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Lfd Nr Jahr Monat Tag Eintrag Namen Referenz
3175 1806 4 13 Trüb, Regen. Vermählung in Eisenstadt der Fürstin Leopoldine in der Schlosskirche, nach Mittag 5 h. Früh schrieb ich mein Tagebuch, ging zum Adler zum Frühstück, später zum Kárner und klagte ihm wegen meiner Goldenen Ader, die mich nicht schlafen ließ. Um 11 h ist das feierliche Amt in der Bergkirche. 20 Chasseurs sind erst adjustiert, welches die Durchlaucht sehr in Verdruss bringt. Von Ödenburg und Wien sind eine Menge Fremde da, die sich Wunder denken und sich sehr getäuscht finden werden. Ich bin übler Laune und wünsche mich sehnlich schon nach Wien zurück. Jean ging zum Stessel und mit ihm zum Marcus wegen seiner Bitte zu reden, beim Fürsten Paul unterzukommen, wozu aber wenig Hoffnung da ist. Mit Fuchs und der Neumann begab ich mich zur Bergkirche und sah da die Grenadiers en parade, Chasseurs in der Kirche. Endlich kamen die Allerhöchsten in mehreren 6- und 4spännigen Wägen, vor- und rückwärts von Chasseurs begleitet. Es wurde kanoniert. Trafen Stessel, bestiegen den Kalvarienberg und blieben während dem Amt. Nach selbem zur Gratulation ins Schloss, da hieß es, Hummels Kantate ginge nicht zusammen und könne nicht gegeben werden; anstatt dessen verlangte der Fürst den „Dorfbarbier" und ich leitete es ein, dass die Neumannische das Tamburin-Solo tanzte. Mittags war alles lustig, durch Kárner erhielt ich Champagner und Tokajer, welchen ich kredenzte. Nach Mittag zur Vermählung, ich führte die Neumann ins Billard-Zimmer und sahen den ganzen Zug. Um 6 h war sie samt den 10 Brautpaaren. Von da ins Theater. Es wurde mit wenig Laune gespielt, eine eingelegte Szene mit der (?) Hasenhut gelang nicht. Nach der Oper Illumination des Marientempels, das Steigen der Raketen und Leuchtkugeln und nach dem Solo das Volksfest im Hofe mit der beleuchteten Säule, auf dessen Postament Bauernmusik stand. Alles tanzte und sprang, das Brautpaar immer voraus, machte ein schönes Spektakel. Da wir auch lange beim Souper saßen, kam ich erst um 1 h ins Bett. Nebst Artner haben sich bei meiner Mutter auch Brandl Franz, Resi, dann Preller (?) Franz und Frau einlogiert. Band 05 (V.), Seite 121v
3384 1806 11 7 Regen und kalt. Früh zum Stessel, dann in beide Quartiere. Um 12 h nach Haus, da machte mir Ehrenhöfer eben die Überraschung und sandte mir den weißen Service, welches mich sehr freute. Vor Tische machte mir Therese mehrere Gänge und rangierte zum großen Diner. Vor Tische kamen Riedl von Freudenthal, Treitschke, Hummel und Vadász. Wir servierten heute mit neuem Silber und weißem Service, das Ganze sah sehr gut aus. Unsere Gäste waren die Töpfer Babette, Kárner, Eckhart, Koch, Nitschner, Wagner, Kridl mit Lang. Unterm Speisen kamen die Stollhofer von Baden und Heyssan, sie tranken mit uns Kaffee. Es wurde beleuchtet und wir waren bis 6 h beisammen, dann wurde gesäubert, geordnet und Therese begann ganz müde Toilette zu machen, um im Kärntnertor-Theater nach dem „Admiralsschiff“ noch in den „Wandernden Komödianten“ zu spielen. Der starke Regen hinderte mich auszugehen und so beschloss ich zu arbeiten und zu lesen. Band 06 (VI.), Seite 18r
