Kalt, gefroren, Mittags Tauwetter. Im Burgtheater „Er mengt sich in alles“, im Kärntnertor-Theater „Horatier“, Mad. Harlas von München singt. Im Theater an der Wien „Fridolin“. Den Vormittag beim Grafen, Wenzel Liechtenstein und Rohrweck. Mit Therese allein, nach Mittag zum Schießl, ins Cas[ino ?]. Der Graf liegt und so kommt man den ganzen Tag nicht von ihm. Nach Tische kam Wisenfeld, die Schenk, Jeanettl mit Ehrimfeld, mit welchen ich zu Schießl ging. Therese brachte Josephinen zum Geburtstag 6 Schalen weiß mit Gold, und ging mit der Schenk, der Josephine ihre Putzsachen zu sehen. Einen Mantel zeigte sie ihrem Mann, der sie sehr unartig abwies. Abends ins Kärntnertor-Theater. Therese ging in die Loge, ich war anfangs im Parterre, dann auf dem Theater, langweilte mich überall. Therese machte mir Punsch. Heute erhielt das ganze Ballett-Corps seine Entlassung zum 15. Mai.
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Trüb. Im Burgtheater „Indianer in England“, im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien zur Einnahme der Henriette Teimer „Opferfest“. Früh zum Grafen, schrieb die Kontrakte mit Wenzel Liechtenstein, hatte mit der Keglevich zu tun. Große Konferenz mit Zinnicq. Dann fuhr ich in Compagnie in die Porzellanfabrik, zum Brandmayer, ins Rote Haus. Therese war bei Peter und Mühlhofer. Mittags allein, nach Mittag ging Therese zu Hofinger, Turnau. Ich ging zu Radl, brachte der Portier-Pepi ein Chemisette, welches Therese selber machte, zu Peter, fand Compagnie, dort spielte Hofrat Fritz. Bei Liebisch und Kren machte ich einen Besuch, welches sie sehr freute. Früh kam die Tischlerin, nach Mittag Kren gratulieren; beiden klagte ich über Jakob, der in Bierhäusern gesehen wurde; beide sprachen mit Therese von der Heirat der Lieserl. Mit Hensler sprach ich wegen Rainoldi und der Linderer Fanny, war einen Akt im „Weib vom Schneeberge“, leeres Theater und lange Weile.
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Trüb. Im Burgtheater „Standesproben“, dann zum 1. Mal „Männerspiegel“, Lustspiel in 1 Akt von Lembert. Im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“, „Ländlicher Tag“ von Duport, im Theater an der Wien „Unterbrochenes Opferfest“, hat nicht gefallen, die Campi gar nicht. Den Vormittag mit dem Grafen und Keglevich beschäftigt. Mittags bei Quarin, mit Pfändler (?), Arzt Hof, Jablonsky vom Fürsten Schwarzenberg, Rueff von einer Buchhaltung und Phillebois. Dem Scheiger Pepi gab ich „Tändelei und Scherz“, er wurde darüber glühend rot. Nach 1 h ging ich in das Konzert der Harlas und Klarinettisten Bermann. Nach Mittag zu Haus. Gewey schrieb mir ein Gedicht, welches dann doch zu gemein ist, um es in Gesellschaft zu singen. Abends ins Ca[sino ?], ins Kärntnertor-Theater, sprach Linderer Fanny, die ich dem Hensler empfahl. Dann kam ich in Compagnie und passierte den Abend. Die Reimann brachte mir eine große Kaffeetasse von Eschenholz. Der Josephine kaufte ich zwei Kaffee-Tassen, eine Gold und blau, die andere Chamois. Gewey kam, ich musste mich wegen Nichtabsingung der Verse entschuldigen. Schenk, dieser unbesonnene eifersüchtige Schwätzer und sein blödes, neugieriges Weib machten Fanny viel Verdruss; die Arme duldet von diesem bübischen Waschkessel sehr viel. Am Abend war die Glacis sehr angenehm. Hoffmann schrieb mir einen Glückwunsch, da er mich nicht fand, und plauschte mit Therese, die mir abends 6 schön gearbeitete Halsbündeln von Percal und 4 Paar Halbstrümpfe, gab, alles ihre Fabrikate. Koch, Mafficioli, Neefe und mehr andere kamen gratulieren.
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Ein schöner Tag. Im Burgtheater „Männerspiegel“, „Jugend Heinrichs“, im Kärntnertor-Theater „Salem“, im Theater an der Wien „Kluge Frau im Walde“. Therese und ich wachten früh auf; die beiden Prinster waren gestern da, sie wollen den Fürsten klagen. Sie versprachen, heute früh zu kommen, der Graf ließ mich aber schon um ½ 8 h zu sich rufen. Josephine brachte mir 2 sehr schön gestickte Tücher; Therese brachte ihr 2 schöne Kaffeeschalen und von Stahl brillantierte Lichtputzer, welche sie zu freuen schienen. Sie sind bei Kübeck (?). Bei Phillebois großes Diner für 20 Personen, ich besorgte vom Grafen Gefrorenes in Formen. Da waren der Prälat von Admont, Exz. Hofrat Zeiller, Regierungsrat Andres (?), Magistratsrat Ech und Kopetzky (?). Scheidlin, Catlau (?) und Frau, Walser, Peck, dann die Familie. Wir saßen bis 5 h, ich blieb bis 6 h, kam in Hardeggs Compagnie. Um ½ 7 h zu Haus, fand schon alles beleuchtet. 19. optische Vorstellung, neue Dekorationen, von Schießl Leopoldstädter Brücke, von Neefe Grabmal Solimans II. in Indostan, Högler machte hiezu Figuren, Roller die Maschinerie, Arrigoni eine Partie der Vorstädte vor dem Kärntnertor, Ehrimfeld den großen Redoutensaal. Als Gäste kamen Lange mit Busch, Vater Hoffmann, Fanny, Kathi, Julie, Babette, Schenk mit ihr, Toni, Jean und Joseph[ine ?], Muth, Gewey, Ehrimfeld, Arrigoni, welcher mich später mit Pianoforte spielen sehr angenehm überraschte, Nina mit Hegnauer, jung Kridl, Hegele, Joris. Vater Hoffmann und Schenk saßen neben mir, die Mädchen hinter mir, die Blumendekoration mit seinem Namen waren für ihn arrangiert, als sie erschienen, küsste und drückte er mich. Therese arrangierte Lange zu Busch, Hoffmann, ich Fanny, Kathi, Muth, Schenk, ihn und so weiter. Schenk war sehr fad, ich hörte geduldig des Vaters Geschwätz. Therese gab 3 Bouteillen Champagner und süssen Erlauer. Alles war sehr lustig, um 12 h wurde aufgebrochen.
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Heiter, kalt. Im Burgtheater „Leichtsinniger Lügner“, im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Fünf sind zwei“ „ Domestikenstreiche“ von Castelli, mit Musik von 10 Meistern; gefiel nicht, dann „Schatz im Traume“. Im Theater an der Wien „Unterbroch[enes] Opferfest“, im Josephstädter Theater „Braut in der Klemme“, „Harlekins Grabmal“. Den Vormittag beim Grafen, Wenzel Liechtenstein. Auf der Glacis plauschte ich mit Ringer (?), Arrigoni, Korntheuer. Mittags allein, nach Mittag zu Haus, Jeanettl kam. In Arrigonis und Assens Compagnie abends ins Josephstädter Theater; so ziemlich unterhielten wir uns.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).