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Heiter, doch kühl; der Staub ist etwas gelegt. Im Burgtheater „Dienstpflicht“, im Kärntnertor-Theater „Gazza ladra“ zum ersten Mal italienisch, im Theater an der Wien „Die eiserne Jungfrau“, gefiel. Mit Reinl frühstückten wir in der Hütte, dann mit Therese in die Stadt. Zu Kárner wegen Pachtung der Kittseer Jagd. Sprach Kike, später Armassi, speiste mit Mollner bei Wohlfarth, wo auch Axt, Reimann und Fieglmüller speisten. Die Mollner ist in Gablitz; schon scheint der Eifer zur Heiratsstiftung zu erkalten; ich bedaure am meisten die Wohlfarth. Schrieb dem Neumann, dass er öfter seine Karten zur Kassa gibt, dass bei den italienischen Opern die Karten nicht vergeben werden dürfen, dass er sich nicht sehen lässt und mir wegen der im Mai geliehenen 300 fl. keine Obligation ausstellt. Sprach die Cesari, dass Kaunitz ein Mädchen fast zu Tode brauchte, dass die Mütter der Mädchen zur Polizei gerufen und befragt wurden, von was sie leben, welche Mädchen beim Kaunitz waren, welche Protektion sie haben. Dann die Stegmayer, welche gestern an der Wien war; das Ganze gefiel, vorzüglich die Chöre und jener der Knaben, Waffentanz und Evolution von Vandenberg; war aber leer. Der Bierwirt Weidmann gefiel auch, ist dick, nicht jung Um 4 h mit Therese in den Garten, sah Reimanns Scarpieren nach, schrieb und las in meiner Hütte. Ging mit Reinl, fand Neumann, dem ich derb den Text las, Mayer, zuletzt Neefe, welcher bei uns im Garten war. Sprachen von der Vorrufung zur Polizei der Luppi (?), Schilling (?) und mehrerer anderer, wegen Kaunitz. Bei Therese im Garten waren die Dessauer und die Reimannischen. Wir schliefen im Garten. Im Kärntnertor-Theater; David Gianetto, Mombelli Ninetta, Botticelli Fernando, Ambrogi als Gottardo gefielen sehr, Moses Bassi, Fabrizio Seipelt, Pippo Eckerlin gefielen, ausgelacht wurde die Unger. Stürmisch wurde Rossini nach der Symphonie und alle nach dem 1. und 2. Akt gerufen; der italienische Enthusiasmus zeigte sich wieder. Es war voll.
Band 10 (X.), Seite 48v
21.06.1822
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