Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [994]

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Ein heiterer Tag, aber in meinem Herzen ist es düster. Früh arbeitete ich, dann gab mir Sepherl einen guten Morgen von Therese und sagte mir, sie werde um 11 h zu Brandl kommen. Um 8 h ging ich zu Klimbke, Pauer, Geyersperg und Richard, und bin neugierig, was ich von ihnen alles hören werde. Klimbke war nicht zu Hause; Geyersperg sagte mir, dass der Ausschuss von allen eine schriftliche Erklärung abfordert, ob sie bei der einstimmigen, mich als Kassier zu wählen, bleiben. Alle unterschrieben sich, dann alle bestätigten sämtlich mich als Kassier, nur allein ein getaufter Jude, Schönfeld ist sein Name, verriet sich durch Weigerung als mein Feind und als derjenige, der mich bei Dietrichstein verleumdete, und doch unterschrieb auch er. Von Richard erfuhr ich, dass auch er Kassier werden wollte; gab mir auch das Institutsbuch, welches ich mit Vergnügen las. Um 11 h ging ich zu Brandl, fand da Kreutzer, Gottlieb, Grünwald und Grübel (?), später kam auch Therese. Sie blieb bis ½ 1 h, wir unterhielten uns von der häuslichen Einrichtung und waren sehr ernst. Ich teilte Theresen die Besorgnis mit, dass die Mutter vielleicht auch dann noch Anstoß nehmen wird, in unsere Verbindung zu willigen, wenn auch das Dekret ausgefertigt ist, und darin keine Besoldung bestimmt ist. Dies könnte mich aber rasend machen ! Therese ging zu Braunmüller, ich zu Klapper speisen. Nach Mittag ging ich in mein Zimmer, dann ging ich wegen einem Zimmer für die Tante, welche selbes schon verlassen hat, zur Petrowitz, von da zu Therese. Die Mutter rümpfte die Nase, als ich die Institutsregeln vorlas, weil darin nicht von einer Besoldung, sondern nur jährlichen Belohnung die Rede war. Das Weib bringt mich noch um meine Ruhe. Ich ging aufgebracht weg, sonst hätte ich gewiss wieder einen fürchterlichen Sturm angefangen. Abends war ich im Kärntnertor-Theater „Fiesko“; trotz dem schönen Tag war es voll. Zwischen dem Theater soupierten Klimbke und ich beim Riedl; nach dem Theater nach Hause und ins Bett.
Band 02 (II.), Seite 80r
27.04.1800
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