Stürmisch, großer Staub. Bei Wohlfarth frühstückte ich, um 7 h Fahrt nach Baden. Stiegen im Hirschen ab und stiegen 3 Stunden herum, die Häuser anzusehen. Großer Brand in Laxenburg, beim jungen Berl im Stadl entstand das Feuer. Nach 12 h erstiegen wir den Kalvarienberg, um den Brand in Laxenburg zu sehen. Schrecklich wüteten die Flammen gegen die Kirche. Wir speisten im Hirschen mit dem Wirt, Walzer (?) und seinem Inspektor. Bei Scheiner tranken wir Kaffee und spielten Billard, besuchten die Liesel, sahen das Haus des Baron Haan und fuhren um 5 h nach Laxenburg. Gegenüber dem Posthaus entstand das Feuer, verheerte 20 Häuser, worunter die Oratorien um die Kirche, hinter selber ein großes kaiserliches Bauholzmagazin, kaiserliche Gärtnerei, Glashäuser. Am schrecklichsten brannte der Kaufmann in der Reihe des Posthauses ab. Um 7 h nach Wien, ins Kärntnertor-Theater, dann nach Hause. Therese war mit Jean im Belvedere, die Seltenheiten aus dem Schlosse Ambras zu sehen, und nach Mittag im Ursulinenkloster. Da Jean gegen seine Feinde bei der Kommerz-Hofstelle siegte, so schrieb der Glückliche der Lottel und dem Meissner. Herzlich freuten wir uns des Ereignisses.
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Ein schöner, warmer Tag. Im Burgtheater „Verleumder“, im Kärntnertor-Theater „Schatzgräber“, „Nina“, Im Theater an der Wien „Armand“, die Hornik als Constanze. Im Leopoldstädter Theater zum 2. Male „Harlekin als Wespe“, Pantomime von Rainoldi. Dekor von Institoris, Masch[inen] von Winterhalter. Den Vormittag beim Grafen, Einzug des neuen Nuntius vom Schwarzenberg-Palais. Mittags speisten Girardoni, Wohlfarth, Jean da. Nach Mittag in den Garten, es war heute so angenehm, wir fanden schon Tulpen und Hyazinthen. Dann ins Leopoldstädter Theater, große Hitze und Langeweile. Dem Jean gab ich die Loge im Burgtheater für Peschke und Krause.
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Warm, großer Staub. Im Burgtheater „Braut von Messina“, Hölken von Darmstadt als Cäsar, gefällt nicht, ist ein Kulissenreisser, hat große Manieren; neue Schule. Die Loge dem Schießl. Im Kärntnertor-Theater „Joseph“, im Theater an der Wien „Armand“, die Hornik missfiel ganz. Heute früh erschoss sich in der Kaserne auf der Laimgrube ein Artilleriefeldwebel, welcher Weib und Kinder hat, mit einer Kanone, welche mit einer Kartätsche mit 30 Kugeln geladen. Er richtete die Kanone auf die Mitte seines Leibes; Die Füße blieben liegen, der obere Teil wurde zerschmettert. Den Vormittag beim Grafen. Weidmann, Wohlfarth und Jean speisten da. Nach Mittag sahen wir den Brückenbau in der Leopoldstadt, zum Brandmayer, in den Garten. Mit Jean bei Wohlfarth, Punschade.
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Warm, sehr staubig. Im Burgtheater „Jenny“, Drama in 4 Akten von Kurländer, dem Tschepp gab ich die Loge. Im Kärntnertor-Theater „Talente durch Zufall“, „ 2 Tanten“, im Theater an der Wien „Hausgesinde“, „Redoute“. Den Vormittag beim Grafen, viel Arbeit. Bei Braun, dessen Schwägerin heute starb. Mittags mit Jean allein. Therese besuchte die Moser, ich schloss meine Kasse ab. Dann mit Wohlfarth in die Spittelau zum Holzbrand, in den Prater, jausneten beim Paperl mit Kárner, Ech, Brandstätter (?),Axt; dann ins Kärntnertor-Theater und zu Hause.
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Schöner Tag, nach Mittag Sturm, heftiger Staub, zum Ersticken. Im Burgtheater „Ersatz“, dem Reimann die Loge. Im Kärntnertor-Theater zum 1. Mal „Ein Tag voll Aberteuer“, Oper aus dem Französischen, Musik von Méhul; im Theater an der Wien „Schlummre ! Träume und erkenne“. Den Vormittag beim Grafen, viel Arbeit. Hoffmann, Jean speisten bei uns. Nach Mittag mit Therese in den Garten, Jean ließ Wein abziehen. Abends ins Kärntnertor-Theater, die Grünthal wurde wegen ihrem Gesang ausgelacht und ausgezischt, und so jeden Akt, am Ende sogar gepfiffen. Kurs [… ?, Wert fehlt].
Band 09 (IX.), Seite 18v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).