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1421 1801 6 25 Regen. Früh fuhren wir mit der Jeanette in den Augarten. Therese sang; es war ihr nicht recht wohl, sie hatte Kopfweh und Schnupfen. Nach dem Konzert fuhren wir gleich nach Hause. Therese hatte Probe. Ich frühstückte mit Schmirer beim Sperl, ging dann ins Bureau und zu Brandl, wo ich die Martini fand, die ich nach Mittag einlud. Mittags waren wir allein; Therese aß wenig. Nach Mittag kamen die Pepi, Brandlin, Reserl, die Rottensteiner und Martini. Ich führte sie ins Kärntnertor-Theater „Lästerschule“, 16. Auftritt Ifflands als Baron. Die Martini ging mit Therese ins Burgtheater „Molinara“. Iffland spielte vortrefflich, wurde vorgerufen und sprach: „Wenn ich mit anderen beitrug, dass Ihnen der heutige Abend nicht missvergnügt fiel, so ist der Zweck meines Berufes schon erfüllt“. Wie ich nach Hause kam, fand ich Therese krank im Bette; wie mich dies freute ! Die Pepi schlief bei uns. Band 04 (IV.), Seite 7v
1422 1801 6 26 Therese lag den ganzen Tag im Bett. Früh ging ich ins Bureau und um 11 h mit Klimbke Bruder, Martini und Herzog Nannerl in die Porzellanfabrik. Eckhart, welcher Therese verschrieb, speiste mit mir. Nach Mittag kam die Pepi, die Martini; erstere ging mit mir, letztere mit Therese ins Burgtheater, „Schreiner“, „Prometheus“. Im Kärntnertor-Theater „Der Jude“, Ifflands 17. Auftritt als Jude Sheva. Anfangs war ich im Kärntnertor-Theater, dann ging ich ins Burgtheater, um zu prüfen, wie es Therese ginge. Nach der Oper „Schreiner“ wartete ich „Prometheus“ nicht ab, sondern sah den letzten Akt des „Juden“ an. Mit dem einstimmigsten Beifall wurde Iffland vorgerufen und sagte: „Wenn der Jude Sheva sich im Herzen der Menschen ein Monument errichtet, so lassen sie mich hoffen, dass das meinige bei Ihnen nicht ganz vergessen wird“. Therese hatte heftigen Kopfschmerz und machte mir sehr bange. Die Pepi schlief bei uns. Band 04 (IV.), Seite 7v
1423 1801 6 27 Ein heiterer Tag. Therese ist sehr übel, die Entzündung und das Geschwür ist so stark, dass die Ärmste nichts zu sich nehmen, kaum atmen kann. Früh ging ich zum Brandl, zu Klimkowsky wegen Kupferamtsobligationen, dann war ich den ganzen Tag bei Therese. Mittags speiste Eckhart und die Hitzinger Nany bei mir. Therese und ich waren immer allein. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater, „Erinnerung“, 19. Auftritt Ifflands als Kammerrat Seeger (?); spielte vortrefflich, wurde vorgerufen und dankte: „Der Erinnerungen an diese verehrungswürdige Versammlung sind mir so viele, dass ich sehr glücklich bin, wenn bei Ihnen nur eine an mich bleibt“. Schüchtern und voll Furcht ging ich nach Hause und fand Therese viel schlimmer. Band 04 (IV.), Seite 7v
1424 1801 6 28 Früh kam Eckhart, verschrieb; Therese blieb den ganzen [Tag] im Bett. Heute wirkte die Arznei. Ich war im Bureau, sonst immer zu Hause. Die Schmirer, Tante und Nina besuchten Therese. Ich arbeitete und freute mich königlich, jede Stunde das gute Weib besser zu sehen. Mittags speiste ich ganz allein. Im Kärntnertor-Theater „Schubkarren des Essighändlers“, Ifflands 18. Auftritt als Essighändler; nachher Tamburin-Pas de deux. Iffland wurde vorgerufen und dankte mit einer Verbeugung. Im Burgtheater „Achille“; ohne Rücksicht auf ihre heftigen Halsschmerzen musste Therese dennoch die Arie singen. In der Nacht wurde Therese schlimmer, ein Geschwür im Hals entstand. Mit ihr war die Martini, mit mir die Schmirer im Theater. Band 04 (IV.), Seite 7v
1425 1801 6 29 Paul und Peter. Früh schrieb ich mich beim Braun auf. Therese befindet sich sehr übel. Pfersmann schrieb ihr wegen Musselinfärben einen albernen Brief und überließ ihr das Färben. Ich ging wegen einem Färber zur Kohl. Mittags aß ich allein. Nach Mittag blieb ich bei Therese bis 6 h, dann ins Kärntnertor-Theater, Iffland zum 20. und letzten Mal als Sekretär Siward im „Leichten Sinn“. Er krönte diese Gestalten mit dem kunstvollsten Spiel. Ehz. Carl, der seit seiner Krankheit zum ersten Mal wieder im Theater erschien, wurde mit dreimaligem Klatschen und Vivatrufen empfangen; er schenkte Iffland vielen Beifall. Die Gedichte an ihn von Caroline Pichler, deutsch, und von Ssomsich (?), Latein, sind seiner würdig. Mit dem einstimmigsten Beifall wurde er vorgerufen und sagte folgende Abschiedsrede: „Ich danke es dem Wohlwollen der Direktion, die mich zum süssen Geschäfte verpflichtete, Ihnen einige Abende angenehm zu machen. Ich empfehle Ihnen meine hiesigen Kunstgefährten, die mich mit Liebe und Achtung aufnahmen, und alles beitrugen, um meinem Spiel Ihren Beifall zu erhalten. So lange ich atme, wird mir dieser gütige Beifall unvergesslich bleiben. Auch empfehle ich mich dem Andenken derjenigen, die ich in frühern Jahren als Menschen und Helden kennen lernen konnte. Ich scheide nun gerührt und mit Hochachtung von Ihnen“. Nun folgte eine lange, stumme Verbeugung und die Kurtine fiel. Braun gab ihm zum Andenken eine goldene Dose, mit Perlen besetzt, und schrieb ihm ein sehr artiges Billett französisch, worin er ihn mit den griechischen Künstlern verglich. Iffland dankte ihm mit einem deutschen, schön geschriebenen Briefe. Von Wien reiste er nach Graz, spielte sechsmal, in seiner Rückreise besuchte er Braun in Schönau, kam auf einige Tage nach Wien, ging nach Prag, wo er wieder spielte, dann weiter nach Berlin zurück. Band 04 (IV.), Seite 8r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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