Trüb, kalt, anhaltend schlimmes Wetter. Im Burgtheater „Neuvermählte“ und „Vertraute“, im Kärntnertor-Theater „Milton“, „Übelgehütetes Mädchen“, im Theater an der Wien „Räuber“, im Leopoldstädter Theater „Der Kräutlerweiber Picknick“. Mein gutes Weib ist heute 38 Jahre. Wie vergnügt bin ich in ihrem Besitze und wie verlegen, ihr keine Freude machen zu können. Ich gab ihr 18 Ellen Percal um 50 fl. Nach dem Frühstück zum Grafen, mit Gittig vollauf zu tun. Heute ist Lizitation im Apollo-Saal. Mittags mit Therese allein, nach Mittag zur Mirus wegen Schießl, dann zu ihm, welcher noch Patient ist. Abends ins Leopoldstädter Theater. Therese war nicht zu bereden, dieses 2. locale Machwerk vom Herzenskron anzusehen. Es hat 3 Akte, Dolliner machte den Hof dazu. Es ist nicht zum Aushalten langweilig. Ich kam in Compagnie mit Spuler und Tochter, nachher zum Maurer, wo sich auch der neue Ehemann einfand, der ganz isoliert da saß. Josephine gab der Therese eine Blond (?)-Haube. Das Pfund Fleisch kostet heute 17 x .
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Trüb. Im Burgtheater „Hagestolze“, Mad. Brede als Margareth; im Kärntnertor-Theater zur Einnahme von Velluti zum ersten Mal „Friederike und Adolph“, Oper in 2 Akten, Musik von Gyrowetz, Text von Rossi; wegen Krankheit von Vogl wurde das „Lotterielos“ und „Die Bäcker“, Divertissement von Rainoldi. Im Pálffy’schen Garten in Hernals Lichnowsky’sche Schaflizitation. Früh zum Grafen, dann in den Apollo-Saal, war bei der Lizitation, fand schöne Sachen, besonders Bronze, Glas und Porzellan, alles wurde sehr teuer verkauft. Ich habe Kopfschmerzen, die Zerstreuung besserte mich. Ich schlenderte herum, sah alles an, fuhr mit Krautauer in die Stadt. Alles war voll, ich sprach Jahn, Lang, Zimmermann, die Brandl, Schröder. Richarts und Pfenningbauers Namenstag, letzterer mit Ullmann speiste bei mir. Nach Mittag zur Mirus wegen des kranken Schießl, der sich bessert. Dann kam Ehrimfels, der mir sagte, dass ihm sein Vormund Pölt den Umgang mit Krünes (?) versagte. Abends war ich im Kärntnertor-Theater, dann zum Schluss des 5. Akts im Burgtheater. Die Brede gefiel nicht sehr, doch wurde sie vorgerufen und entschuldigte sich mit Heiserkeit. Dann mit Poltoni und Huber zum Maurer.
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Ein schöner Tag, nachts Regen. Im Burgtheater „Collins Feier“, zusammengesetzt vom Bruder Matth[äus] Collin, zur Errichtung seines Denkmals. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien Stich von Berlin in „Schwätzer“, dann „Hausgesinde“. Bei Jahny bestellte ich für die Weber ein Arbeitstischel, ebenso wie jenes für Therese. Den Vormittag beim Grafen, Theaterkasse, Hauptmaut, bis 1 h beschäftigt. Nach Tisch kam Kárner, Jahny. Ich war sehr müd, ruhte etwas. Für Zinnicq schrieb ich eine Theaterankündigung. Nachher große Konferenz mit Kornhäusel, welcher nun bei Liechtenstein als Architekt mit frei Quartier, Holz, Licht und 5 fl. Diäten, wenn er reist, angestellt ist, über den Einsturz des Tempels in der Brühl, woran Hardtmuth wenig, des Fürsten Filzerei alle Schuld trägt. Ich sagte das auch Rohrweck und engagierte ihn ins Burgtheater. Das Theater war nicht voll, das Ganze wurde nicht mit Wärme gegeben und aufgenommen. Nachher zum Maurer.
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Trüb. Burgtheater „Falscher Stuart“, im Kärntnertor-Theater „Medea“, im Theater an der Wien „Ritter des Eisenbundes“. Fahrt mit dem Grafen nach Baden und Tribuswinkel. Wir sahen den Saal noch nicht vollendet. Nachher zu Baron Bartenstein Exz., wo wir Lichnowsky, Baron Bartenstein, Lilien (?) und Cavriani, dann Lantinsky ? mit Lilge (?), Inspektor fanden. Wir tranken Kaffee und fuhren zum Schafflerhof, schönes, gesundes, aber kein feines Vieh von besonderer Art, die Wolle ist dicht. In der ganzen Schäferei 600 bis 700 Stück. Um 12 h nahmen wir im Schloss ein Déjeuner á la fourchette, vortrefflich und kamen erst um 2 h nach Baden zurück. Zinnicq mit Franzl (?) und Thalstern (?) warteten unser bei der Liesel. Wir stiegen im ganzen Haus herum, alles gefiel, nur bei den Leuchtern geschah eine kleine Abänderung, die sind zu voll Laub. Dann ins Theater, welches neu und sehr niedlich wird. Bei Schildknecht aßen wir, dann sahen wir Dietrichsteins verkrüppeltes Haus, gingen nochmals in das unsrige und fuhren nach 5 h zurück. Therese fand ich gut, mein armer Schießl liegt noch bedeutend, ich bange sehr für ihn. Mit Rohrweck schlenderte ich herum, blieb in Compagnie, nach 9 h ins Bett.
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Ein rauer, sehr kalter Wind wie im Jänner, manchmal Schnee. Im Burgtheater „Johanna von Montfaucon“, Stich als Philipp; im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, dann Duport in „Übelgehütetes Mädchen“, im Theater an der Wien „Ritter des Eisenbundes“ von Stegmayer, er wurde gestern vorgerufen und ausgelacht. Am Vormittag beim Grafen, mit ihm zu Reimann, dann zu Efferl (?) wegen der Schauspielerin Härling (?). Peck brachte ich Billetts zu Kerner (?) „Die beiden Geizigen“. Mittags allein, ließ für Therese eine Schaumtorte machen. Nach Mittag mit Kárner in den Prater, viele Wägen trotz der Kälte. Wir wärmten uns bei Wagner, tranken Rosoglio, dann in die Stadt. Später zu Kerner (?), fand Compagnie, plauderte mit Schenk, Leuchtl, Helmer, dann ins Bett.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).