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Anzeige von 5766 - 5770 aus 11858
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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
5766 1813 5 15 Veränderlich. Im Burgtheater „Die Zerstreuten“, dann zum 1. Mal „Das Angebinde“, Lustspiel in 2 Akten in Alexandrinern von Müllner. Im Kärntnertor-Theater „Dorfbarbier“, „Blöder Ritter“; Duport soll zum letzten Mal tanzen; im Theater an der Wien „König Lear“, Leo als Lear, Pauli als Herzog von Albanien, beide engagiert. Nur wenig empfinde ich mich besser. Mit Mühe raffte ich mich zusammen, ging zum Tuscher, Grafen, arbeitete, schrieb an Rumpelmayer wegen Radls Knecht. Nach Mittag kam Seitz und brachte mir wenig Tröstliches. Weil die Loge bei Duports Einnahme statt 14 fl. 20 fl. kostete, war der Graf heute so ungezogen, so ausschweifend grob, dass kein Sesselträger ihn erreicht. Er bediente sich so gemeiner Ausdrücke, dass ich aus dem Zimmer gehen und ihn stehen lassen musste, um ihm sein schändliches Betragen nicht vorzuwerfen. Therese ging nach Mittag zum Peter gratulieren und lud Schießl für morgen – sein Namenstag – zum Speisen. Die Krieghammer kam auch und klagte mir über Mann und Rudolph. Nach 4 h ging ich in meiner düsteren Stimmung aus; mich fliehen alle Freuden. War mit Hinterleitner in der Brigittenau; es heiterte sich aus und die schöne Aussicht in das Gebirge stimmte mich etwas besser. Dann nach Haus. Die Kunesch bat Therese um Schmuck für morgen; Ehrimfeld schickte Therese 3 Billetts für morgen, welche ich gleich wieder der Kunesch mitgab. Dann ließ Therese durch Martin weißen Wein abziehen. Ich ging ins Burgtheater, fand Compagnie, plauderte mit Arrigoni. „Das Angebinde“ ist allerliebst und gefiel sehr. Band 07 (VII.), Seite 149r
5767 1813 5 16 Heiter. Johann. Im Burgtheater „Gefährl[iche] Nachbarschaft“ und „Angebinde“, im Kärntnertor-Theater „Bergsturz“, im Theater an der Wien „Kluge Frau im Walde“, von der Perinet gespielt. Letzte Luftfahrt von Krakowitzer und Männer. Mit Widerwillen ging ich zum Tyrann, der – im schmählichsten Sinne – er ist. Sprach mit ihm kein Wort, er ging aus, ohne dass ich ihn sah, welches mir sehr wohl tat. Schießl und Marie speisten bei uns. Mit Kárner schlenderte ich herum, er versprach auch nach Schönbrunn zu kommen. Hoffmann begegnete ich mit Stifft, ich sagte ihm, dass ich mit ihm zu sprechen habe; morgen geben wir uns das Rendezvous. Nach Tische fuhren wir mit Leitgebs Kalesche nach Schönbrunn, weil unsere Pferde so ermattet waren; dann waren auch Wind und Staub unerträglich. Wir besuchten in Penzing die Mirus, sahen das halbverfallene Haus, den Grasgarten, langweilten uns. Gingen in den Schönbrunner Garten, dann ins Theater. Erste Vorstellung von „Essex“, mit Lange. Parterre 1 fl., Sitz 1 fl. 30 x, Loge 5 und 8 fl.. Ullmann und Jungmann kamen zu uns, zusammen hatten wir Langeweile. Die Kunesch sprach durch die Zahnlücke und überraschte mich, dass sie nicht mehr für die Bühne sei. Ehrimfeld als Burleigh, sah aus und spielte ohne alle Würde, wusste sich im Mantel gar nicht zu benehmen, verfehlte den Charakter ganz und war nicht einmal verständlich. Die Teller mit Anhang war in einer Loge, beklatschte ihn allein und machte sich so lächerlich. Kettel als Southampton warf alles untereinander, die Müller als Nottingham konnte uns die Intrigante nicht glauben machen. Am besten war die Goldmann Therese, doch sprach sie etwas durch die Nase und bei manchen Stellen, besonders in der letzten Szene, so leise, dass man nichts hörte. Der letzte Akt ging sehr schleppend, das Ganze äußerst mittelmäßig. Der Sommer, die hohen Preise, die Entfernung von der Stadt, die höchstens mittelmäßigen Darstellungen, werden dem Matzleinsdorfer Verein, an desssen Spitze sich Zankl (?) gütlich tut, wenig nutzen, wenn nicht gar Schaden bringen. Um 11 h kamen wir nach Hause. Band 07 (VII.), Seite 149r
