Veränderlich, windig, öfters Regen. Im Kärntnertor-Theater 50. Oper „Zelmira“, im Theater an der Wien „Rosenhütchen“. Um 9 h mit Therese im Würstl in den Garten, sahen den Boden neu gepflastert und das Luftloch im Keller ausgebrochen. Dann über Meidling zur Hruschka, ließ sich vermutlich verleugnen; gab der Franzl einen Tiegel Crème. Sahen ihren Garten, lang, schmal, mag schon viel kosten; soll bauen, unglückliche Unternehmung. Sahen einen Augenblick Assen und Eckl, über Schönbrunn zurück. Der Regen überraschte uns öfters, besonders vor dem Burgtor. Vor 12 h zu Haus, Stessel speiste mit uns, seine Frau kränkelt in Eisenstadt. Des Wieser Bau geht langsam, macht große Ungelegenheit. Nach Mittag zu Reimann, zu Schwarzer wegen Verderben der Straße durch Reinl; sprach auch Grimm (?). Mit Honegger und Theodor in den Garten, spät erst kamen Schauenstein und sie mit Sauer (?), Ritter; saßen bis nach 8 h in der Hütte. Die Maurer wurden mit dem Pflastern des Bodens und Durchbrechen des Kellerloches nun fertig. Ins Theater an der Wien, brachte Blumen dem Haim, Stabl und der Frau des Reisser. Mit Seitz in die Stadt, bei Therese Fux, der sie 12 Ellen grauen Taffet gab.
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Wie gestern, der Abend heiter, kühl. Im Kärntnertor-Theater „Barbiere“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zum Grafen, machte ihm eine Berechnung zur Abzahlung von 500.000 fl.. Zu Schwarzer, wegen Reinl, kam nicht. Mittags allein, die Richart und Werner kamen zum Kaffee. Therese fuhr mit Pepi in den Garten, ich zur Schmirer, deliberierten wegen Montag. Dann in den Garten, ließ Wein und Bier abziehen. Ging zu Burg, Sitzung wegen Gemeindehaus, mit Werner nach Haus.
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Heiter, warm. Im Kärntnertor-Theater Einnahme des Philipp Taglioni „Goldener Löwe“, dann zum 1. Mal „Triumph der Treue“, Feenballett von Henry, mit Vaquemoulin, Taglioni, Brugnoli, Hullin, Rozier, Samengo, Heberle, Bretel, Ramacini (?), Torelli. Im Theater an der Wien „Schneider und Sänger“, Wurm von Carlsruhe als Schneider, Jäger Sänger als Lügner. Früh zum Grafen, zu Kaan. Ins Diana-Bad, sah den Tempelbau, sprach Kornhäusel nicht. Holte Therese ab bei Fux, kauften der Nany 6 Ellen Wallis à 45 x. Fiala speiste mit uns, Nach Mittag in den Garten, Schmirer mit Mädchen, Reimann, Ritter, Stürmer, Csekonics kamen, ich mit Schmirer ins Kärntnertor-Theater, der fade Gruber kam uns schon bei der Burg entgegen. Ließ mir von Kanzler einen Sitz aufsperren. langweilte, machte wenig Glück. Man rief Hullin.
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Veränderlich, ein schöner Abend. Im Kärntnertor-Theater „Elisa e Claudio“, im Theater an der Wien „Der Alte überall“, mit Dermer. Früh zum Grafen. Brachte Ball 12 Ellen schwarzen Taffet und ein Musselinkleid, zur Schwitzer, holte Pepi allein ab; Toni beträgt sich schlecht, Therese fuhr früher in den Garten. Speisten sehr vergnügt in der Hütte. Außer Schmirer, welche kränkelt, die gewöhnliche Gesellschaft: Stutz (?) mit 2 Nichten, Vernier, Reimann, Kreutzer, Treitschke etc. Seitz spielte mit Woiron bis nach 10 h, Therese fuhr, ich ging nach Hause. Das Feuerwerk „Der Brautkranz“ war nicht sehr besucht.
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Veränderlich, schwül. Im Kärntnertor-Theater „Gebesserter Lorenz“, „Triumph der Treue“, im Theater an der Wien das Gestrige. Trotz des umwölkten Himmels fuhr Therese mit Pepi früh in den Garten, um Anstalten zum Annenfest zu machen. Ich früh zum Grafen, später zu Haus, zur Schmirer gratulieren. Dann in den Garten, arrangierte manches. Ass mit Therese und Pepi in der Laube bei der Grotte und musste – da der Bube Evarist nicht kam – allein auf der Leiter herumsteigen und die Girlanden aufmachen. Ich beschwerte mich auch bitter bei dem Vater; am Ende, weil Fritz und Blank von der Hutsche fielen, kam es nochmals zur Sprache; sie schrie darein, aber ich las ihr den Text derb. Große Gesellschaft, meistens von der Schmirer, auch ihr Dr. Mayer, Braun, die Walcher, Poller, Haim, welcher vor 8 Tagen heiratete, Stabl mit Anhang, Boito, Schauenstein mit Freundin, Wohlfarth von Baden, etc., im Ganzen bei 100 Personen. Die zwei Levy, Khayll und Hradetzky bliesen, Haizinger, Rauscher, Seipelt, Wächter sangen. Die Schmirer gab Rehschlegel, Schinken, Kälbernes, 3 Torten, Kirschenkuchen. Wir illuminierten den Turm, Garten, Zelt etc., um 10 h ging alles. Weil Schmirer schon weg war und unser Kutscher nicht kam, fuhren wir mit ihrem Wagen. Pepi schlief mit uns in der Stadt.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).