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In der Nacht Regen, trüb. Im Burgtheater „Prüfung der Treue“, im Kärntnertor-Theater zur Einnahme der Wilhelmine Schröder „Freyschütze“, Freiherr C[arl] M[aria] Weber dirigiert. Als er gestern in der Probe ins Orchester kam, wurde er mit Trompeten und Pauken, Vivat-Rufen und Klatschen empfangen, welches mich sehr freute. Er klagte sehr über Verstümmelungen und nannte es Schnitte ins Eingeweide. Im Theater an der Wien „Donauweibchen“, missfällt. Den Vormittag beim Grafen. Mit Joh[ann] Mark sah ich das Abbrechen des Salzgriestores, den Bau des Jantschky und Hackl am Salzgries, Reimund zeigte uns die Pläne zum Bau der jüdischen (?) Kirche, gegen welche die Liguorianer eifern. Dräxler und Agnes speisten mit uns. Nach Mittag mit Therese spazieren, sprach Kike. Dann ins Kärntnertor-Theater, über alle Begriffe voll. Viele Sitze im Parterre und Galerie blieben leer, viele stiegen aus den Logen herab. Weber wurde mit den einstimmigsten Rufen und Klatschen empfangen, ebenso nach der Ouvertüre; der Spottchor und Fortis Trinklied repet[iert]. Nach dem 1. Akt zweimal gerufen, 2 Gedichte wurden ausgeworfen. Ein frischer Lorbeerkranz fiel auf die Bühne, gebunden mit einem weißen, mit Gold gesticktem Atlasband, und in demselben das Gedicht. Er wurde gerufen, deutete sehr bescheiden, dass er ihn nicht aufheben kann. Am Schlusse erschien er mit dem Personale in der Mitte, wurde wieder einzeln, dann auch die Schröder gerufen. Es war ein wahres Künstlerfest. Therese war den Abend bei der Moser.
Band 10 (X.), Seite 33v
07.03.1822
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