Trüb, früh regnete es. Therese ging zu Nitschner und blieb den ganzen Tag da. Ich zum Dr. Steinhauser (?) um Geld, auf die Maut, zur Jos[ephine] Rodler und zum Grafen. Mittags suchte ich mir Compagnie zum Speisen, nach Mittag sprach ich Wiesing[er’s ?] Schwäg[erin ?], dann nach Haus. Es war kühl und angenehm zu gehen. Später zu Liebisch und ins Josephstädter Theater „Thaddädls Wanderschaft“, Lustspiel in 3 Akten, samt Pantomime vom Meister (?). Es war leer und ich fand keine Compagnie, ich langweilte mich sehr. Soupierte nachher etwas, und kaufte im Theater Kirschenkuchen, um selben Therese zu bringen. Therese fuhr mit Giáy in die Stadt und war schon um 7 h zu Haus
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Den ganzen Tag Regen. Gewöhnlicher Vormittag. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Dann ins Burgtheater „Jugend Heinrichs V.“, später sprach ich Pescat. Ich und Therese schrieben heute meiner Mutter. Therese blieb den ganzen Tag zu Haus.
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Heiter. Früh beim Grafen und Stessel. Heute ist bei uns der Anstreicher. Mittags allein, nach Mittag zu Haus. Therese sang heute im Burgtheater in „Wandernde Komödianten“, dann „Paul und Rosette“. Abends besuchte ich Peter, unterhielt mich in seinem Garten und ging um 8 h in Compagnie zum Sperl soupieren. Vor 10 h war ich zu Haus, und hatte mit Therese wegen meiner morgigen Angebinde Spaß. Ich lockte ihr 4 Nachtleibeln und einen artigen Handleuchter heraus, welche sie mir schon heute gab.
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Warm, unter Mittag Regen. Früh überraschte ich Therese mit einem bestickten Hut von Joseph[ine] der ihr außerordentlich gefiel. Die Goldmann kam zugleich. Ich ging zum Grafen, hatte Institutssitzung, suchte mir Gesellschaft zum Speisen. Kam um 6 h nach Haus und fand Joseph[ine]. Wir blieben eine Stunde zusammen, machten eine Promenade auf die Glacis, gingen zum Bürgerspital Gefrorenes essen und ich ins Bierhaus, und um 10 h ins Bett. Von der Brigittenau strömte alles in die Stadt und die Vorstädte zurück. Es war auf dem Kirchtag eine ungeheure Volksmenge.
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Brigitta-Nachkirchtag. Heiter, abends Regen. Am Vormittag hatte ich mit dem Wolltransport zu tun. Therese ging um 11 h mit Scheidl (?), Frau und Sohn in den Augarten. Die Jos[ephine] Rodler, dann später auch ich kamen nach. Wir speisten da und begaben uns nach Mittag in die Brigittenau. Alles staunte über dieses in Europa einzige National-Fest. Viele tausend Menschen aus allen Klassen erlustigten sich und waren in die verschiedensten Gruppierungen verteilt. Viele Zelte waren zum Tanzen aufgespannt und ziemlich niedlich dekoriert und illuminiert. Alle Arten und Gattungen von Musik fand sich da, unter jedem großen Baum wurde getanzt. Nur der Regen machte gegen 8 h einige Verwirrung. Die Wägen waren sehr teuer. Alles geschah ohne Unordnung. Wir retirierten uns durch den Augarten, hielten da den Regen aus und waren vor 10 h zu Haus.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).