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Dreifaltigkeitssonntag. Ein lieblicher, stiller Morgen. Die Stadt ist ganz in Nebel eingehült, der untere Wind erhebt sich. Während dem Essen türmten sich von allen Seiten Gewitter auf, ein gewaltiger Sturm mit dicken Staubwolken bedeckte die ganze Stadt und trieb ihn bis zu uns; nach wenigen Minuten war keine Spur mehr hiervon. Im Burgtheater zum 3. Mal „Wunderschrank“, hat schöne Situationen und wird gut gespielt. Im Kärntnertor-Theater „Dorfsängerinnen“, im Theater an der Wien „Reisende Komödianten“ von Fioravanti. Im Garten, vor 7 h frühstückten wir mit Reinl in der Hütte, wo ich nach einer Gartenpromenade blieb, schrieb, las und mich recht angenehm unterhielt. Nach 8 h machte das Läuten aller Glocken den feierlichen Einzug zu Fuß des Erzbischofs Leopold Maximilian aus dem Hause der Grafen von Firmian kund, unter Paradierung der Bürgergarden, von den Augustinern nach St. Stephan. Enthüllung der reparierten Dreifaltigkeitssäule. Vor Tische kam Kridl, er zahlte heute der Schwitzer und kündigte auf. Die Kühnel – sie sehnte sich so sehr darum –, Reimann, sie und Andres speisten mit uns in der Hütte. Es schmeckte uns allen so gut, wir tranken mit Champagner auf unser Wohl. Nach Mittag Einweihung des niedlichen Lusthauses unseres Nachbarn Reimann. Es kam die gewöhnliche Gesellschaft, Lissl mit Anhang, Salieri, die Bandinischen. Durch Beer schickte ich der Kornhäusel ein schönes Bouquet. Um 5 h rief die Reimann alle ins Lusthaus, bediente mit Kaffee, Wein, Bier, Salami. Dann kam wieder alles zum Jausnen zu uns und blieben bis 9 h. Ich habe schon 2 Tage vom Käsewasser Abführen, welches mich sehr ermattet.
Band 10 (X.), Seite 45v
02.06.1822
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