Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [926]

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Trübe und kalt. Früh und am Vormittag arbeitete ich ununterbrochen. Um 12 h ging ich ins Haus, dann in die Kanzlei. Therese und Nina begegneten mir; wir machten zusammen eine Promenade zum Schottentor hinaus und zum Stubentor herein, sprachen von unseren Leiden und hatten den traurigsten Stoff. Ich beharrte darauf, der Mutter zu erklären, dass wir – da zu unserer Verbindung keine Aussichten sind – öfters die Theater besuchen, und Spaziergänge machen werden. Therese schwebt in ewigem Kampf zwischen Natur und Liebe, und so brachte sie mich auf’s Äußerste. Die Mutter lag im Bette; wir plauderten noch. Nach Tische begleitete ich die Mädchen zu Quarin; da begegnete mir die Kammerjungfer Babett und erzählte mir von Kutschersfelds Entlassung, dass Hauter schon als Stallmeister angestellt und morgen schon die Übergabe sein wird. Seine Frau war bei der Fürstin, sie ließ sie aber nicht vor sich, sondern ihr sagen, sie wisse warum sie komme und könne nicht helfen. Ich war über diese Nachricht wie vom Donner gerührt und bedaure ihn außerordentlich, denn er ist höchst unglücklich. Ich begleitete Babette ein Stück über den Graben, und als ich zurückkam, begegnete ich wieder Therese und Schwester. Ich erzählte ihnen die Nachricht, worüber sie nicht wenig erschraken. Ich konnte mich gar nicht fassen. Als ich wieder ins Haus kam, erzählte man es mir wieder aus vollem Munde. Wie unglücklich ist doch seine Lage ! Gott ! wie schrecklich und verzweifelt ist seine Lage ! Voll Schulden, ist er zweimal arm; vor 8 Tagen starb seine Geliebte, und heute seine Entlassung vom Dienste; das ist mehr als elend werden. Sekretär Burgerth und ich fuhren zum Schiffmeister Seiler, fanden ihn nicht zu Hause und bestimmten uns auf morgen. Wir sprachen zusammen über Kutschersfelds Schicksal. Er sagte mir, die Verwendung der Liechtensteinischen und Fellnerschen Pferdegelder sei die erste Ursache nebst mehreren anderen von Kutschersfelds Entlassung und dass der Fürst darum heute früh nach Eisenstadt fuhr, er will allen Bitten ausweichen. Abends war die Kutschersfeld abermals bei der Fürstin und kam nicht vor. Er fuhr abends ½ 6 h – wie man sagt – nach Eisenstadt; möchte doch seine Reise nicht fruchtlos sein ! Abends um 6 h ging ich ins Burgtheater, „Aeneas“ von Jünger. Weidmann sagte mir ihr Billett in die heutige Redoute zu, welches ich gleich okkupierte. Er war zu Hause, sie gab mir den Schlüssel zum Kasten, ich holte selbes und brachte es dem Mayer, welcher mit seinem Weibe den Kontratanz vom Viganò ansah. Im Theater war ich äußerst unruhig, doch etwas heiterte mich das Stück auf. Nach dem Theater gingen wir gleich nach Hause und ins Bett. Ich hatte heftigen Schnupfen und Kopfschmerzen mit Alteration.
Band 02 (II.), Seite 67v
18.02.1800
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