Heiter, mittags türmte sich ein Donnerwetter auf. Im Burgtheater „Schuld“, im Kärntnertor-Theater „Savoyarden“, „Telemach“, die Moreau spielt einen Savoyarden; im Theater an der Wien „Moses“. Den Vormittag beim Grafen, später wegen Keglevichs Quartier zum preussischen Minister Graf Schladen. Zum Kanal und Schiffahrtskasse, zu Rumpelmayer, lud ihn Freitags zur Optik, zu Nitschner, lud ihn, die Brüder, Majonits (?), Salberger, Werlett, und Wiltfeyer ebenfalls ein. Wir aßen allein, nach Mittag zu Hause. Ehrimfeld kam, welcher mich gestern auf dem Feuerwerksplatze stehen und vergeblich auf sich warten ließ, doch versprach, wieder zu kommen. Er hing sich wieder an die Figurantin und produzierte sich so in dem Augenblick, als er in gedrängter Lage ist und überall um Dienst wirbt. Diese Beleidigung verwies ich ihm; er wurde grob und so befahl ich ihm, mein Haus zu verlassen. Ich suchte Schießl und Arrigoni auf, ersterer soll mir die Dresdner Brücke ändern, letzterer hat Schönau auszubessern. Schießl malte eben sein zweites Zimmer. Neefe ging mit mir ins Industriecomptoir, die gesprengte Dresdner Brückke zu zeichnen. Abends ins Kärntnertor-Theater, dann um etwas zu plaudern, suchte ich Compagnie und um 10 h nach Haus.
Band 07 (VII.), Seite 148r
5757
1813
5
6
Heiter. Im Burgtheater „Braut von Messina“, Esslair als Don Manuel, seine Frau als Fürstin; im Kärntnertor-Theater „Salem“, im Theater an der Wien „Johann von Paris“, mit Klengel. Den Vormittag beim Grafen, erhob in der Schiffahrtskasse 24.000 fl. Ging nach 12 h zu Dermer, begegnete Schenk, welcher nicht den Mut hatte, mich anzusehen. Mittags speisten Jean und Joseph Hitzinger bei uns. Nach Mittags allein, arbeitete, schlich ganz allein in den Prater, fand Hruschka, die sich an mich anschloss. Ich ließ ihr Gefrorenes geben, fuhr mit ihr herauf, ging ins Burgtheater. Stabl erzählte mir, dass der Hangleuchter vor Eröffnung herabstürzte, schon gefüllt und beleuchtet. Die Glasperlen [wurden] zerschmettert und alles Öl auf dem Parterre ausgegossen. Welche schreckliche Unvorsichtigkeit ! Ich fand Compagnie, war ein paar Akte im Parterre. Beide gefielen, wurden vorgerufen; nur sie erschien, dankte zierlich. Stabl sagt, sie hätten für jede Rolle 20 Louisdor. Heute schloss Hensler den Kontrakt mit Rainoldi auf 3 Jahre ab, er bekommt 3000 fl samt Quartier und Einnahme. Therese war bei der Mirus, welche schon in Hietzing ist, dann bei der Moser.
Band 07 (VII.), Seite 148r
5758
1813
5
7
Trüb und warm. Im Burgtheater „Beschämte Eifersucht“, die Moreau als Julie; im Kärntnertor-Theater „Milton“, dann „Acis und Galathée“ von Duport, im Theater an der Wien „Turandot“. Sehr früh zum Grafen, stets mit Geld beschäftigt, gegen 2 h kam ich erst von ihm, aß mit Therese allein. Nach Tische kam Roller mit Frau, Therese bediente sie mit Kaffee, ich richtete allein zur Optik zu. Dann ging ich zu Offenheimer, Stessel, Liebisch. Schießl änderte mir die Dresdner Brücke und machte sie so, wie selbe am 19. März, Freitag, gesprengt wurde. Ehrimfeld, der Bube, unterstand sich, für heute mit einer Probe zu „Essex“ zu entschuldigen, da ich ihm das Zimmer verboten hatte. Kárner begleitete mich zu Liebisch. Ich kaufte Stoff auf 2 Beinkleider und nahm die Mimi und Lotti mit, welche sich vortrefflich unterhielten. Die 25. optische Vorstellung war für Nitschner, Frau, Franz, 2 Mädchen, Tuchhändlerin mit 2 Kindern, Werlett, die Liebisch mit Mimi und Lotti, Hörr mit 2 Kindern, Heurteur mit Frau und 2 Kindern, Moser, klein Fanny, Baron[ne ?] Wetzlar, Comtesse Fuchs, Schwester, die Steinwalter (?), Lederer, Martin, Kridl, Neffe. Während der Optik brach ein fürchterliches Gewitter aus, beunruhigte die ganze Gesellschaft und veranlasste eine stete Unruhe. Der größte Teil wollte die Wägen nicht warten lassen und ging. Meine Adjutanten Arrigoni, Schießl, Neefe, dann Kridl blieben, letzterer schlief bei uns.
Band 07 (VII.), Seite 148v
5759
1813
5
8
Regen. In der Nacht goss und donnerte es schrecklich. Die Wien schwoll hoch an und droht aus ihren Ufern zu treten. Im Burgtheater „Falsche Scham“, Esslair von Mannheim als Hauptmann Erbach. Im Kärntnertor-Theater „Vestalin“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Welf von Trudenstein“, Schauspiel in 5 Akten von Aug[ust] Klingmann. Im Leopoldstädter Theater „Landhaus an der Heerstraße“, dann von Guttenberg „Die Landpartie“, Lustspiel in 1 Akt, mittelmäßig; zum Beschluss „Eifersüchtige Ehefrau“, mit der Linderer. Bis 2 h beim Grafen, welcher nicht ausgeht, angestrengt beschäftigt. Mittags allein, nach Tische kam Caché. Dann ging ich zum Kornhäusel, brachte ihm 500 fl., zum Reimann 540 fl., zu Kaufleuten. Bei Reimann bestellte ich 6 Sesseln, mit Kornhäusel sah ich die fürstlichen Zimmer an. Dann machte ich die Tour über die Glacis, welche ungemein schön ist. Abends ins Leopoldstädter Theater, fand Compagnie, plauderte und so passierte der Abend.
Band 07 (VII.), Seite 148v
5760
1813
5
9
Ein schöner Tag. Im Burgtheater „So muss man Füchse fangen“, im Kärntnertor-Theater „Lotterielos“, „Acis und Galathée“, im Theater an der Wien „Welf von Trudenstein“. Am Vormittag mit Somogyi und beim Grafen sehr beschäftigt. Bei den Michaelern versammelte sich die ganze schöne Welt. Poller erinnerte ich mehrmals, dass sie alle am Donnerstag kommen. Ich lud auch den Scheurer und Kaufmann Feldbacher – zur schönen Sklavin – ein. Der junge Kridl war unser Gast, nach Tische kamen Schießl und Marie, wir gingen zusammen in den Prater, fanden Hainz mit Frau, Arrigoni, Neefe, welche sich uns anschlossen. Stifft setzte sich mit Martin zu uns; da kam Hoffmann, welcher Therese sehr kalt grüßte; wie unartig und dumm ! Gegen 8 h in die Stadt, Therese ging nach Haus, ich mit Arrigoni ins Burgtheater, dann gleich ins Bett, weil ich mich so abgepannt, so ganz abgemattet fühlte. Heute stand im Beobachter der Sieg der Preussen und Russen bei Lützen, am 1., 2. und 3.
Band 07 (VII.), Seite 148v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).