Die Tagebücher des Joseph Carl Rosenbaum [885]

885
1800
1
8
Feuchte Kälte. Bis 10 h arbeitete ich, schickte der Mama Mehl, fuhr zum Gönner. In der Kanzlei machten wir unsere Manipulation der Billetts. Ich ging zum Brandl und mit selbem in die Kanzlei. Bei Tisch gab es Verdruss und ich empfahl mich. Klimbke erwartete mich im Kaffeehaus und gab mir Billetts ins Kärntnertor-Theater; ich ging ins Haus, gab sie den beiden Jungfern, Kampf, Giáy, Walther, Geyersperg, Kutschersfeld und Brandl. Stessel zahlte mir meine Anweisungen. Wir sprachen vom Verfall unseres Hauses, von Carl Zichys Eintritt als Plenipotentiaire, welcher schon bestimmt sein sollte, von der Einschränkung der Hofstatt und mehr dergleichen traurigen Gegenständen. Nach 5 h gingen Tonerl, mein Bruder und ich ins Kärntnertor-Theater. Pfersmann machte uns Entrée ins Parterre noble, wohin wir auch den jungen Roose mitnahmen. Es war ein überraschender Anblick, den großen Schauspielsaal beleuchtet zu sehen. Man gab die „Komödie aus dem Stegreif“, dann das neue Ballett „Cleopatras Tod“ von Clerico. Die Komödie war recht artig und unterhaltend, das Ballett schön, verständlich und nach der Geschichte gearbeitet, nur etwas zu lang. Das Spektakel dauerte bis nach 10 h Sacchetti zeichnete sich durch seine Dekorationen besonders aus. Das Publikum empfing den Palatin und Gemahlin, mit dem Kaiser und der Kaiserin mit dreimaligem Klatschen und Vivat-Rufen. Im Theater kam ich mit Barany zusammen und unterhielt mich recht angenehm; ich machte den Begleiter bis zu ihrer Wohnung im Klepperstall. Im Burgtheater frei für jedermann „Falstaff“, ebenfalls mit beleuchtetem Schauspielsaal. Nach dem Theater bewirtete ich meinen Bruder beim Klapper und so kamen wir erst nach 12 h ins Bett. Ich war sehr müde und schlief ziemlich gut.
Band 02 (II.), Seite 61r
08.01.1800
Copyright © 2024 Heraldisch-Genealogische Gesellschaft "ADLER", Wien. All Rights Reserved. Austria-1095 Wien, Postfach 7, Universitätsstraße 6/9b