Heiter, kalt. Im Burgtheater „Agnes Sorel“, im Kärntnertor-Theater „Rätsel“, nachher „Ariadne auf Naxos“, Melodrama mit Musik von Benda; Zieglers Tochter machte ihren ersten Versuch. Er kündigte ihn sehr bescheiden im „Sammler“, No. 36 an. Im Theater an der Wien „Familie Pumpernickel“, im Leopoldstädter Theater „Kopf von Erz“ von Perinet. Früh zum Grafen, zur Klassensteuerkommission, in unseren Keller und Quartier, zum Offenheimer. Dann mit Mark, Ullmann und Peter auf die Bastei, es war die ganze schöne Welt da. Mittags allein nach Mittag arbeitete ich mit Csermak 2 Stunden und schloss meine Kasse ab, dann sah ich dem Hafner und den Tischlern im Keller nach. Abends mit Therese, Mark, der Rodler und Henriette ins Kärntnertor-Theater. Im Theater fand ich die 2 Goldmann, Friedrich, wohin sich Mark gesellte, Forster. Zusammen unterhielten wir uns gut, die Zeit verstrich angenehm. Es wurde sehr voll. Lang begann das Duodram und spielte unübertrefflich. Schon bei den ersten Worten sagte der Versuch sei unglücklich und er blieb es auch bis ans Ende. Das Mädchen ist nicht ohne Talent, die Aufgabe ist weit über ihre Kräfte und sie muss gleich der Leitung ihres Vaters entrissen werden. Sie wurde mühsam vorgerufen. Der Vater führte sie an der rechten Hand, entschuldigte die Unkenntnis des Theaters wegen zu leisem Sprechen, bat und dankte für Nachsicht und versprach einen 2., entscheidenden Versuch. Ich ahne keinen glücklicheren.
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Trüb, kalt. Im Burgtheater „Altes Gemälde“, „Singspiel“, im Kärntnertor-Theater „Jurist und Bauer“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“. Im Josephstädter Theater Einnahme der Mad. Clementi (?) „Der Wachtel-Peter“, romant[isches] Schauspiel in 4 Akten nach Cramers Roman. Früh zum Grafen, später zur Regierung, in mein Quartier. Führte Kaufmann Jahn (?) in Keglevich’s Quartier, zu Richart, sprach Ullmann, der heute wegen Säuberung des Platzes vor dem Hause des Brandl bei der Polizei einen Vorstand hatte. Ich gab ihm ein Kleid für die Rosine, ging mit ihm auf die Bastei, kamen mit Jungmann zusammen. Mittags speiste Aloys mit uns, nach Mittag arbeitete ich. Es regnete und es erhob sich ein heftiger Wind. Abends war es ruhig. Der ältere Mark holte mich ab, wir gingen ins Quartier, sahen den Keller und Ofen. Dann in die Josephstadt, zum Bschaidner, schlenderten in den Gassen herum. Restaurierten uns mit Bier und Würsteln. Bezeigte mich gegen die Bestgeberin großmütig. Fanden Erhart, Hirmer (?) mit Petrasch (?) und Haker (?), Habor (?) mit Keger (?) und Pepi und so passierte der Abend. Therese war bei Hocheder.
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Maria Verkündigung, Kalt, rauer Wind. Norma, im Burgtheater Akademie für die Theatral-Armen. Früh zum Grafen, schrieb an Forster und Scherer. Mit Heyssan und Eckhart auf den Michaelsplatz; die Rodler war unser Gast. Nach Mittag kam die Henriette Pesch, sie engagierte mich zum Spazierengehen; ich führte sie unter dem Vorwand des Segens in die Mariahilfer Kirche, die optischen Vorstellungen vom Gail zu sehen; sie waren sehr mittelmäßig. Nach 6 h kamen wir zurück, die Josephine verlor sich. Ich führte Therese nach Haus, ging ins Unter-Kämmereramt zu Ullmann, mit ihm zu Haus und waren durch die Anwesenheit meines guten Weibes sehr überrascht. Die Czaczek, deren Geburtstag ist, holten sie ab. Peter, später Jungmann, die Baumer (?) waren die Gesellschaft. Wir tranken zuletzt Punsch und kamen erst um 12 h nach Haus.
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Kalt, rau, es ist gefroren. Im Burgtheater „Regulus“, im Kärntnertor-Theater „Mathilde von Guise“, Oper in 3 Akten aus dem Französischen, Musik von Nep[omuk] Hummel, Einnahme von Saal, Vogl, Weinmüller. Früh zum Grafen, hatte mit Krautauer, wegen unserer Silber- Anschaffung zu tun. War wegen Pariser Tabak bei Wissenfeld, wegen Schokolade auf der Hauptmaut; damit verstrich der ganze Vormittag. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Später auf die Hohe Brücke zu Habors (?) Freund. Abends ins Kärntnertor-Theater, fand Friedrich mit Mark, Forster, Franzl, Schosulan, den Geistlichen der Bibliothek. Der erste Akt hat 2 ziemlich angenehme Stücke, die Arie des Grell und ein Terzett. Die Laucher, Mad. Kauer, Auernheim, Kilitschky sind äußerst mittelmäßig. Gewöhnliches Sujet und Musik. Am Ende wurde Hummel, obwohl mühsam, vorgerufen, gezischt, sogar gepfiffen und geklatscht. Weinmüller dankte in gewöhnlichen Worten für die Einnahme. Ich sprach Kárner, der eben von Eisenstadt kam; er sagte mir, dass Mericzay resignierte und auf die Palatinalgüter kommt, dass er dem Fürsten derb die Wahrheit sagte, dass der Fürst heuer über 4 Millionen Revenue hatte, dass Dombóvár allein 660.000 fl einträgt usw. Therese war den Abend zu Haus, vorher mit Goldmann bei Reimann.
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Kalt, gefroren, doch heiter. Im Burgtheater „Mathilde von Guise“, im Kärntnertor-Theater „Landhaus an der Heerstraße“, „Hercules“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“ von Kleist. Früh zum Grafen, hatte mit Krautauer vollauf zu tun, auf die Hauptmaut, zu Uffenheimer, Tabakappalto und Kassier Müllner vom Ehz Franz, um 12 h suchte ich Ullmann auf, um mit ihm die arme Geissler, Uiberreiter zu besuchen und in der Gegend zu speisen. Ullmann konnte nicht, wegen Illum[inations]-Plänen, die scheiterten. Wir speisten mit Jungmann in der Rose recht gut, nur sehr teuer, zahlten 18 fl. Richart bediente uns vortrefflich. Nach Mittag ging ich zu Peter, ich zu Krauss (?), brachte der Reis die 100 fl vom Grafen, suchte Brandl und Ullmann auf wegen Kalk, später zu Forster. Therese gab der Krüger Lektion, sie studiert die „Nina“.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).