Dichter Nebel, mittags Sturm, nach Mittag und abends kalter Regen. Im Burgtheater „Essex“ mit Lange, im Kärntnertor-Theater „Joconde“, im Theater an der Wien zum 1. Male „Richard Wanderer“. Früh machte ich den Zeitungsaufsatz für Fanny. War in No. 373, der Graf kommt. Fuhr zum Radossevich, zum Namensfeste – Demetrius – gratulieren. Zu Bertoli, mit Jahny zum Liebmann. Mittags allein, dann erwartete ich den Grafen, referierte ihm alles. War dann zur Rosen gegangen, machte in der Roßau die Bekanntschaft des geschickten Mechanikers Michael Eder, welcher eine Maschine baut, an welcher 50 Menschen eine Last, von 50 Pferden gezogen, stromaufwärts treiben. Wegen Liebmann machte ich Zeichnungen, war beim Hafner Herold. Im Burgtheater blieb ich durch 3 Akte, dann zur Richart, ganz allein. Mein Bruder schickte mir Schmalz, 56 Pfund zu 1 fl. 21 x.
Band 08 (VIII.), Seite 79r
6662
1815
10
27
Trüb, kalt. Im Kärntnertor-Theater „Bräutigam wider Willen“, im Kärntnertor-Theater „Neuer Gutsherr“, „Pagen des Vendome“, im Theater an der Wien „Richard Wanderer“. Den Vormittag beim Grafen, später zu Liebmann, Richart, Dermer. Diner beim Grafen mit Radossevich vom Hofkriegsrat, Rumpelmayer, Kárner, Schnerch, Seitz, Demscher (?), Starhemberg. Therese ging zur Moser speisen. Nach Mittag suchte ich Gesellschaft, war mit Rohrweck im Kärntnertor-Theater, dann bei Richart.
Band 08 (VIII.), Seite 79r
6663
1815
10
28
Heiter; mittags fiel Nebel ein, der den Tag unangenehm und melancholisch machte; abends Regen. Im Burgtheater „Strohmann“, „Dir wie mir“, im Kärntnertor-Theater „Sargines“, im Theater an der Wien „Hund des Aubri“. Früh zum Grafen; Richart und ich bekamen von ihm Fasan und Rebhuhn, Hasen kaufte ich um 1 fl. 30 x. Zu Liebmann, mittags speisten Ullmann und Jungmann auf Karpfen da, zum Kaffee kam Richart. Mittags zu Haus, abends zur Tochter des Travaglia ins Kaffeehaus. Plauderte mit Muth, fand Jungmann, zu Stifft. Kurs 352 fl., der Dukaten 16 fl. 35 x.
Band 08 (VIII.), Seite 79v
6664
1815
10
29
Dichter Nebel, ein düsterer melancholischer Tag. Im Burgtheater „Theatersucht“, im Kärntnertor-Theater „Agnes Sorel“, im Theater an der Wien „Götz von Berlichingen“. Früh zum Grafen; unterhandelte mit Kibrik aus Kadolz wegen Rebhühnern. Grassalkovich frühstückte da. Später zu Löhr, auf den Kohlmarkt, Graben, zu Richart. Jungmann speiste mit uns Fasan, Richart und Stifft kamen. Nach Mittag zu Haus, suchte Gesellschaft. Mit Jungmann zur Lerchenfelder Linie hinaus zum Ziegelofen, durch Hernals und in die Josephstadt. Ins Burgtheater, dann zu Richart, Assen.
Band 08 (VIII.), Seite 79v
6665
1815
10
30
Nebel, nachher etwas heiter, abends Regen. Im Burgtheater zum 1. Mal „Ludwig und Louise“, oder „Der 9.Thermidor“, Schauspiel in 5 Akten von Hofmann. Im Kärntnertor-Theater „Grenadier“, „Pagen des Vendome“, im Theater an der Wien „Hund des Aubri“. Früh eine ernste Szene mit Therese wegen dem Brief und ihrer Entsagung. Ich änderte den Aufsatz von Therese, gab selben ihr, sprachen darüber und wurden endlich eins. Zu Löhr, habe ihn Donnerstag zur Optik eingeladen. Zu Rohrweck, Nina speiste bei uns. Nach Mittag zu Haus, Kárner besuchte uns, Josephine kam mit ihrer Schwägerin. Therese ging zur Moser, Richart holte sie ab. Abends ging ich ins Burgtheater; plauderte mit Lindlau (?), Rumpelmayer und Bruder. Therese fuhr im Regen nach Haus.
Band 08 (VIII.), Seite 79v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).