Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [955]

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Kalt; es fing in der Nacht zu schneien an. Um ½ 7 h brachte mir die Sepherl als Angebinde von Therese eine niedliche, mit gelben und grünen Ringeln bestickte Weste, mit einem artigen Billett, dann von der Nina einen possierlichen Glückwunsch in Knittelversen, worin sie mir die Versicherung macht, mir übers Jahr 6 Paar Strümpfe zu stricken. Sepherl schenkte ich 2 fl.. Tonerl kam und gratulierte mir. Sein Vater sagte mir gestern, er würde ganz von Wien wegziehen und nach Preßburg in die Dienste des Illésházy gehen; ist mir unangenehm. Die Nani schrieb mir auch zum Namensfeste und sagte mir, durch Lackner (?) würde ich ein kleines Angebinde erhalten; die Erinnerung freute mich. Bruder und ich frühstückten zusammen Schokolade. Klimbke kam auch gratulieren und überraschte mich sehr angenehm; herzlich freute ich mich, ihn zu sehen; er frühstückte mit und ging mit uns in die Stadt Dann gingen wir zusammen mit Tonerl zu Brandl und Hitzinger gratulieren. Auf dem Wege begegnete uns Kreutzer, um mir zu gratulieren. Bei Brandl wurden wir recht freundlich aufgenommen; dann ging ich zu den Augustinern, wo mich Therese erwartete. Um 9 h kam ich mit Therese und Nina in der Augustinerkirche zusammen, zusammen gingen wir zu Maurer gratulieren. Nina kam auch hin; ich begleitete sie nach Haus. Ging zum Schneider mit dem neuen Gilet und schwarzen Casimir, dann ging ich zu Klimbke und zum Speisen; man bewirtete mich mit Fastenspeisen. Die Mama gratulierte mir auch und küsste mich sogar und so gab es wieder eine Familienszene: Therese und Mutter weinten, Nina war in der Probe. Nach Tische ging ich zum Kampf, der sagte, er hätte mir eine äußerst entehrende Resolution geschickt; etwas überraschte es mich doch; da ich aber überdachte, dass eine Rotte Buben und ein schwacher Mensch nichts fähig ist, so hoffte ich und arbeitete, bis es dämmert. Abends war ich beim Grafen und erzählte ihm die Resolution. Später ging ich ins Kärntnertor-Theater „Landsturm“ und fand dort Klimbke und Barany; mit ersterem verabredete ich, dass er dem Fritsch sagen und in meinem Namen bitten möchte, dass ich morgen um 7 h bei ihm sein möchte. Wie ich nach Hause kam, fand ich diese schöne Resolution, ein Schandfleck des Majorats; ich würde mehr entrüstet worden sein, wenn es nicht abgefeimte, niedrige Beleidigungen wären. Mit dem heiligen Vorsatze, derb zu antworten, schlief ich ein.
Band 02 (II.), Seite 73v
19.03.1800
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