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Anzeige von 4606 - 4610 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
4606 1810 3 13 Abwechselnd Regen, äußerst unangenehmes Wetter. Im Burgtheater „Waisenhaus, im Kärntnertor-Theater „Taubstumme“, „Deklamator“, im Theater an der Wien „Lügner“. Abreise der Kaiserin Louise von Frankreich. Obersthofmeisterin Laschansky, Trauttmannsdorff als Übergabskommissär begleiten sie bis Braunau. Auf jeder Station sind 434 Wagenpferde und 8 Reitpferde notwendig. 12 Ungarische Garden, welche auf Kavalleriepferden, reiten neben dem Wagen Um 8 h sind alle Damen und Cavaliers zum Abschied berufen. Durch die Stadt, Graben, Kärntnerstraße bis zur Linie sind abwechselnd Militär und Bürgercorps aufgestellt, außer der Linie Militär bis Braunau. Das ganze bürgerliche Kavallerie-Corps, und von jedem Bürgercorps 6 Offiziers begleiten die Kaiserin bis Purkersdorf. Der Kaiser begleitet sie bis zur ersten Nachtstation in St. Pölten. Die Kanonen werden gelöst vor der Linie hinter dem Wirtshaus, in Hütteldorf wieder 6 und so fort alle Stunden bis Braunau. Ich ging zum Grafen. Um ½ 9 h hörte ich Vivat rufen, lief von ihm weg über die Bastei zum Kärntnertor, wo ich sie recht gut sah. Begleitete den Zug über die Glacis im tiefen Kot bis zum Brückl in die Kotgasse. Da kam Eib (?) und noch ein paar Männer (?) zu uns. Wir gingen durch ein Doppelgfäll (?) bis zur Mariahilfer und Kaunitzgassel bis zur Linie, dann hinaus, postierten uns auf der Schönbrunner Straße und erwarteten den Zug. Da war das Pionier-Corps aufgestellt. Wir fanden die Straße gedrängt voll mit Menschen. Voraus die Kavallerie, dann Fürst Paar, Trauttmannsdorff, neben der Kaiserin in einem grünen Reisewagen ritten Fürst Esterházy, Moritz Liechtenstein, Rosenberg, Hohenlohe und andere Cavaliers und Generäle. Um 10 h passierte sie die Linie. Unser Segen, unsere Liebe begleiten sie, das Opfer für uns. Ich eilte in die Stadt, reinigte mich, wechselte Stiefeln und kam erst um 11 h zum Grafen. Mittags waren die Krieghammer unsere Gäste, nach Mittag fuhr ich ins Spital, besuchte die Geissler auf No. 6 und brachte die Blumennadel vom Scheiger. Sie leidet noch immer sehr, fühlt noch keine Besserung. Der Festi (?) und Corda kennen ihre Krankheit nicht. Von da in die Porzellanfabrik wegen dem Rodlerischen Namenstags-Geschenk. Nahm Passy mit in die Stadt, zu Uffenheimer, zur Rodler, wo ich Therese, Nina, Krieghammer und Kathi fand. Wir blieben bis ½ 9 h, dann ins Bett. Ich war sehr müd, wozu der Morast und das schlechte Wetter viel beitrug. Es regnete und hagelte abwechselnd. Band 07 (VII.), Seite 8v
4607 1810 3 14 Ein trüber, kalter Tag. Früh zum Grafen, in die Theaterkasse, nahm Billetts ins Kärntnertor-Theater „Braut von Messina“. Im Burgtheater „Samtrock“, „Hercules und Achelous“, im Theater an der Wien „Familie Pumpernickel“. Die Billetts gab ich Ullmann, war bei Liebisch, um da Möbel-Calicut zu zahlen, später bei Richart. Mittags allein. Gleich nach Mittag brachte ich der Czaczek eine Kaffeeschale, braun mit Weinlaub und Trauben, zum gestrigen Geburtstag, welches sie zu freuen schien. Dann in Peters Gesellschaft, wo ich mit ihm Mausjagd hielt. Abends fand ich die Carolin, Goldmann und Lavotta. Ich ging ins Kärntnertor-Theater, unterhielt mich mit Franz Brandl, Jungmann, Uiberreiter und Anhang. Die Krieghammer war bei Therese. Band 07 (VII.), Seite 9r
