Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [993]

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1800
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Ein heiterer Tag. Früh arbeitete ich; mit dem Bruder ärgerte ich mich wegen einem verlorenen Stock. An den Fürsten schrieb ich auch um eine Empfehlung. Rehbock trank bei mir Slivovitza. Nach 9 h ging ich zu Theresen, um zu hören, wie es mit unserer Klosterneuburger Reise aussieht. Die Maurer und Norbert fuhren voraus, ich musste einen zweiten Wagen nehmen und fuhr mit der Gassmannischen nach. Die übrige Gesellschaft fanden wir in den Gastzimmern. Es war den ganzen Tag eine ziemlich fade Unterhaltung. Mit Norbert besuchte ich Schultheiss in der Apotheke; dann wurde schlecht gegessen. Nach Mittag besuchten wir alle den Arzt Tassara in seinem neu erkauften Haus, welches er recht artig möblierte. Nina und Therese sangen, dann gingen wir in den Garten, von da zurück ins Stift. Die Unverschämtheit der Pfaffen ging so weit, dass sie mit Gewalt die Frauenzimmer her rissen und küssten. Dies ärgerte mich. Ich gab auch Theresen einen Wink, sich nicht mehr mit diesen einzulassen, denn ihre Dreistigkeit artet gleich aus. Nach 6 h fuhren wir zurück. Zu Hause ließ Therese gleich die Wiener Zeitung holen, es war die Nummer 34. Da stand mit meinem Namen und Charakter die Nachricht von der Einrichtung des Instituts der Hausoffiziere darin; dies freute Theresen; ich nahm es sehr gleichgültig auf, denn – durch so viele Unfälle abgehärtet – gewährt mir nur wenig mehr reines Vergnügen. Die heutige Landreise war mir nicht angenehm; ich ennuyierte mich und warf noch 6 fl. hinaus. Als ich nach Hause kam, fand ich auf meinem Tisch die Wiener Zeitung und ein Billett von Klimbke, worin er mich im Namen des Pauer versicherte, dass ich Dienstag sicher mein Dekret erhalten werde. Ich wünschte es um meiner Ruhe willen. Von dem elenden Essen hatte ich Magenschmerzen und konnte bei Therese nichts soupieren.
Band 02 (II.), Seite 80r
26.04.1800
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