Regen. Im Burgtheater „Phädra“, Mme. Esslair vom badischen Theater, er als Theseus. Im Kärntnertor-Theater „Ferd[inand] Cortez“, im Theater an der Wien „Zauberflöte“ mit Wild und Forti. Früh zum Grafen; mir ist gar nicht wohl. Zahlte mehrere, fuhr zum Keglevich, wegen Schriften, sah die Stallung und die Krippen an. Nach 11 h zur Akademie für die Blinden im Großen Landschaftssaal, fand den Saal gedrängt voll, zu meinem Erstaunen auch Noblesse. Die Musik war erträglich. Mit dem Grafen verabredete ich die Fahrt nach Baden und nahm Gelder mit. Therese fährt mit, das macht ihr große Freude. Mittags allein, ich aß wenig. Am Nachmittag mit Schießl und Arrigoni nach St. Anna in die Gemäldeausstellung, war 2½ Stunden in den Sälen und unterhielt mich vortrefflich. Neefe machte mich mit dem Landschaftsmaler Schedlberger bekannt. Von Historien gefielen mir am besten die Bilder von Füger und Peter, von Landschaften jene vom seligen Molitor. Abends ins Burgtheater. Sekretär Schmidt sagte mir lauter unangenehme Sachen, die Russen und Preussen sind geschlagen, welches ich immer befürchtete. Ich blieb in Compagnie, langweilte mich aber. Die Gäste gefielen nicht, wurden aber dennoch vorgerufen und dankten für die Nachsicht.
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Fahrt nach Baden mit Therese. Vor Mittag regnete es alle Stunden, um 10 h gab es Regengüsse. Den ganzen Tag mit Zahlungen und Anordnungen beschäftigt. Sah den Bau des Ehz. Anton, geführt von Grill, die Aufsicht von Trombetta, welcher jetzt schon über 160.000 fl. kostet. Ich fand ihn sehr fehlerhaft, den Hof verdorben und überall Mangel an Bequemlichkeit. Therese ging den ganzen Tag mit der alten Fräule Illasy (?) spazieren und kam zur Oper in die Loge von Zinnicq. Zinnicq gab „Strandrecht“ und „Zwei Worte“. Um 9 h lag ich schon. Mir ist nicht ganz wohl.
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Warm. Um ½ 7 h Fahrt nach Wien. Im Burgtheater „Spieler“, Esslair und sie als Baron und Frau; im Kärntnertor-Theater „Johann von Paris“, im Theater an der Wien „Vornehme Wirte“. Im Hereinfahren sahen wir die Fanny am Fenster. Den Vormittag beim Grafen, dort ließ mich Hinterleitner (?) wegrufen, fuhr durch die Weissgärber zu Rasumofsky und zurück. Bei Jäger war ich wegen Quartier. Mir alles wie zerschmettert, ich bin sehr elend, und so missmutig. Nach Mittag legte ich mich auf die Sopha, dann arbeitete ich. Abends ins Burgtheater, blieb 2 Akte, fand Compagnie, ging aber dann gleich ins Bett und hatte eine heftige Alteration. Bei Therese war die Turnau.
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Trüb. Im Burgtheater „Beide Figaro“, im Kärntnertor-Theater Einnahme des Duport „Venus und Adonis“, oder „Adonis‘ Aussöhnung mit Venus“, großes Divertissement, vorher die „Beiden Savoyarden“, also Anfang und Schluss mit Ballett, Duport tanzt heute zum letzten Mal. Im Theater an der Wien „Welf von Trudenstein“. Mit Mühe entwand ich mich dem Bette, ich bin so matt, so von dumpfem Schmerz erfüllt. Mit Anstrengung ging ich zum Grafen, arbeitete und blieb den ganzen Vormittag. Mittags allein mit Koch, er plauderte bis nach 4 h und war mir heute sehr ungelegen. Am Nachmittag richtete ich zur 26. Optik zu, arrangierte alles allein, ruhte inzwischen. Heute fiel es mir sehr schwer. Kleiner verschrieb mir. Therese richtete das meiste her und half mir vortrefflich. Um 7 h fing es an zu regnen, wettern, doch schien es die Gesellschaft nicht abzuschrecken und alles erschien: Poller, Kleinschmidt und Compagnie, Jäger und Frau, Regierungsrat Dion, Mauthner, Raabe (?), Grippner mit seiner Frau, Scheurer kam nicht, dafür aber Barits, Camesina mit Sohn, jung Kridl, Schießl, Nina und nach dem Ballett Hegnauer. Bis 10 h hat man sich zusammen unterhalten. Die anderen blieben bis 12 h, ich aber legte mich. Kridl schlief bei uns.
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Abwechselnd Regen. Die Hof Theater sind geschlossen, im Theater an der Wien „Moses“. Bis 11 h lag ich, dann zum Grafen, Dermer, wo auch Arrigoni war, welchen Therese zum Speisen lud. Nach Mittag ging ich nicht mehr aus. Abends kamen die Goldmann Josephine, Neefe, Arrigoni. Ich schrieb, las, befand mich abends gar nicht gut. Mein Kopf schmerzte mich sehr, der Puls schlägt heftig. Um 9 h ins Bett. In der Nacht heftiger Regen.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).