4608 1810 3 15 Rauer Wind, Schnee und Regen. Im Burgtheater „Richard Wanderer“, Wöhner von Preßburg als Richard. Im Kärntnertor-Theater „Uthal“, „Zwei Nebenbuhlerinnen“, im Theater an der Wien „Don Juan“. Früh zum Grafen. Moreau brachte mir einen Brief von seinem Bruder in Linz, der nach Graz zu Ostern mit Gattin Schegl (?) abgeht. Mittags Krieghammer und Kathi unsere Gäste. Nach Mittag erwartete ich Mark, ging mit ihm ins Bürgerspital-Kaffeehaus, fand den jungen Weidmann, unterhielt mich mit ihm eine Stunde und trank 2 Fingerhut voll Vanig[lia]-Rosog[lio]1 fl, Kaffee 24x. Ich staunte über diese Teuerung. Nachher mit Mark und Wieland zum Theater an der Wien, ich mit Mark ins Freihaus zum Thaler (?), dann ich allein ins Burgtheater. Blieb den ersten Akt, suchte Compagnie, um etwas zu essen. Um ½ 9 h ging ich nach Haus, fand Krieghammer und Kathi beim Souper, aß wieder mit und schlief schlecht. Band 07 (VII.), Seite 9r
4609 1810 3 16 Schlechtes Wetter. Im Burgtheater „Griselda“, im Kärntnertor-Theater „Johanna von Montfaucon“, H[err] Reitzenberg (?) als Junker Philipp; im Theater an der Wien „Familie Pumpernickel“. In der Leopoldstadt tritt die Schmirer als Frl. v. Katzenberg (?) in „Liebhaber und Nebenbuhler in einer Person“ auf. Die Krieghammer Kathi fuhr früh fort, die Mutter wartet auf Stentzsch (?). Um 8 h zum Grafen, später zu Reimann und Rohrweck. Die Krieghammer war unser Gast. Nachmittags arbeitete ich im Kassengeschäft Abends mit Therese ins Leopoldstädter Theater, Mark fuhr mit uns. Fanden da Czaczek, Peter, Jungmann, Ullmann, Brandl; es war mittelmäßig besetzt. Wir empfingen sie mit Klatschen; sie war sehr elegant adjustiert, spielte brav, nur war ihr Spiel, ihre Leibesbewegungen zu überladen, besonders für dieses Theater. Wir riefen sie vor, sie dankte sehr bescheiden und brachte die gedungenen Zischer zum Schweigen. Band 07 (VII.), Seite 9r
4610 1810 3 17 Stinkender Nebel, tiefer Morast, äußerst ungesund. Im Burgtheater „Putzmacherin“, dann „Es spukt“, Lustspiel in 2 Akten von der Weissenthurn. Im Kärntnertor-Theater „Schweizer Familie“, im Theater an der Wien „Käthchen von Heilbronn“, Schauspiel in 3 Akten von Heinrich Kleist. Den Vormittag beim Grafen, sprach Hahnl. Ließen ausreiben, Therese speiste bei der Hocheder. Ich suchte mir Compagnie, nach Tische zur Rodler, hörte des Czernin Ankunft, dass er mir geschrieben hätte und mir eine goldene Dose mitbringt. Ich hing der Jos[ephine] unseren kleinen Luster auf, ließ ihr 2 Suppenschalen mit Tellern, 2 Kaffeeschalen, 2 Schnabel-, 2 kleine und 2 Lavoir-Kannen , 2 Zuckerdosen von weißem Porzellann, 2 Leuchter aufstellen und Therese rufen, um Zeuge der Überraschung zu sein. Sie freute sich sehr. Nina kam, ich ging mit ihr und Therese nach vollbrachtem reichem Kaffee-Trinken nach Hause, später ins Burgtheater. „Es spukt“ hat trotz des Rooses Gesundheit-Trinken nicht gefallen. Heute erhielten wir von der Fabrik Kaffee-, Obers-, Sahne- und Zuckerfass in Bronze, Gold und Blau, alles sehr schön Band 07 (VII.), Seite 9r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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