Aschermittwoch, trüb, windig, nach Mittag stürmte, regnete und schneite es, dann wurde es wieder heiter. Im Kärntnertor-Theater Deklamat[ion] und 3 mimische Tableaux von Aumer mit Musik von Gyrowetz. Die Schröder deklamiert den „Schwarzen Mönch“ von Weidmann, Weigl dirigiert. Einnahme der adeligen Frauen für die Findlinge. Die Frau holte Sitze für sich, Nina, Paur (?), Hunglinger (?) und Tochter im 4. Stock. Kleiner kam, kündigte mir an, noch einige Tage das Haus hüten zu müssen. Dem Carl Sieber schrieb ich, der Ohms (?), Kleinschmidt, Baumgarten (?) etc. Sonntag zur Optik zu laden, das Nämliche schrieb ich dem Hummel. Nach Tische kamen Jungmann, Stifft, Richart und Reimann, welcher 3500 fl. zum Eskomptieren brachte, welche Stifft zu 8% nahm. Später kamen Richart, Reimann, Hoffmann Joseph, Nina; alle bis auf Joseph gingen ins Kärntnertor-Theater; ich schrieb, las. Kühnel Anton und seine Schwester Nettl besuchten uns. Die Paur (?) brachte 2 Heringe, welche ich dem Richart und Joseph zubereiten ließ. Wir arbeiteten an der Optik. Kurs 363 fl..
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Kalt, veränderlich. In den Hoftheatern Norma wegen Leopolds Tod, im Theater an der Wien „Adelheid von Italien“, bei Huber Musik. Ich muss noch immer Zimmer hüten und befinde mich schlimmer als gestern, lag bis 10 h. Dann gab es zu tun. Eine Freundin der Moser, Karroline Ulian (?) kam, mietete den 1, Stock für 1200 fl. und gab 60 fl. Darangeld. Huber lud mich wiederholt zu seiner Musik, ich sah mich aber leider außer Stande. Meiner Schwester schrieb ich. Mittags allein, dann kamen die gewöhnlichen Kaffee-Besuche. Die Rumpelmayer kam, brachte mir die geliehenen 200 fl. und sagte mir, dass ihr Mann auf einige Wochen nach Venedig abreist. Roller brachte die Figuren und den neuen Gang zum Franzenskanal, welchen wir probierten. Abends kam die Goldmann, Jungmann, noch später Joseph; ich las, plauderte, schrieb. Die Frau war mit Richart bei der Peter, da spielten sie Préférence.
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Schneegestöber, kalt. Ich befinde mich um nichts besser. Husten und Schnupfen quälen mich anhaltend, dabei bin ich schon 5 Tage zu Hause. Im Burgtheater „Lorbeerkranz“, im Kärntnertor-Theater „Lott[erie]los“, „Pagen des Vendome“; Antonin tanzt zum letzten Mal, reist nach Paris. Im Theater an der Wien „Moses“. Vormittag kam zum ersten Mal die Konskription. Das Pfund Rindfleisch kostet 33 x. Vor 3 Tagen starb die Ambling [... ?, Altersangabe fehlt], Schauspielerin unter Hensler und Huber. Ludwig Stessel, welcher von Eisenstadt kam, speiste mit uns. Nach Tische kamen Stifft, Joseph, Jungmann und die Mühlhofer Therese, welche erzählte, dass Ehrimfeld aus dem Polizeihause entlassen sei und dem Bruder Joseph geschrieben habe. Nach Mittag schrieb und las ich. Abends kamen Richart, Huber und Hoffmann Joseph, wir probierten die Figuren zum Kanalhafen. Dermer, Jungmann, Ullmann, Goldmann besuchten mich. Die Gesellschaft teilte sich auf 2 Partien.
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Kalt, gefroren. Im Burgtheater „Schuld“, die Schröder als Elvira (?) Ornrieder (?). Im Kärntnertor-Theater „Augenarzt“, im Theater an der Wien zum 1. Mal „Putzsucht“, satyr[isches] Gemälde in 3 Akten. Früh schrieb mir Carl Sieber, dass morgen die Ohms, Kleinschmidt etc. kommen werden. Der Graf schickt immer, ob ich nicht zu ihm käme, weil Balassa hier ist; ich bin nichts besser und Kleiner lässt sich 5 Tage nicht sehen. Bis 12 h blieb ich im Bett. Schießl besuchte mich und Kárner, schrieb ihm, dass er Szentgály für meine Schwester um eine Holzanweisung ersuchen möchte. Morgen reist der Fürst nach London; mittags allein mit Elsler. Nach Mittag wurden 2 Eimer Simontornaer abgezogen. Gewey, Huber besuchten mich, abends kamen Richart, sie, Joseph Hoffmann, Zurichtung zur Optik. Dräxler las ein paar Szenen vom „Faust“ des Klingmann. Kurs 350 ½ fl..
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Heiter. Im Burgtheater „Peter und Paul“, „Liebhaber und Geliebte“, im Kärntnertor-Theater „Fidelio“, im Theater an der Wien „Putzsucht“, hat gefallen. Um 9 h kam schon der Graf, besuchte mich, schickte mir auch gleich den Kleiner, welcher mich besser fand und sagte, ich könnte morgen ausgehen. Posch (?) reparierte den Kasten der Optik, Högler die Leuchter; Richart und Joseph arrangierten. Mittags allein. 11. optische Vorstellung, zum ersten Mal mit dem Hafen des Franzenskanals von Ernst Welker. Die Gesellschaft war sehr brillant und dankbar: Hofrat Sieber, Frau, Lori, Carl, Louis, Hofrat Ohms, 2 Töchter, Regierungsrat Kleinschmidt, und Frau, Graveur Fischer, Frau, Töchterl, Kommissar Müller, Frau, Sohn, Baron Arnstein, Wetzlar, Professor Beer, Frau, Maler Höcker (?), Schappe (?) und Baron Kleber (?), Swoboda mit Pepi und Leinmüller (?), Cassati, Kross (?), Roller mit Frau, Dräxler, Dermer, Gewey, Schickh, Bettl, Julie mit Tony und Franzi, Seidler, Frau, Wranitzky, Müller (?), Tochter, Frau v. Mihalkovits (?), Benkó, Hitzinger, Welker, Nina. Der Brand und das Wolkendekor gefielen außerordentlich. Nachher aßen wir Würstel und Erdäpfelsterz und saßen bis 11 h traulich beisammen
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Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).