Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [9863]

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1824
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Fahrt nach Wien über Dürnstein, Stein. In Weissenkirchen zahlten wir 5 fl. Die Wölbung unsres Zimmers war ganz gotisch, war in 2 Teilen, mit Rondellen. Das ganze Haus sehr eng, schmutzig, so wie die Straßen und Einfahrten in diesen Märkten; kaum so breit, dass ein Wagen auf den Felsen und im Wassergraben durchkommen kann; die Gassen eng, düster. Um 4 h gingen wir durch die Weingärten, wo bis auf die höchsten Felsengipfel jedes Plätzchen benutzt ist, bis über den Berg gegen Markt Dürnstein, um 6 h. Das Schloss und die Kirche imponieren von der Donau aus; die Ruine ist grandios, die Gassen eng und schmutzig. Endlich um 7 h kamen wir über Loiben nach Stein. Der Weg führt meistens an der Donau, kaum wagenbreit und voll Steine. In Stein Frühstück, Pflastermaut 2 x, Kreisamt 6 x WW, Brücke 6 x CM. Das Kaffeehaus ist der elendesten Kneipe ähnlich. Wir gingen um 7 h nach Und – nun Militärspital – zu Heinrich Schmids Monument, ganz von Spinnweben umgarnt. Er fiel am 11. November 1805 (?) bei Dürnstein. Eben marschierte ein Bataillon Infanterie am Monument vorüber, in die Kaserne. Nach Krems, eine Viertelstunde, frühstückten gut, hörten die Streiche der Offiziere. Sahen die Kirchen und fuhren um 8 h über Walpersdorf – mit einem ansehnlichen Schloss des Colloredo – nach Herzogenburg. Der Weg dahin durch das Meidlingtal – 6 x Maut – ist sehr gut und wirklich romantisch; wie wohl tat es uns in Rückblick auf die früheren Wege. Assen unser Hähnel von gestern, sahen den hübschen, reinlichen Markt, die kleine Apotheke. Der Novizenmeister Gaudenz Holzapfel, ein junger, schwächlicher, sehr artiger Mann, führte uns in ihre reiche Münzensammlung, Bibliothek – bedeutend groß – den schönen Speisesaal mit Plafond von Altomonte, und in die wirklich schöne Kirche, mit Marmorsäulen, Kuppeln und Altarblättern von Altomonte und Le Grand (?). Besonders sind von ersterem 2 Tableaux beim Hochaltar, rechts das Opfer Abrahams an Isaak, welches mich sehr ansprach. Die schönen hohen Altarleuchter, Silber vergoldet, sind wirklich prachtvoll. In Herzogenburg 2 x Maut; blieben von 10 bis 12 h. Es war sehr heiß, doch erquickten kühle Lüfte. Vor Perschling, als wir schon Kapellen und Katzenberg passierten, begegnete uns Ehz. Carl mit 2 Wägen, welches uns mit der ersten Staubwolke erfreute; Maut 10 x. In Micheldorf erquickten wir uns wieder mit Trinken; in Sieghartskirchen 4 x Maut, aßen einen Kalbsbraten, saßen dabei in der Kühle, tranken Kaffee, zahlten 5 fl.. In Purkersdorf um 7 h; die Pferde tranken, wir auch, Pepis Limonadepulver tat gute Dienste. Gewitter türmten sich auf; beim Burgtor kann niemand passieren. Um 9 h bei meinem lieben Weib; mit herzlicher Umarmung freute ich mich, wieder zu Hause zu sein. Übergab die schöne Schildkrot-Schatulle – als Linzer Torte –, welche sie sehr angenehm überraschte. Hörte, dass die gute Eva Wertheimer, 19 Jahre, am 5. in Baden an der Auszehrung starb, dass Jeanettl am 4. – noch vor der Eröffnung des Theaters – Prolog, „Freund in der Not“ und „Ochsenmenuett“; dass alles gefiel, stürmisch applaudiert und nach jedem Abgang gerufen wurde, aber keine # mehr habe und ausziehen müsse. Die Reise kostete mich viel Sorge, aber Andres war mir ein guter Gesellschafter.
Band 10 (X.), Seite 141r
13.08.1824
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