5768 1813 5 17 Heiter. Im Burgtheater „Schuld“, Im Kärntnertor-Theater Einnahme der M[aria] Anna Sessi-Neumann „Adolph und Friederike“, Musik von Gyrowetz, Harlas als Adolph, anstatt Velluti. Im Theater an der Wien „Zauberflöte“, Weiß als Tamino. Mit Widerwillen gehe ich zum Grafen, dem ganz rohen Menschen. Er fing an, mir Aufträge zu geben. Ich musste wegen Quartier in Baden zum Jäger, wo ich hörte, dass gestern in der Renngasse wieder Feuer war, dass die 3 Häuser des Haderer, Fuchs und Schmid abgebrannt, durch das Vorbrechen wurden die übrigen Häuser gerettet. Der Brand brach am Nachmittag vor 4 h aus. Zum Keglevich, den Schafen nachzusehen und die Wägen zum Rücktransport richten zu lassen. Um 12 h kam ich auf dem Kohlmarkt mit dem Hoffmann zusammen. Wir sprachen wegen der Fanny ernsthaft, gingen von der Schottenbastei auf die Salzgries herab und schieden im besten Einvernehmen. Mittags allein. Nach Tische trübte es sich, fing zu regnen an und ein rauer Wind erhob sich. Um ½ 5 h mit Hinterleitner zur Reiterkaserne beim Prater, herein zum Stubentor, zum Kamel, wo ich Wisenfeld, Teimer, Herzenskron fand. Ins Burgtheater, war 2 Akte im Parterre, den 3. auf der Bühne, wo ich Frankstein von Agram fand. Um ½ 9 h nach Haus, Therese hatte den ganzen Nachmittag Besuch von Kunesch, Nelson, DelRio, und Auesrsperg Nanett, welche ich noch fand. Band 07 (VII.), Seite 149v
5769 1813 5 18 Kalt, heiter. Im Burgtheater „Tancred“, mit Esslair, sie Amenaide. Im Burgtheater „Entführung aus dem Serail“, die Schönberger als Belmonte, doch wurde wegen ihrer Krankheit „Augenarzt“ gegeben. Im Leopoldstädter Theater „Feldtrompeter“, Lustspiel in 1 Akt, dann Debut von Paul Rainoldi und Frau „Der betrogene Vormund“, Divertissement in 1 Akt, Musik von Volkert. Den Vormittag beim Grafen, dann mit Bruderer (?) zu den Schafen in den Starhemberggarten. Mittags allein, nach Mittag mit Therese zum Radl, dem ich Vinzenz’ Pferde, Wagen und Geschirr alles für 1400 fl. verkaufte. Therese trank mit mir bei Radl Kaffee und fuhr dann zur Moser, blieb bis 8 h bei ihr. Ich machte den Spaß, ließ des Radl Pferde einspannen, holte die Valentini (?) und Pepi ab, führte sie beide in den Prater, fanden Radl und Birkmayer; zum Wilden Mann, wo ich sie verließ und ins Leopoldstädter Theater fuhr. Gedrängt voll, fand Compagnie. Vor Anfang sprach ich Rainoldi im Parterre. Sein Empfang war sehr brillant, des Klatschens kein Ende. Er parodierte in Karikatur mit ihr einen Pas de deux von Duport, welches sehr gefiel. Das Ganze machte Epoche und verdient wurden sie allgemein vorgerufen. Band 07 (VII.), Seite 149v
5770 1813 5 19 Regen; schlechter Mai, der Prater ist ganz ungeniessbar. Bis Abend regnete es in einem fort. Im Burgtheater „Weiberehre“, Esslair als Großmeister, sie die Marie, Klingmann blieb stecken. Im Kärntnertor-Theater „Adolph und Friederike“, Mme. Harlas als Adolph. Im Theater an der Wien zum 1. Mal „Kobold“, mit Musik von Himmel, doch wurde die Oper abgesagt und das „Opferfest“ gegeben. Am Vormittag mit Leykam, Fürst Lichnowsky und Emerich Festetics die fürstlichen Schafe anschauen, dann die unsrigen bei Keglevich. Bei Kappler kaufte ich 3 ½ Ellen ungemein schön meliertes Tuch, lichtgrau, a 13 fl., gab zusammen 50 fl.. Diner bei Radl mit Therese, Seitz und Frau, Barits, dann Gerichtsschreiber Nittel; alles gab frohe Laune von sich. Ich musste um 5 h zum Grafen, blieb bis 7 h, dann ins Burgtheater. Niemand kannte seine Rolle, alle Szenen waren Pausen, Heurteur und Klingmann blieben ganz stille stehen. das 2. Mal wurde Klingmann beim Abgang ganz ausgezischt. Nur von wenigen wurden die Debütanten gerufen; sie erschien. Band 07 (VII.), Seite 149v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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