Vormittag neblig, nach Mittag heiter. Früh beim Brandl und in No. 810, dann arbeitete ich zu Haus. Mittags allein. Nach Tisch kam der türkische Jude Major, der Theresen ihr großes Umhangtuch mit einem schöneren austauschte. Nach Mittag las ich. Um 4 h zur Laucher, welcher ich die Loge gab, dann zu Brandl und in No. 810. Abends ins Burgtheater „Ersatz“, dann ins Kärntnertor-Theater Helene, wo ich blieb. Ich war auf dem Theater, den Plätzen und in der Loge. Nach dem Theater ins Bett. Therese unterhielt sich den Abend bei der Schmirer, wo sie mit Korntheuer zusammenkam.
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Ein schöner Tag. Den Vormittag auf der Hauptmaut, in No. 810 und bei Laucher. Therese ging früh zur Ascher und blieb den ganzen Tag. Sie fand große Verwirrung und viel Zurückhaltung. Ich speiste mit Stegmayer, Frankstein, Gewey und dem Leichenbeschauer Kerndl, den ich als einen offenen, fidelen Menschen kennen lernte, im Gasthaus bei den Sieben Kurfürsten, wo wir Hasenhut, Sartory Johann, Bondra und Ziegelhauser fanden. Nach Tisch gingen wir in den Prater, tranken Kaffee; ich unterhielt mich recht angenehm. Abends einen Augenblick ins Burgtheater „Eraklito“, dann ins Kärntnertor-Theater „Emilia Galotti“; im ersteren leer, im letzteren mittelmäßig. In der Loge fand ich Laucher, dann Hauptmann (?) und Detrie (?) Nach dem Theater nach Haus. Die Sepherl holte Therese ab und kam um 9 h nach Haus.
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Vormittag trübe, nach Mittag heiter. Therese ging früh zu Scheiger, brachte ihm für die Ringe 200 fl. à conto und ihm ein Paar gestrickte Ärmeln. Den ganzen übrigen Tag war sie bei der Ascher, die im Fieber liegt und Fatalitäten in Menge hat. Mit dem Gerichtsdiener suchte man heute den Kirstein bei ihr, nahm dessen Kleidung und Wäsche mit. Ein Frauenzimmer forderte mit Ungestüm Kirsteins Auslieferung. Ich ging zum Antonio, in No. 810, zum Banco und zum Prantner wegen Holz. Nach Mittag besuchte ich Kárner und blieb mit ihm, bis er nach Mittag 5 h wegfuhr. Wir fuhren in Geschäften herum, speisten beim Traiteur Mounier. Nach Mittag führte er mir den künftigen Stallmeister auf, Canto, Oberleutnant und Adjutant beim General Webern. Als Kárner weg war, ging ich nach Haus, zu Laucher und ins Burgtheater „Helene“, dann aber ins Kärntnertor-Theater „Puls“ und Terzett. Nach dem Theater nach Haus. Sepherl holte Therese ab.
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Allerheiligen, rauer Wind. Therese hatte vor Mittag Probe vom „Onkel in der Livrèe“. Früh schrieb ich, dann zu Kárner, der eben die Dekrete für Canto als Stalldirektor und Jos Rosenzweig als Bereiter herstellte. Er gab mir den Auftrag, nach meinem Vorschlag beim Zoller der Beridez ihre Wohnung bis Georgi für Hauter zu mieten, um selben bald aus dem Roten Haus zu expedieren. Ich beurlaubte mich bei Kárner, der heute nach Eisenstadt fuhr, traf Rosenzweig am Hof, besuchte ihn einen Augenblick, ging zu Viotti, auf die Bastei, wo ich Zoller und Woller sprach, zu Brandl, wo ich speiste. Therese speiste bei Hitzinger, besuchte Ascher am Tiefen Graben, die dann zu ihr kam, später auch die Barany. Beide fuhren mit ihr ins Kärntnertor-Theater „Achille“. Ich ging Mittag zur Teki (?), mit ihr zur Laucher, dann zu unseren Flüchtlingen, wo ich den Abend blieb. Die Schaidegger dauert mich sehr, ihre Lage ist höchst unangenehm. Um ihnen die Zeit zu verkürzen, spielte ich Saunikel. Dann ins Burgtheater, anstatt dem „Schreibpult“ wegen Krankheit des Nouseul „Bruderzwist“. Nach dem Theater nach Hause.
