Therese befindet sich nichts besser; auf Oeppingers Anraten legte ich ihr eine große Vesikatur auf’s Genick. Mittags 1 h starb die Cavalieri; ein trauriger Fall. Dieser Tod wirkte sehr auf Therese. Ich musste auf’s Banco und zu Kupka. Die Tante und Nina blieben bei Therese. Mittags war ich allein. Eine Menge Besuche kamen, die Goldmann, Lefèvre, Martini, Schmirer, Süssmayer; abends kam auch Quarin und Ascher. Schmirer persuadierte mich, zur Aufheiterung ihn ins Wiedner Theater zu begleiten. Man gab eine Burleske „Wenn die Katze aus dem Hause ist, haben die Mäuse Kirchtag“, dann eine Operette „Der kleine Matrose“. Die Pepi sang ganz artig. Mit uns war auch die Martini, der wir das Theater zeigten.
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Therese befindet sich heute etwas besser. Es zeigt sich ein Ausschlag. Ich war früh im Banco, beim Grafen, Theaterkasse und bei Brandl. Die Tante und Nina waren bei Therese, die Tante speiste bei mir. Tante, Therese und ich waren mittags allein. Nach Mittag besuchte mich Strack und bat, ihn heute ins Kärntnertor-Theater zu führen, „Dorfbarbier“ und „Alceste“. Vor dem Theater kam noch Oeppinger – ich war nicht zu Hause – und sagte, Therese hat den Rieselausschlag. Auch wäre der weiße Riesel zu fürchten; dann aber müsste sie gleich versehen werden. Wie mich diese Nachricht erschütterte, kann ich nur fühlen. Ich ging ins Theater, ließ Oeppinger auf’s Theater rufen und hörte von ihm alles bestätigt. Nach der Operette fuhr ich mit Nina nach Hause. Ich war so matt, dass ich kaum stehen konnte. Bis 12 h wachte ich, schlief aber auch die übrige Nacht wenig; Therese ebenfalls.
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Mit aller Anstrengung konnte ich ins Bureau und zum Grafen gehen. Außerordentliche Kopfschmerzen und Mattigkeit nötigten mich zu liegen. Auf Eckhart Anraten ließ ich mein Bett durch Nina und ihn ins große Zimmer tragen. Meine Kopfschmerzen ließen nicht nach, und die Angst, mein liebes Weib so schwer krank zu sehen, ließ mich nicht ruhen. Alle Augenblicke wurde gelitten und Anfragen um Therese Befinden gemacht. Quarin war zweimal da, Oeppinger kam viermal. Therese befindet sich nichts besser. Nina ging mit dem Quarin ins Wiedner Theater „Alexander“, nach selbem kam sie mit Quarin, blieb und wachte.
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Therese ist etwas besser; welche innige Beruhigung ! Ich befinde mich aber nicht ganz wohl, Kopf- und Halsschmerzen quälen mich noch. Eine Menge Besuche und Anfragen kamen. Ich musste auch aufstehen, um mehreren, die sich dem Institut einverleiben lassen, ihre Einlagsgelder abzunehmen. Mit mir speiste die Tante; ich aß sehr wenig. Die Ascher zog sich bei uns an, da kam Quarin, der eine volle Stunde blieb. Er scherzte und hatte so seine gewöhnlichen Späße. Nach ihm kam Oeppinger und fand Therese besser. Er versicherte mich, dass Therese außer Gefahr sei, wenn die Wartung nicht vernachlässigt wird. Mit Tränen eilte ich, ihr dieses zu sagen und sie zu bitten, mit aller Anstrengung und Geduld dieses Opfer zubringen. Heute ist im Kärntnertor-Theater „Zauberflöte“, und Mad. Grünberg, fürstlich Liechtensteinsche Opernsängerin, hat bei plötzlich eingetretener Krankheit der Mad. Rosenbaum die Rolle der Königin der Nacht übernommen und wird die Ehre haben, in derselben als Gast aufzutreten“. Nach der Oper kamen Nina und die Ascher und erzählten, dass die Grünberg eine zweite Hofer sei, nicht gefallen und sich am Ende keine Hand gerührt habe. Therese schlief wenig und ich hatte viel Kopfschmerzen.
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Therese ist etwas besser, so viel es ihre Krankheit gestattet. Ich befinde mich weniger gut, musste mich übergeben und habe anhaltendes Kopfweh. Überhäuft von Besuchen, worunter auch zu meinem Erstaunen Pfersmann war, konnten wir nicht alle annehmen. Die Ascher schenkte der Sepherl ein Musselinkleid und einen gestickten Fächer. Letzteren gab sie Therese, welches ihr große Freude machte. Ich entschädigte die Sepherl hinlänglich für den Fächer. Mittags speisten die Tante und Eckhart da. Nach Mittag trafen Quarin und Oeppinger zusammen. Ersterer blieb 2 Stunden und war voll Bonmots. Abends bekamen Therese und ich Kopfschmerzen. Therese hatte eine sehr unruhige Nacht.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).