erfreut, sie zu sehen. Ich machte mich auch vor die Linie, da fing es wieder zu regnen an. Dann mit Vladár in die Stadt, ins Burgtheater, wo ich meine Diana auf einen Sessel setzte. Ich war im Parterre. auf der Bühne, plauderte mit Weissenthurn, Koberwein, Roose, Sanenz, fand aber die Diana beim Herausgehen nicht mehr.
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Des Kaisers Namenstag. Es scheint sich auszuheitern. Im Burgtheater „Deutscher Hausvater“, im Kärntnertor-Theater „Uniform“, Im Burgtheater wird vor, und im Kärntnertor-Theater zum Schluss das Lied „Gott erhalte Franz den Kaiser !“ gesungen. Therese und Nina sind auch geladen und hatten um 10 h Probe, Therese singt im Burgtheater. Im Theater an der Wien zum ersten Mal „Das österreichische Feldlager“, nach „Wallensteins Lager“, ohne Zwischenakt, von Heinrich Schmidt, vorher „Gott erhalte etc.“. Früh kam Stifft, ich erwartete Hansel (?), machte einige Gänge, dann mit ihm in die Hofapotheke, nach St. Stephan, schlenderte herum. Diana kam wieder, der Logenmeister hatte sie mitgenommen. Mittags waren Kridl, Nitschner und Elsler unsere Gäste, nach Mittag kamen Stifft und Jean, mit letzterem machte ich die Tour ins Freie, tranken Kaffee und führten einen Transport in sein Quartier. Im Burgtheater im beleuchteten Saal in der Mitte des Kaisers Bild, vor selbem Blumen. Die Damen standen zur Seite der Direktionsloge, die Herren vis-à-vis. Koch las einen herzerhebenden Prolog, der so wie das Lied mit Enthusiasmus aufgenommen wurde. Die Kaiserin fuhr gleich nachher mit der Weimar an die Wien. Ich machte einen Gang zu Adler, begleitete Jean dann ins Kärntnertor-Theater. Die Oper wurde sehr kalt gegeben, nur Weinmüller machte Lazzi beim Lesen des Zeitungsblattes. Nach dem Finale begann gleich das Lied, welches brav beklatscht und die letzte Strophe wiederholt wurde; es war aber nicht der Enthusiasmus wie im Burgtheater.
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Trüb. Im Burgtheater „Beide Figaro“, im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien „Österreichisches Feldlager“, ohne Wothe. Früh zum Svetics (?), ins neue Quartier, zum Reimann, zum Adler, zu Rumpelmayer, der mir sagte, dass Vinzenz zu Johann Liechtenstein als Major von Oberst Zichy vorgeschlagen sei; ich schrieb gleich dem Grafen. Nach Mittag arbeitete ich zu Haus, zum Aquila (?), dann in Compagnie ins Theater an der Wien, sehr voll. Mich langweilte es, ohne Handlung, die Soldaten werden in schlechten Versen, die verschiedenen Militärs, Russen, Kosaken, Preussen, Schweden, sind das Ganze. Im Regen nach Hause. Bei Therese und Nina, welche da speiste, war ein von Schenk empfohlener Gitarrespieler, der wenig zu verstehen scheint.
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Regen, tiefer Kot. Im Burgtheater „Pflegesöhne“, im Theater an der Wien „Österr[eichisches] Feldlager“, im Josephstädter Theater Kornhäusels Einnahme „Das Schneeweibchen“. Früh arbeitete ich zu Haus, ins neue Quartier, expedierte Pferde nach Preßburg, schrieb an den Grafen, war beim Adler. Mittags bei Quarin mit Phillebois, plauderte bis 5 h. In die Theaterkasse, abends beim Aquila, dann in Compagnie soupieren. Therese hatte Nina zu Gast, musste sich nachher wegen Kopfschmerzen legen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).