3520 1807 3 23 Kalter Wind, nach Mittag etwas Schnee. Früh besuchten uns Hüttel (?) und Prinster. Mayer schlief bei uns. Alle erzählten, dass gestern Hummels Kantate nicht gefiel. Am Vormittag beim Grafen und in der Porzellanfabrik, wo ich für Umlauf Muster-Teller brachte. Mayer war unser Gast. Nach Tische kam Vinzenz Brandl und Therese fuhr mit ihm zum Nitschner, um durch sie vom Obersten zu erlangen, dass der Joseph Bayer zur Artillerie genommen wird. Ich arbeitete, es kamen die Umlauf, Töpfer, es wurde geplaudert. Später ging ich wegen einem Klavier für Klimbke zur Gulyás. Therese blieb bis 6 h aus. Indessen kam die Petrowitz mit Tochter, später die Hahnl, welche den Abend da blieben. Mayer bekam auf einmal den Sporn und eilte nach Haus, ohne die heutige Akademie abzuwarten. Die Petrowitz konnte Therese nicht erwarten, und so war Therese allein, ich aber mit Riedl bei Klimbke. Band 06 (VI.), Seite 33v
3648 1807 7 29 Schwül, gegen Abend Regen. Den Vormittag beim Grafen im Haus, wo ich arbeitete. Therese ging einkaufen und bestellte für morgen auch Gefrorenes. Ich war wegen der Korrektur von Peters Gedicht bei Wallishauser, dann in der Theaterkasse. Peter war unser Gast. Nach Mittag arbeitete ich, Therese rangierte für morgen, las den „Carolus Magnus“. Sprach mit Therese von besonders schönen Mustern, die ich heute bei Liebisch fand und auch kaufte. Abends begab ich mich ins Kärntnertor-Theater „Junggesellenwirtschaft“, dann zum ersten Mal „Helena und Paris“, Ballett in 3 Akten von Coralli, Musik von Hummel, in dem die Mad. Nalej (?) Neuville (?) von der kaiserlichen Akademie in Paris, dann die Herren Lafargue (?) und Sudhket (?), unbedeutende Gesellen, auftreten. Therese blieb zu Hause. Es war voll und eine unerträgliche Hitze. Ich fand im 3. Stock Gesellschaft, blieb aber nicht, konnte es der Hitze wegen auch im Parterre nicht aushalten, obwohl ich Compagnie hatte, sondern war mit Louis, Gstettner (?) und zum Teil auch dem alten Grafen in der Loge. Ballett und Musik gefielen nicht, die Neuville gefiel, machte aber kein Glück. Band 06 (VI.), Seite 48v
3692 1807 9 11 In Eisenstadt. Früh abwechselnd Regen. Nach dem Frühstück gingen wir zu Kárner. Er ließ durch Vadász Gewey zum Fürsten führen, der ihn sehr galant empfing. Wir blieben eine Weile bei der Probe von „Gulistan“, gingen durch den Garten zur Dampfmaschine, die uns Langreuter in ihrer ganzen Wirkung zeigte, sahen die Glashäuser, Wieners Feuerwerk, durchstrichen so alle Partien und kamen um 12 h nach Haus. Unterm Essen besuchten uns Kárner, Hampel, später Hummel, um zu saufen (?!) und Székely. Gewey fuhr zum Fuchs zur Leseprobe, Nitschner las. Später gingen wir zum Wiener auf den Feuerwerksplatz, zur Csekonics. Abends ins Theater „Gulistan“, Urban als Gulistan, sehr mittelmäßig. Wir schlichen im Saal herum, plauderten, ich langweilte mich. Dann zum Souper, Kárner ging mit uns; es wurde wieder lang geplaudert. Band 06 (VI.), Seite 53v
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.

Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:

  • Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
  • Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
  • Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
  • Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
  • Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.

Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).


(†) Peter Prokop, Wien, im Februar 2016

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