Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [928]

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Kalt und windig. Gestern Abend kam Kutschersfeld aus Eisenstadt zurück, ohne etwas erreicht zu haben. Herzlich dauerte es mich, ihn zu sehen; er ist höchst unglücklich. Er sagte mir mit einer Entschlossenheit, die mich erschütterte: „Was kann ich jetzt noch tun, als mich erschießen ?“ Burgerth war gestern bei seiner Frau, wo auch Van der Graf (?), welche ihn sehr schnöde behandelte und ihn erwägen machte, dass sie Garnisonsmajorin sei, ihn stutzen machte. Kutschersfeld ging, um sich Wege zu suchen, sein weiteres Fortkommen zu bahnen; möchte er sie doch recht gut finden. Um 11 h ging ich zu Czech; Walther war da, und ich ging gleich. Beim Portier fand ich zwei Redoute-Billetts, welche mit Therese sandte und welche ich dem Geyersperg gab. Dann machte ich eine Promenade über die Bastei; es war kalt und windig. Wir aßen allein, die Mama lag im Bette. Nach Tische begleitete ich sie zu Quarin, ging ins fürstliche Haus, wo eben der Fürst aus Eisenstadt zurückkam und über sein neues Reisekalesch sehr schimpfte. Die Kutschersfeld sprach mit ihm; noch hoffe ich für den Unglücklichen. Dann ging ich zu Burgerth, wir verabredeten für morgen nach Mittag zum Schiffmeister zu kommen. In der Sattlerei gab ich ihnen wegen der Liederlichkeit des Wagens einen Verweis. Dann ging ich zu Therese, der ich von Stocklass Bäckerei brachte. Abends kam auch Albert; wir gingen zusammen ins Kärntnertor-Theater. Man gab den „Schreiner“ und das „Waldmädchen“. Therese sang sehr schön. Sie hatte das neue Kleid aus blau gestreiftem Musselin an, welches ich vom Walther kaufte und den casimirenen Schal. Barany war im Theater, wir begleiteten sie nach Hause. Ich hatte eine schreckliche Nacht.
Band 02 (II.), Seite 68r
20.02.1800
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