Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [935]

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Regen und Schnee mit Sturmwind. Früh kam Kutschersfeld; ich habe widrige Empfindungen, wenn ich den Mann sehe, da ich seinetwegen so viel dulde. In hohem Grade melancholisch, habe ich für nichts Gefühl. Bis 12 h arbeitete ich, ging zu Brandl, wo wir über Kutschersfelds Fall sprachen. Dann ins Haus, in die Theaterkanzlei; es war Probe von „Weiber von ehmals“. Wir sprachen von unserer Schill-Wette. Dann ging ich zum Gönner, mit welchem ich über unsere häuslichen Angelegenheiten redete. Beim Speisen wurde wenig gesprochen. Nach Mittag gingen Nina und Therese zu Maurer, wo ich ihn zum ersten Mal sah. Wir zusammen, plauderten von unserer Lage, von der Übernahme meiner Einrichtung, von der Interessierung derselben und des künftigen Lebens, und was ich im schlimmsten Falle zu tun bestimmt habe. Die Mädchen machten mir sehr herzliche Vorschläge, die mich wirklich freuten und beruhigten. Zu Hause machten sie der Alten die Vorschläge, welche sehr Einwendungen und tausend Geschichten machte. Dies kränkte mich tief; ich sagte es Theresen im Herabgehen. Ich begleitete sie zum Wagen; sie fuhr ins Kärntnertor-Theater „Drei Sultaninnen“. Ich ging auch dahin, war aber den ganzen Abend sehr traurig. Der Alten Habsucht und Despotie machen meine Lage noch trauriger und beleidigen meinen Stolz, meine Ehre.
Band 02 (II.), Seite 69v
27.02.1800
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