Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [909]

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1800
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Ein düsterer Tag. Früh kam Kutschersfeld und erzählte mir umständlich, aber alles was er sprach war so lau, so zwecklos und hatte nicht das Gepräge wahrer Freundschaft. Auch fing er von der Steinkohle zu reden an und sagte, dass dazu ein eigener Beamter angestellt wird, dass so viel Werber schon darum sind, und endlich, dass er den Plan hat, um alles auf den Sinn zu fahren (?), weil sein Bursche nichts zu tun hat – dieses anzufügen – diesen Plan sehe ich ganz durch, doch vielleicht gelingt er nicht. Nach 8 h kam Klimbke, wir dachten und sprachen über unsere Manipulation, beschlossen, bei Wallishauser um Lettern umzusehen. Später kam auch sein Bruder, Oberleutnant bei Joseph Colloredo; wir frühstückten zusammen und hatten unseren Spaß. Um 11 h fuhren Liebisch und ich in die Stadt. Ich ging ins Haus, in die Theaterkanzlei; zum Speisen; überall gab’s finstere Gesichter. Nach Mittag besuchte ich die Petrowitz; wir sprachen viel vom Tode ihrer Clair. Abends ging ich ins Kärntnertor-Theater. Man gab den „Dorfbarbier"; Ascher spielte das erste Mal, gefiel wenig und war ganz bizarr rot angezogen. Therese mit der Mutter waren im Parterre. Die Mutter in ihrer Tollheit ging gleich; ich war herzlich froh, aber auch Therese wollte gehen. Dies brachte mich in unserer Lage sehr auf; den einzigen Augenblick, wo wir zusammen sein könnten, will sie oder traut sich nicht zu nützen. Endlich blieb sie; stets sprachen wir von unseren Angelegenheiten. Gegen Ende der Oper führte ich sie auf’s Theater. Ich ging noch zu Klapper, wo mich Klimbke, Bruder, und auch mein Bruder erwarteten. Als der morgige Abmarsch-Tag, soupierten wir noch zum letzten Mal zusammen; es war alles ernst. Im Nachhause gehen regnete es sehr stark und war schlimm zu gehen.
Band 02 (II.), Seite 65r
01.02.1800
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