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Kalt, windig, unerträglicher Staub. Alle Bäume, auch der unsrige, trocknen aus; der Abend war kühl. Im Burgtheater „Corsen“, sehr brav, im Kärntnertor-Theater „Musikalische Akademie“, dann Debut der Marie Taglioni in einem Terzett von ihrem Vater, mit ihm und der Heberle. Im Theater an der Wien „Reise durch die Luft“, „Puppe“. Wir frühstückten mit Reinl im Zimmer. Um 8 h in die Stadt, zu Kárner, sprach mit ihm wegen der Rückkehr des Fürsten von Venedig, von einem Dienst des Stocklass (?) bei Joseph Erdödy und Rückzahlung der Richardischen 11.000 fl. vom Vinzenz durch seine Vermittlung. Dann nach Hause, expedierte den Johann, welcher morgen mit dem Schiffe abfährt, schrieb an den Grafen und empfahl ihm den Johann als Kammerdiener. Dem Kutscher Strem (?) schrieb ich eine Bittschrift an die Polizeidirektion, dass er seinen Wagen No. 166 übertragen darf. Hörte, dass der Fürst Hohenlohe seine kranke Tochter segnete. Ich speiste mit Therese in der Hütte, recht angenehm, schrieb. Therese überraschte mich zum morgigen Feste mit einem Sommerbeinkleid, ich sie mit einem Florentinerhut für 100 fl. Evarist zog Bier ab, abends kamen seine Eltern mit der Treitschke, Hanser (?) und Anhang. Die Marie Taglioni hat die Figur der Heberle, nur etwas grösser. Sie war eine liebliche Erscheinung, ist besser als die Heberle, ihr Auftritt mit dem kleinen Sohn wurde brillant beklatscht. Das Divertissement ist analog, lieblich und gefiel, die Musik ist zusammengesucht.
Band 10 (X.), Seite 47r
10.06.1822
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