Früh ins Bureau, um 11 h an die Donau zur Ascher, wo wir speisten. Dahin kam Post vom Weigl Joseph, dass er die Arie aus „Clemenza di Tito“, welche Therese morgen im Augarten singen soll, nicht hat. Dies bewog uns gleich nach dem Essen in die Stadt zu eilen. Therese ging vergebens in Musikverlag, dann zu Suchowaty, um selbe Parte kopieren zu lassen. Ich ging ins Burgtheater „Das Rezidiv“ vom Jünger, Lustspiel in 3 Akten zum ersten Mal; ein feines Lustspiel, das besonders durch der Roose vortreffliches Spiel gefiel. Therese blieb zu Hause.
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Jahrestag unserer Vermählung. Früh fuhren wir mit der Scheiger und der Benkó Nanett in den in den Augarten; der Morgen war windig. Therese sang eine Arie von Mozart und ein Rondo von Joseph Weigl. Dem Iffland gab ich Billets ins Augartenkonzert und er hörte Therese singen. Nach dem Konzert frühstückten wir Carbonaden und fuhren in die Stadt. Ich kaufte für Therese ein Stück Bast (?)-Zeug und legte es in die Silberschatulle, ging dann ins Bureau. Außerordentlich war Theresens Freude, als sie den Stoff fand. Mittags speisten die Tante und Rosalie, Scheiger und Frau und mein Bruder bei uns. Nach Tisch besuchte uns Fritsch, ich führte ihn zur Laager (?), blieb eine Weile da und ging dann ins Kärntnertor-Theater „Selbstbeherrschung“, Ifflands 7. Auftritt als Konstant. Von da ins Wiedner Theater, die vorletzte Vorstellung „Torbern oder der schwedische Fischer" Oper in zwei Akten, dann zum 1. Mal „Thespis" Nachspiel in einem Akt; ganz die Geschichte des Braun mit Schick, als er den Theaterbau hindern wollte. Manches sehr plump aufgetragen. Mit Waldon ging ich in die Stadt und ins Kärntnertor-Theater, Ifflands Rolle war gerade zu Ende. Er soll heute weniger gefallen haben und wurde nicht vorgerufen. Als ich nach Hause kam, lag Therese schon. Alles, sogar der Luster war beleuchtet, und mein ganzes Bett mit Rosen und Vergissmeinnicht bestreut. Wie angenehm überraschte mich diese Surprise von meinem lieben guten Weibe!
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Früh lag ich bis ½ 9 h; mir ist nicht ganz wohl. Scheller (?) besuchte mich. Den Vormittag war ich im Bureau, Therese beim Schneider Joseph wegen Kleid. Mittags speisten wir allein. Nach Tisch kam die Ascher, Therese ging mit ihr zum Rahl, sie saß ihm heute zum zweiten Mal. Ich arbeitete nach Mittag. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, „Pygmalion“ mit Iffland, dann „Dorfrichter“. Nach dem Monodrama von Rousseau, Musik von Benda, ging ich ins Wiedner Theater, letzte Vorstellung im alten Theater, „Torbern“ und „Thespis“. Es war so außerordentlich voll, dass ich an der Tür stehen musste, wo ich mit der Schoberlechner (?) zusammentraf, die mich selbst ansprach. Mit Hornung ging ich in die Stadt. Auf der Brücke begegneten uns Scheiger, Frau und Rahl. Wir gingen zum Burgtor hinein über die Bastei, soupieren im Bürgerspital.
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Antonsfest. Früh gingen wir zu Salieri gratulieren, nachher fuhr Therese zur ersten Probe von Süssmayers Musik „Phasma“, worin Therese die Königin spielt. Ich ging ins Bureau und um 11 h in die Porzellanfabrik, wohin Iffland, Koch, Roose und Frau nachkamen und die ganze Fabrik durchgingen. Nach 1 h ging ich an die Wien zum Kreuz speisen, wo mich Hornung erwartete. Um ¼ auf 3 h machten wir uns schon zur Eröffnung des neuen Theaters an der Wien; die Confusion, das Probieren und Arrangieren des Marsches, und der 32 Pferde, wovon 3 im Triumphwagen eingespannt waren, welcher rückwärts umstürzte, und die Campi und den Simoni herauswarf, alles dieses ließ nicht einmal glauben, dass heute die erste Vorstellung sein wird. Ich war bequem plaziert und so wartete ich geduldig bis 7 h. Die Prinzen, Königin von Neapel und Herzog Albert erschienen in den beiden prächtigen Hoflogen. „Alexander in Indien" von Emanuel Schikaneder; und die Musik von Franz Teyber. Der Prolog war wieder Satire auf Braun, am Schlusse standen in einem Rosenhain die Büsten des Kaisers, Kaiserin, und Ehz. Carl, dem man die Oper zueignete. Die Oper gefiel nicht sehr. Mad. Campi war wenig hörbar und gar nicht verständlich, Simoni sang brav. Am Ende wurden Schikaneder, Teyber, Campi, Simoni und kleiner Neukäufler (?) hervorgerufen. Um ½ 11 h war das Spektakel zu Ende. Ich soupierte mit Hornung im Bürgerspital und um 12 h kam ich nach Hause. Mein liebes Weib wurde wach. Wir plauderten noch und sie erzählte mir, dass sie immer zu Hause war und mittags die Rösner zu Gast hatte.
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Regen und kalt. Früh ließ mich schon der Graf rufen; ich ging zu ihm, zu Quarin, wo ich mit Therese zusammenkam, dann wieder zum Grafen und in die Theaterkanzlei, wo von der gestrigen Oper geplaudert wurde. Übrigens war ich zu Hause, arbeitete und schrieb nach Prag einem Kandidaten für unser Institut. Mittags speisten Hornung und die Scheiger bei uns. Nach Mittag kam Rösner und bat mich, mit ihm Quartier ansehen zu gehen. Dann wurde schnell beschlossen, ins neue Theater an der Wien zu gehen, zum zweiten Male „Alexander“. Hornung begleitete uns und wir bekamen einen bequemen Platz. Die Tonerl, Scheiger und Kumpfhofer waren auch von der Gesellschaft. Im Theater besuchte ich alle Galerien, fand sie bequem und niedlich. Nach dem Theater war es sehr kalt, die Straße ganz finster und fatal zum Hereingehen. Wir soupierten im Bürgerspital und blieben bis bald 12 h. Im Burgtheater war die „Reise nach der Stadt“, Ifflands 9. Auftritt als Hofrat Reising (?).
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).