Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [970]

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Erster Morgen in der neuen Wohnung; trübe, wie in meiner Seele, und kalt, wie meine abgestumpften Empfindungen. Um 6 h stand ich auf, dann kam Scheurich, später der Tischler, um meinen Kasten abzuziehen und die Beschläg zu putzen. Ich arbeitete etwas; meiner lieben Mutter schrieb ich. Um ½ 9 h ging ich zum Grafen, war bei ihm bis 10 h. Dann ging ich zum Stessel und Hofmeister, sprach auch mit Burgerth wegen meiner Schrift, wozu ich in einigen Tagen Resolution erhalten werde. Mit Stessel plauderten ich eine Weile, dann ging ich zu Klimbke, fand da Roose. Wir plauderten zusammen, ließen uns Butter und Rettich holen und machten eine Promenade über die Bastei. Ich ging dann zum X [Kreuz ?] essen, nach Mittag zu Therese. Abends war ich bis 7 h zu Hause, dann ging ich ins Kärntnertor-Theater „Schachmaschine“ und neues Divertissement mit Mlle. Engel und Mons. Moser, erster Tänzer von Berlin. Sie gefiel mittelmäßig, hat aber viel Stärke; er gefiel gar nicht. In der „Schachmaschine“ spielte Frankstein den Grafen Balken sehr brav; überhaupt spielten alle mit vieler Laune. Nach dem Theater ging ich mit dem Grafen nach Hause und plauderte mit ihm bis ½ 12 h. Ich schlief nicht gut; es ist so unruhig, das Gerassel der Wägen und selbst das Gehen der Menschen, alles hört man sehr stark und stört meine seit Jahren gewohnte Ruhe.
Band 02 (II.), Seite 76v
03.04.1800
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