Karfreitag. Strenge Kälte, stark gefroren. Früh zu Haus, zum Zinnicq, ins gräfliche Haus, zum Radl auf den Markt. Therese brachte der Schießl Maria 4½ Ellen feinen Percal auf ein Kleid, gab dann ihre Lektionen. Mittags waren Schießl, die Hruschka mit Pepi unsere Gäste. Nach Mittag in die Pumpermette, ins Bureau zum Huber. Abends versprach ich Hassaureck ins Bierhaus zum Blumenstock zu kommen, vorher war ich im Comptoir beim Offenheimer. Mit Schießl verabredete ich eine Dekoration für den Geburtstag meines guten Weibes, welchen wir am 9. April feiern wollen. Beim Blumenstock fanden sich Hassaureck, Gimnich, Kost (?), Kronenf[eld], Sturioni, Reichel (?), welcher eben einen Brief von Brix (?) mit der Nachricht erhielt, dass sein Onkel gestorben sei und ihm 21.000 fl. BZ vermacht habe. Um 12 h ging ich nach Haus.
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Die Kälte lässt nach, nach Mittag trübte es sich. Früh besorgte ich für Kettel zu „Klingsberg“ Uniform, zu Ehrimfeld, sprach mit Weigl, war bei Zinnicq, wegen Almássys Obligationen beim Schweiger, Biedermann, weswegen ich viel Verdruss haben werde. Mit Kárner und Hampel auf die Bastei. Mittags allein, nach Mittag schrieb an den Grafen eine lange Epistel. Dann in die Apotheke, teilte Redoutebilletts aus, plauderte herum. Högler erzählte mir, dass Liechtensteins Tempel in der Brühl am Mittwoch [d. i. der 25. März] in der Nacht ganz zusammengestürzt sei und man in der Ferne keine Spur mehr bemerkt. Ich war mit Schießl und Kornhäusel am 11. Mai 1811 da und fand ihn sehr schlecht gebaut. Marie besuchte uns, Therese ging Kirchen besuchen, ich kam mit Poller (?), Rabe, Gruber, Grippner (?) und Heyssan zusammen, waren bis gegen 8 h in der St. Stephans-Kirche, blieb bis 9 h in Compagnie, dann ins Bett. Mit Arrigoni sprach ich viel von der Optik.
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Ostersonntag. Neblig, die Barometer fallen. Gegen Mittag heiterte es sich aus, nach Mittag fing es zweimal zu regnen an. Im Kärntnertor-Theater Konzert und 1 Tableau für die Wohltätigkeits-Anstalten. Früh arbeitete ich zu Haus, vor 9 h Theatralsitzung bei Zinnicq. Mit Kridl um ½ 11 h in die Hofkirche; Reich lud mich dort so nur zufällig zur „Schöpfung“, und sagte, dass Schuster, Frühwald und die Klieber singen. Diese Einladung ist eine Beleidigung ! Dann zum Kirchengang (?) auf den Kohlmarkt. Um 1 h ins Deklamatorium zum Grippner.(?) Mittags waren Schießl und Marie nicht bei uns, beide liegen; Neefe war unser Gast. Nach Tische eilten wir, um etwas herzurichten. Um 4 h fuhr ich mit Kárner in den Prater, der wegen Regen nicht so gefüllt war. Kárner ging ins Konzert, Therese ging zum Quarin um für morgen das Diner abzusagen; er nahm die Absage nicht an; dann um die Sitze für Josephine ins Burgtheater zu bestellen und heute den Bolledra zu hören. Peter war bei Therese und avisierte, dass er morgen abend um 6 h bei den Karmeliten vermählt werde, dass Fritz ihr und dessen Freund sein Beistand sind; Unglücklicher, vom Verstande Verlassener ! Ich war um 6 h zu Hause und stellte alles zur 19. optischen Vorstellung für Franz Pollers (?) Gesellschaft in Ordnung. Um 7 h rückte die Gesellschaft an: Poller (?) mit Familie, Kleinschmid und Gruber mit Frauen, Grrippnerische (?) Familie, Rabe von Hamburg, Compagnon des Poller, Weiser (?), eine große Partie Kinder, Krieghammer mit Kathi, Fier (?) mit 2 Kindern, Leopold Rothe, Camesina mit Sohn. Die Optik begann, Neefe war mein Gehilfe. Die Optik unterhielt sehr, mit Neefe, Krieghammer und den Rothischen soupierten wir dann.
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Ostermontag. Regen. Im Burgtheater „Katakomben“, im Kärntnertor-Theater „Mich[ael] Angelo“ und „Zephir“ mit Duport, im Theater an der Wien „Wanda“, eine Loge für Quarin. Fahrt des Kaisers nach St. Stephan; während dem Zug regnete es, dann heiterte es sich aus. Früh arbeitete ich zu Hause. Kettel brachte mir Billetts, sie geben „Die beiden Klingsberg“, wozu ich ihnen Garderobe verschaffte. Später mit Janitz und Schilcher Konferenz wegen der Schlusskurtine und Dekoration, dann zu Zinnicq, der morgen nach Baden zieht. Später in des Grafen Haus, der nach Mittag ankam. Mit Kárner schlenderte ich auf die Bastei, auf den Kohlmarkt und um 2 h zum Diner bei Quarin, der mir Bordeaux schickte. Abends ins Theater zu Kettel, ich fand zwar Compagnie, doch war die Hitze zu groß, ich saß meistens im Nebenzimmer auf dem Sopha. Dann in die Redoute, nur der große Saal beleuchtet, über 1200 Menschen. Ich unterhielt mich mit Ehrimfeld, Lonneux und Antoine (?). Trotz der Compagnie ging ich um 1 h ins Bett. Heute als war der Unglücksabend für Peter. Um 6 h wurde er in der August[inerkirche] vermählt. Ihr Beistand war Fritz, seiner dessen Freund. Dann war Souper; Fritz schickte einen Umkleidespiegel.
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Beinahe alle Stunden Regen. Im Burgtheater zum 1. Mal „Neuvermählte“, Lustspiel in 1 Akt aus dem Französischen, und „Deutsche Hausfrau“; im Kärntnertor-Theater „Uniform“, im Theater an der Wien „General Schlenzheim“. Bei Kerner (?) „Werber“, Lustspiel in 2 Akten, dann „Gefangene“. Den Vormittag beim Grafen, Hauptmaut, dann Institutssitzung mit Zuziehung des Walther, Porz (?) und Schmid. Mittags allein, nach Mittag zum Grafen, machte einige Geschäftsgänge. Abends mit Rohrweck zu Kerner (?), wegen Piringers Rückkunft wurde erst um ½ 8 h angefangen und dauerte bis ½ 11 h; ich blieb der Compagnie wegen. Bei Therese waren die Nigris mit Mann, die 2 Goldmann, Jungmann und unterhielten sich gut.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).