Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [929]

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Kalt. Äußerst düster stand ich auf; um ½ 7 h kam schon Kutschersfeld und blieb bis ½ 10 h. Beide jammerten wir über unsere Lage. Hauptmann Reichenhall (?), welcher seinetwegen ebenfalls dem Fürsten schrieb, kam und brachte ihm Nachricht, aber keine gute. Nach 10 h schickte der Graf um mich und den Kutschersfeld. Um ½ 12 h ging ich zu ihm; Kutschersfeld kam in Tränen von ihm heraus. Er sagte mir, dass man mich hinab auf die Güter geben werde, und dies ohne Zweifel. Ich erklärte ihm, dass ich nichts habe, dass ich aber auf keinen Fall hinabginge, und wenn ich hier keinen Unterhalt finde, so bin ich – kurz, mir bleibt nichts übrig außer Selbstmord. Er sagte mir: „Wohl, für Kost und Quartier ließe sich etwas finden“; aber das sind Worte ... Ich ging zu Klimbke und mit ihm über die Bastei. Bei Tisch war es sehr ernst. Nach Mittag ging ich zu Burgerth, welcher mich beleidigend kalt empfing und sagte, er habe keine Zeit, zum Seiler zu gehen. Sonntag bestellten wir uns. Mit Giáy plauderte ich über meine Lage; er riet mir, mit Hauter zu reden, der zu Mittag immer im Kaffeehaus beim Wirschmid ist. Ich ging hin, wir sprachen zusammen, der Schwadroneur, meine Rechnung und alles führe er bei einem Stumpen Licht, er brauche keinen und mehr dergleichen; wenn es auf ihn ankommt, bin ich sicher geopfert. Ich ging zu Therese; in trautem Familienkreis plauderten wir von einem so traurig unverdienten Schicksal bis beinahe ½ 7 h. Therese fuhr ins Burgtheater zu den „Drei Sultaninnen“. Willmann sang seit ihrer Krankheit zum ersten Mal und ich ging nach. Therese sang so schön, sah ungemein gut aus und entzückte mich ganz. Barany war da mit ihrem Schönen. Nach dem Theater ging ich allein nach Hause. Mein Bruder servierte beim Chevalier Reel (?).
Band 02 (II.), Seite 68v
21.02.1800
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