In der Nacht und am Tage Sturm und Regengüsse. Im Burgtheater „Vielwisser“, im Kärntnertor-Theater „Witwentrauer“, „Psyche“; im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zum Grafen. Ein braver Tiroler Maurer setzte den Ofen. Schrieb an Therese, der Jeanettl wegen Unwirtschaft einen derben Brief, schrieb ihr Vogels Geschichte. Mittags bei Koch mit Holbein und seiner Marie, geborenen Ammann (?) – sie sagte nach Tisch den Monolog des Johann, wie er nicht sein sollte; ganz allerliebst –, Stegmayer mit einer Nichte, einem alten Maler aus Berlin, welcher ein Panorama von Petersburg zeigt, dann noch ein alter Herr; blieben bis nach 5 h, dann nach Haus. Sprach Kike, ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Holbein. Sturm und Regen wüteten so heftig, dass ich beim nach Hause gehen mich kaum erhalten und den Parapluie nicht offen lassen konnte.
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Sturm und Regen dauern fort, es heiterte sich abends aus. Im Burgtheater „Schneider und sein Sohn“, im Kärntnertor-Theater „Italiana“, im Theater an der Wien das Gestrige. Früh zum Kárner, dann zum Grafen dann wegen Partial-Losen der Terzaghi zum Gyurkovics. Schrieb an Therese, hörte von der Hausmeisterin die Verwüstungen des Sturmes: im Garten hat es die Rosenflur zerstört und Bäume entwurzelt. Eine ganze Zerstörung ist in meinem Eden. Ass in der Stadt London mit Kárner, Kridl sehr mittelmäßig, dann Kaffee bei Lechner, 6 fl., Koch, Neumann und Neefe besuchten mich. Ersterer (? sic) packt heute seine Dekorationen nach Berlin; wünscht von mir 328 fl. 30 x; reist in 8 Tagen nach München. Nach Tische mit Tschernohlawek in den Garten; gefiel ihm sehr. Swoboda und meine Leute arbeiten angestrengt, um die Zerstörung wegzuräumen. Dahin ist meine Rosenflur, die stärksten Akazien sind umgelegt, viele Äste abgebrochen, 15 Baumstangen (?) sind gebrochen. Schmirer, Lissl und Dräxler kamen und sahen die Zerstörung. Um 8 h zu Schmid, zu Reimann wegen Verabredung für morgen.
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Der Morgen angenehm, schwül; nach 5 h wieder Gewitter; der Abend ziemlich heiter, aber feucht. Im Burgtheater „Macbeth“ mit Heurteur, im Kärntnertor-Theater „Barbiere di Siviglia“, Fodor und Lablache zum 1. Mal für dieses Jahr; gedrängt, gefielen sehr; 35. Oper. Im Theater an der Wien „Das war ich“, „Fee und Harlekin“. Früh schrieb ich an Therese, mit Architekt Koch zu Koch wegen der Luftheizung, sah Ball, mit Sepherl wegen Diner in den Garten. Sah Schmirers Arrangement zum Speisen; an 2 Tischen 18 Personen: Reimann 5, Goll, Schmirer 3, Gruber, Retzer Resi, Swoboda, Fux und Frau, Wohlfarth 2, Koch. Alles war sehr lustig. Nach Mittag kamen Seitz, Oberst Leyritz, Kwiatkowsky, Fieglmüller, der elende Dessauer, Dräxler, Ritter etc. Der Regen machte große Konfusion. Gr[uber ?] verfolgte Sch[mirer ?] Schritt für Schritt. Um ½ 9 h in die Stadt, gleich ins Bett.
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In der Nacht und früh Regen und Sturm, gegen Mittag heiterte es sich etwas aus. Im Burgtheater „Räuschgen“, im Kärntnertor-Theater „Goldener Löwe“, „Psyche“, im Theater an der Wien „Dr. Flappert“. Früh zu Haus, Pölt, der Graf, Krieghammer kamen, der Bedienstete Leopold beschwor mich, dass ich mich beim Grafen für ihn verwende, da sein Mädel schwanger sei, sprach Sch[mirer ?], speiste von Corda, die Hruschka schrieb mir eine demütige Abbitte wegen Montag. Nach Mittag in den Garten, Swoboda inokulierte Bäume. Später kamen Reimann, Morawa, Burg, Pölt mit Sohn – wegen seiner bat ich den Stoß – Tuscher (?) und Huber als Bauübergeher. Um 8 h zur Schwitzer, brachte ihr Rosen; die Kinder betragen sich gut. Ins Kärntnertor-Theater, plauderte mit Schwarz; Jux wegen Pässen in Ludlam, für Dresden. Kettel nach Graz, neben ihm spielen da Anschütz, Wilhelmi und die Müller.
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Wind und Regen. Im Burgtheater „Erbschaft“, „Unschuldiger muss leiden“, im Kärntnertor-Theater „Barbiere“; im Theater an der Wien „Temperamentsfehler“, Lustspiel in 2 Akten von Adami (?), „Silberschlange“. Den Vormittag beim Grafen und bei meinen Arbeitern. Die Luftheizung im großen Zimmer ist fertig und gelungen, mit Architekt Koch Deliberation wegen Reimann. Mittags Diner bei Koch: Jagemann von Weimar mit Stromeier, Löwe mit Tochter, Holbein mit Marie, Wohlfarth, Weidmann, Lindner, Klein; waren bis 5 h beisammen. Jagemann schien sich zu freuen, mich zu sehen; wohnt bei Hauptmann. Die Milder von Berlin ist auch hier. Sprach Kike, mit Koch ins Kärntnertor-Theater, die Fodor sang vortrefflich. In Ludlam; zahlreich; Sturm mit Kettel und Schwarz wegen Pass.
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).