Ein kalter Tag. Im Burgtheater „Ludwig und Louise“, im Kärntnertor-Theater „General“, im Theater an der Wien „Hans in Wien“, Lustspiel in 3 Akten von Kringsteiner, Kornhäusel als Hirschkopf. Früh zum Grafen, Verdruss wegen der Apanage des Vinzenz. Zur Keglevich, auf den Kohlmarkt, Graben. Ziegler speist bei uns, nach Tische kamen Richart und Jungmann. In Gesellschaft, Gewey, Roller begleiteten uns ein Stück. Später ins Burgtheater, voll, zu Richart.
Band 08 (VIII.), Seite 80v
6672
1815
11
6
Kalt, trüb. Im Burgtheater „Straßenräuber“, Stein als Fritz Rehfeld gefällt nicht. Im Kärtnertor-Theater „Gefangene“, „[Pagen des] Herzogs von Vendome“, im Theater an der Wien „Hans in Wien“, mit Kornhäusel. Liebmann, er reist nach Pest, brachte den Fabrikanten Peter Tischner (?) und bestellte Taffet zum Ammeublement. Weidmann speiste da, nach Mittag zu Haus, ging mit dem Schlosser zum Liebmann, sprach Arenberg. Im Theater an der Wien unterhielt mich mit LaRoche. Die Jeanette Demmer und die Giuliani spielten vortrefflich. Ich soupierte im 2. Stock, mit Scheiger ging ich nach Haus. Kurs 370 fl..
Band 08 (VIII.), Seite 80v
6673
1815
11
7
Kalt, heiter. Im Burgtheater „Falsche Vertraulichkeiten“, im Kärntnertor-Theater „Joconde“, im Theater an der Wien „Hans in Wien“. Früh zum Grafen, Keglevich, Theaterkasse, Liebmann. Therese ging zur Moser, ich zum Schmidt im Wilden Mann, dann zu Schmirer. Schenk ging zu mir, Haus und Quartier anzusehen. Zur Habor (?), blieb in Gesellschaft, Bar[on] Lichtenstern, Hauptm[ann], ins Kärntnertor-Theater, zu Richart. Abends waren Dermer und Werlen, Agnes da. Kurs 384 fl..
Band 08 (VIII.), Seite 80v
6674
1815
11
8
Dichter Nebel. Im Burgtheater „Theatersucht“, im Kärntnertor-Theater „Armer Poet“, „Pagen des Herzogs von Vendome“. im Theater an der Wien „Hund des Aubri“. Früh zum Grafen, sprach Bertoli, bei Liebmann den Fabrikanten Tischner (?). Mittags allein, nach Mittag zu Haus, die Dräxler mit ihren Töchtern kam. Ich arbeitete, abends ins Burgtheater, vorher Promenade in der Ungargasse, fand Norbert Steiner (?) mit Professoren, plauderte mit ihnen. Bei Therese war Werlen und die Peck.
Band 08 (VIII.), Seite 80v
6675
1815
11
9
Trübe, dann heiter. Im Burgtheater „Standesproben“, im Kärntnertor-Theater Fortis Einnahme, zum 1. Mal „Jeannot und Colin“, Oper in 3 Akten, von Castelli übersetzt, Musik von Isouard; im Theater an der Wien „Hans in Wien“. Früh zum Grafen, Theaterkasse, Vinzenz, Reimann. Mittag speiste Hoffmann Joseph da. Nach Mittag ging Therese zur Moser, fiel aber bei Hocheders Haus und schlug sich das Kinn wund. Sie weinte und Ströme von Tränen flossen, nach und nach erholte sie sich. Jeanettl, Richart und Stifft waren da, der Vetter Gassmann kam. Ich suchte Gesellschaft, kaufte bei Reich Zucker á 3 fl. 30 x und 3 fl., dann Kaffee 6 Pfund á 3 fl., 12 ¼ Pfund Raff (?), 17 Pfund Mellis (?). Abends waren Drexler und Neefe bei Therese. Heute ist des Raubmörders Johann Georg Grasl, 22 Jahre alt, Beschreibung angeschlagen; auf seine Person sind 4000 fl. ausgesetzt, und 2000 fl., wenn es ein Mitschuldiger ist. Abends in beiden Theatern. Im Kärntnertor-Theater war die Kaiserin Louise mit Schwestern. Bei Therese waren Dräxler und Neefe. Abends finster, Regen.
Band 08 (VIII.), Seite 80v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).