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Strenge Kälte, trübe. Therese und ich verabredeten das Nötige zum Donnerstag und schrieben alles auf. Heute ist der Rosalie Geburtstag. Therese schenkte ihr ein paar selbst gestrickte Ärmel, ich ihr ein Paar seidene Ellbogen-Handschuh. Beides trug ihr Therese zur Mama. Ich arbeitete früh, ging zu Woller und in No. 810. Bevor ich ausging, schrieb ich meiner Mutter. Therese sang mit der Gulyás und speiste bei ihrer Mutter. Im Burgtheater „Achille“, im Kärntnertor-Theater „Menschenhass und Reue“, worin Lang nach seiner Krankheit wieder zum ersten Mal spielte. Ich speiste mit der gewöhnlichen Gesellschaft bei der Schwann und trank Kaffee bei der Schale (?), wo ich mit Gewey 2 Partien spielte. Nach Mittag zu Schaidegger, nach Haus und mit Nigst ins Kärntnertor-Theater. Es war voll. Laucher besuchte ich in der Loge, nach dem Theater nach Haus. Abends regnete es und schneite.
Band 05 (V.), Seite 1r
Peter Prokop: Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum (ÖNB SN 194- 204) - eine Arbeitstransskription.
Die nachstehende Arbeitstransskription der in der Österreichischen Nationalbibliothek (Sammlung von Handschriften und Alten Drucken) in 11 Manuskriptbänden aufbewahrten Tagebücher des gräflich Esterházyschen Sekretärs Joseph Carl Rosenbaum (1757-1829) wurde vom Autor ursprünglich für private Zwecke als Findhilfe für architekturgeschichtliche Recherchen angefertigt, um das digitale Auffinden von Personen und Zusammenhängen zu erleichtern, die im Zusammenhang mit der Arbeit am „Architektenlexikon Wien 1770-1945“ relevant wurden. Es handelt sich demnach lediglich um eine Findhilfe, keineswegs aber um eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition. Diesem Primärzweck entsprechend, weicht die Transskription vom Originaltext in folgenden Details ab:
Rosenbaums biedermeierliche Schreibweise wurde modernisiert, seine Syntax jedoch weitgehend beibehalten; seine nicht immer eindeutige Interpunktation (mittels Bindestrichen) jedoch durch die heute gebräuchliche ersetzt.
Innerhalb der einzelnen Tageseintragungen wurden die gelegentlich vorkommenden Wiederholungen ein und desselben Sachverhaltes zusammengezogen.
Die von Rosenbaum ausgeschriebenen Wochentagsnamen wurden weggelassen, da mit dem Datum des jeweiligen Tageseintrags redundant. Dieses wurde im Format Jahr / Monat / Tag wiedergegeben. Die Bezeichnungen von Feiertagen wurden beibehalten. •Die ab etwa 1816 stereotyp wiederkehrenden Notizen zum täglichen Wetter und zum jeweiligen Programm der Hoftheater und des Theaters an der Wien wurden an den Beginn des jeweiligen Tageseintrages gerückt.
Bei Personennamen, deren Schreibweise bei Rosenbaum nicht selten variiert, wurde eine einheitliche und möglichst dokumentarisch belegte Schreibweise angewendet.
Fragliche Lesungen von Personen-, Ortsnamen u. dgl. wurden durch nachgestellte Fragezeichen (?) gekennzeichnet, Rosenbaumsche Abkürzungen entweder ausgeschrieben oder ihre wahrscheinliche Ergänzung in eckige Klammern gesetzt. Abgesehen davon wurde auf möglichste inhaltliche Vollständigkeit der Textwiedergabe geachtet. Kleinere Auslassungen und Tippfehler sind bei einer manuellen Eingabe von rund 9 Millionen Zeichen trotz aller Sorgfalt nicht ganz auszuschließen. Wem aber mit der raschen Auffindbarkeit von Personen, Orten, Sachbegriffen etc. gedient ist, ist eingeladen, sich dieser Ressource zu bedienen.
Der Autor ersucht lediglich um Einhaltung der üblichen Zitierungsusancen (siehe obenstehender Titel oder abgekürzt, z B. in Fußnoten Datum des zitierten Eintrages, bzw. bei Einträgen ohne Datum mit Band und pagina).